Auf 136 Seiten beschreiben Rainer Schoch, wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung "Saurier - Erfolgsmodelle der Evolution", und seine Kollegen Johanna Kovar-Eder, Brigitte Rozynek, Ulrich Schmid, Markus Moser, Ronald Böttcher, Günter Schweigert und Reinhard Ziegler die evolutionäre Entwicklung der Saurier.
Schwerpunkt wird hierbei auf die ersten beiden Abschnitte des Erdmittelalters (Mesozoikum) gelegt: Die Trias (251 Millionen bis 200 Millionen Jahre) und das Jura (200 Millionen Jahre bis 142 Millionen Jahre).
Anschaulich erzählen die Wissenschaftler von der Einteilung der damaligen Tiergruppen. Der Titel sagt es schon: Es geht nicht nur um Dinosaurier, sondern um Saurier im Allgemeinen, also auch um riesige Meeresechsen und gigantische Flugsaurier.
Interessant ist darüber hinaus die Verwandtschaft heutiger Arten mit den riesigen Urzeittieren. Demzufolge sind Krokodile genauso mit Vögeln verwandt wie beispielsweise mit Schlangen und Echsen.
Das Buch ist in Form einer imaginären Zeitreise aufgebaut und beginnt ungefähr vor 250 Millionen Jahren an der Grenze vom Erdaltertum zum Erdmittelalter. Ein Massensterben hat gerade verheerende Folgen innerhalb der Tierwelt hinterlassen und damit den Weg geebnet für eine Tiergruppe, die seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelte: Die Saurier.
Anschließend geht es etappenweise zirka 100 Millionen Jahre in die Zukunft. Dies umfasst einen Zeitraum, der bis in die frühe Kreide-Zeit reicht, dem letzten Abschnitt vor dem Aussterben der Dinosaurier.
Da gerade im Süden Deutschlands viele Funde aus diesem Zeitraum stammen, können die Autoren ihre Fakten plastisch anhand von aktuellen Beispielen darstellen. Dabei wird nicht nur das Urzeittier an sich betrachtet, sondern sein gesamtes Umfeld. Das Klima, die Lebensumstände und auch die Vegetation, die sich im Laufe der Jahrmillionen drastisch veränderte.
Weltkarten zeigen die Veränderung der Kontinente aufgrund der Plattentektonik, Zeittafeln erleichtern das gedankliche Eingliedern der einzelnen Epochen und viele Fotos zeigen neben Fossilien auch anschauliche und lebensechte Modelle der Saurier, wie sie auch in Natura derzeit im Stuttgarter Museum am Löwentor zu bewundern sind.
Die Texte sind flüssig zu lesen, für Einsteiger in die Thematik aber nicht immer leicht zu verstehen. Glücklicherweise gibt es im Buch immer irgendwo entsprechende Abbildungen zu den Lebewesen, die so abstrakte Namen wie Gyrolepis, Batrachotomus oder Placodus tragen.
In braun hinterlegten Kästen widmen sich die Autoren grundlegenden Fragen, wie zum Beispiel die Altersbestimmung von Fossilien überhaupt vorgenommen wird oder worin die Vor- und Nachteile des Riesenwuchses bestehen.
Neben der Lebensweise der Saurier erhält der Paläontologie-Interessierte auch Einblick in die Arbeit von Wissenschaftlern und Fossilpräparatoren.
Ein Glossar rundet das Buch ab und erlaubt ein schnelles Nachschlagen schwieriger oder häufig vorkommender Fachbegriffe.
Die Aufmachung sieht einfach grandios aus, das reptilienartige Antlitz des Lurchenschlächters ( = Batrachotomus) sticht sofort ins Auge und weckt die Lust eines jeden Saurier-Fans, dieses Buch zur Hand zu nehmen, einige Stunden in der Welt der Urzeitechsen zu versinken und ihre Entstehung hautnah mitzuerleben. In den doppelten Genuss kommen all jene, welche die Ausstellung in Stuttgart besucht haben.
Fazit:
Wer das x-te Buch über Tyrannosaurus und Co. lesen will, ist hier sicherlich an der falschen Adresse. Vielmehr bietet Rainer Schochs Werk Einsicht in die Arbeit von Paläontologen und informiert anschaulich über die neuesten Erkenntnisse in der Saurier-Forschung.