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"Die Noris-Banditen" ist der Lebensroman des "Mister-Dynamit"- und "Kommissar X"-Erfinders C.H. Guenter.
Inspiriert von seinem eigenen Leben erzählt er die Geschichte des Curt Cramer, der Mitte der dreißiger Jahre in Nürnberg sein Abitur macht, gemeinsam mit seinem besten Freund Julius Greiner und dem Millionärssohn von Klett. Cramer ist nicht nur begeisterter Jazz-Trompeter, sondern auch ein Weiberheld erster Güte. Nachdem eine seiner Lehrerinnen seinen Verführungskünsten erlegen ist, macht sich sogar die Freundin seines Kumpels Julius an ihn heran. Doch Cramer schätzt Elisabeth lediglich als Braut seines besten Freundes.
Dann bricht der Zweite Weltkrieg über die Freunde herein und verschlägt sie in alle Winde. Julius Greiner wird von einem amerikanischen Panzer erschossen und von Klett heiratet schließlich die vermögende Elisabeth, während es Cramer nach Amerika verschlägt, wo er ein erfolgreicher Jazz-Trompeter wird. Als der Rock’n Roll durch den Sänger Elvis Presley modern wird, reist Cramer wieder nach Deutschland in der festen Absicht Schriftsteller zu werden, was ihm nach kurzer Zeit auch gelingt. Bald schon werden seine Bücher Bestseller und es dauert nicht lange, da werden die ersten Filmlizenzen verkauft. Von Klett stirbt bei einem Hubschrauber-Absturz und die einsame Witwe Elisabeth flüchtet sich in die Arme von Curt Cramer. Doch beide Menschen sind viel zu stur und dickköpfig, als dass das Glück von langer Dauer sein könnte ...
Spannend, verspielt, staubtrocken. So steht es auf dem Klappentext. Zumindest letzteres stimmt hundertprozentig. Die Spannung gibt es häppchenweise, unterbrochen von Passagen, die eher das Adjektiv langweilig verdient haben. Anhand der Kurzbeschreibung könnte man meinen, dass der Roman vielleicht 200 Seiten hat, doch der Autor dehnt seine Story auf stolze 560 Seiten aus und integriert in seine Geschichte, mehr oder weniger geschickt, zirka hundertseitige Kurzromane.
"Elisabeth und Achilles" spielt im Mittelalter und erzählt eine märchenhafte Liebesgeschichte zwischen der Tochter eines angesehen Bürgers von Nürnberg und dem Herrscher der verfeindeten Ansbacher, mit denen sich Nürnberg im Krieg befindet.
In "Begegnungen im Niemandsland" liest Curt Cramer die letzten Erlebnisse seines Freundes Julius Greiner während des Zweiten Weltkrieges nach.
Schließlich bekommt der Leser sogar noch einen brandneuen "Mister-Dynamit-Roman" in die Hände. "Der Alexandria-Irrtum" wird hier als Werk von Curt Cramer angepriesen und stellt mit Abstand die spannendste Geschichte des Buches dar, die man sogar genießen kann, ohne sich vorher durch 400 Seiten Nürnberger Lokalkolorit, Mittelalter-Liebelei und Kriegsgeschichte wühlen zu müssen.
Wen nichts mit der Stadt Nürnberg verbindet und wer sich auch für das Leben des Autors nicht interessiert, welches hier wohl stark ausgeschmückt wurde, der ist mit diesem Roman schlecht beraten. Darüber hinaus stellt sich zwangsläufig die Frage, was eine derart trocken erzählte Lebensgeschichte in einer Reihe zu suchen hat, die sich "Magic Edition" nennt.
Das wirklich sehr schöne und künstlerische Cover zeigt alles, was den Leser erwartet: das alte Nürnberg und die Sehnsüchte des Hauptakteurs - Frauen und Jazz.
Fazit:
Wie oben bereits erwähnt sind einige Abschnitt sehr interessant und besonders die Akzente einiger skurriler Zeitgenossen von Cramer wirken sehr lebensecht. Doch leider zieht sich das Buch wie Kaugummi und richtig spannend wird es erst in dem "Mister-Dynamit"-Roman "Der Alexandria-Irrtum", der einen wirklich fesselnden Spionage-Thriller zu Zeiten des kalten Kriegs darstellt.
Dennoch ist die Genre-Bezeichnung "Thriller" des Verlags übertrieben, denn Thrill erwartet den Leser nicht gerade.