Und wieder einmal neigt sich eine der Jugendbuch-Trilogien aus der Feder des deutschen Bestseller-Autors Kai Meyer dem Ende zu. Denn nach den beiden Romanen "Seide und Schwert" und "Lanze und Licht" steuert auch das Schicksal des Wolkenvolks im kürzlich erschienenen, abschließenden Band "Drache und Diamant" nun auf ein großes Finale zu.

Die letzte Schlacht um das Schicksal der Welt steht kurz bevor, und der Aether, jene gasförmige Substanz, die gelernt hat, selbstständig zu denken und zu handeln, ergreift von immer mehr Lebewesen Besitz und zwingt sie dazu, für ihn zu kämpfen. Doch noch ist die Hoffnung nicht verloren, denn zahlreiche Verbündete sind bereits losgezogen, um sich an den Hängen der Himmelsberge zu versammeln und zum finalen Kampf zu rüsten. Die Flotte der Geheimen Händler aus China, die seit Jahrhunderten mit ihren fliegenden Schiffen den Himmel befahren, zieht langsam heran, das Volk der Riesen, aus einem langen Schlaf erwacht, erklimmt die Gipfel des Gebirges - und dann sind da noch die Drachen, die sich bereits im Innern der Berge befinden und dort einen gewaltigen Diamanten bewachen. Es ist das Herz Pangus, jenes Giganten, der vor Äonen die Welt geschaffen und dann selbst zu einem Teil von ihr geworden ist. Doch der Aether ist tückisch: Er stellt seinen Feinden nicht nur die Geheimen Händler aus Russland entgegen, von deren Geist er Besitz ergriffen hat, sondern auch eine Armee aus Juru, aus Lava geborene Steinkreaturen. Auch nähert sich unaufhaltsam die gewaltige Wolkeninsel, die der Aether auf seine Gegner stürzen lassen will. Doch sein oberstes Ziel ist es, Pangus Herz zu erobern und die Macht über dessen Körper zu erringen, um die Welt nach seinen Vorstellungen neu zu formen.
Inmitten dieser Wirrungen bangt der Junge Niccolo verzweifelt um die Gesundheit seiner Geliebten, der Xian-Schülerin Mondkind, die von den Drachen in einen heilenden Schlaf versetzt wurde. Doch wird dieser Heilschlaf Mondkind auch von jenem Bann befreien, der dafür verantwortlich ist, dass sie Niccolo ebenso sehr liebt wie dieser das Mädchen? Währenddessen streift Nugua zusammen mit dem Drachenkönig Yaozi durch die Tunnel des Gebirges, kämpft gegen die Kreaturen des Aethers und erfährt endlich, warum die Drachen sie vor einem Jahr ohne ein Wort verlassen haben. Doch dann müssen die Verbündeten noch einmal ihre gesammelten Kräfte aufbringen, denn Pangu beginnt zu erwachen ...

Die letzten Worte der "Wolkenvolk-Trilogie" zu lesen, erweist sich als betrübliches und doch gleichermaßen auch befriedigendes Erlebnis, denn Kai Meyer bringt mit diesem dritten Band alle Handlungsstränge, die er während der letzten 1200 Seiten parallel geführt hat, zu einem runden und abgeschlossenen Ende. Zwar gibt es auch viele Handlungselemente, die nicht bis ins letzte Detail aufgelöst werden, sondern offen und geheimnisvoll bleiben, doch stört das diesen Eindruck des zufriedenstellenden Endes nicht im Geringsten. Vielmehr bietet dies die Gelegenheit, auch nach der Lektüre noch über so manche Kleinigkeit nachzudenken, sodass die Geschichte auch noch eine Weile länger in ihrem Leser weiterlebt.
Auch sprachlich stellt sich "Drache und Diamant" in eine Reihe mit seinen beiden Vorgänger-Romanen. Mit perfekt passenden Bildern und unglaublich packenden Emotionen erweist sich die Sprache des Buches als ein Kunstwerk für sich, das das Lesevergnügen neben der Spannung der eigentlichen Erzählung noch einmal steigert. Auch der abstrakte Gegner und der finale Kampf sind vom Autor hervorragend aus dem Handlungsverlauf heraus entwickelt und ausgeführt worden, sodass sich der Leser einmal mehr in der fantastischen, ja atemberaubenden Welt des altertümlichen Chinas verlieren kann. Einziger Kritikpunkt an "Drache und Diamant" wäre wohl, dass zwischendurch die Dialoge zwischen den Charakteren viel zu kurz treten - wobei man Kai Meyer zugestehen muss, dass an den entsprechenden Stellen Gespräche nur sehr schwer unterzubringen sind, da die Figuren entweder auf sich allein gestellt oder in Situationen sind, in denen sie einfach nicht miteinander reden können. Doch den Genuss, den "Drache und Diamant" zu bieten vermag, stört das keineswegs.

Fazit:
Der abschließende Roman der "Wolkenvolk-Trilogie" ist eine sprachlich höchst ansprechende und bezaubernde Lektüre, die durch die Hinführung zum alles entscheidenden Kampf zu einem packenden und wundervollen Erlebnis wird.