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 Sherlock Holmes Criminal Bibliothek, Band 1: Der Fluch von Baskerville


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Das Jahr 1902. König Edward VII. steht kurz vor der Krönung, Dr. Watson beschließt erneut zu heiraten und der Meisterdetektiv Sherlock Holmes bereitet sich auf den Ruhestand vor. Doch noch ist dem eigenbrötlerischen Kriminalisten die Muße nicht vergönnt, denn in Hampstead Heath scheint eine reißende Bestie ihr Unwesen zu treiben. Die Presse schürt die Vermutungen, dass der Hund der Baskervilles wieder auferstanden ist. Holmes schenkt diesem Fall eher beiläufig Interesse, denn der König betraut ihn mit der Aufgabe, einer Dame einen verhängnisvollen Brief zu entwenden, der ihn schwer belasten könnte. Darüber hinaus werden die Knochen Oliver Cromwells entdeckt - und gestohlen, jenem englischen Staatsmann, der mitverantworltich war für die Hinrichtung König Karls I. und der damit England zu einer Republik machte. Als der Sohn Karls I. die Verantwortlichen zur Rechenschaft zog und die Monarchie wieder einführte, ließ er Cromwell aufhängen.
Zwischendurch gehen Watson und Holmes einem Fall in Frankreich nach und werden auf der Überfahrt nach England prompt in einen Mordfall verwickelt, als ein chinesischer Steward ermordet wird. Sämtliche Fälle scheinen einen Zusammenhang aufzuweisen, doch nur ein Meisterdetektiv wie Holmes schafft es die Fäden zu verknüpfen und den gordischen Knoten zu lösen.

Der erste Band der neuen Reihe, die sich rund um den berühmten Detektiv dreht, kann als Autor einen wirklichen Kenner der Materie vorweisen. Hardwick versteht es die Protagonisten zu charakterisieren wie weiland Conan Doyle und schon nach den ersten Seiten ist man von der Handlung bereits gefangen, die zunächst erst mal langsam in Schwung kommt. Im Laufe der Geschichte werden viele Fakten zusammengetragen und Fälle eröffnet, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Doch bevor der Leser den Überblick verliert, werden Zusammenhänge geklärt und Geheimnisse gelüftet, bis es zum Finale kommt, welches sämtliche Fäden vereint. Dabei streut Hardwick geschickt Anspielungen auf ältere Fälle ein, so dass man Gefahr läuft in ein wahres Holmes-Fieber zu geraten und geneigt ist, sich die alten Geschichten nochmals zu Gemüte zu führen. Des Weiteren schafft es der Autor den meisten Figuren aus dem Holmes-Kosmos einen glaubhaften Auftritt zu verschaffen. Angefangen bei Inspektor Lestrade, über Holmes' Bruder Mycroft bis hin zu Chiefinspector Gregson, dazu viele Nebenfiguren die sporadisch in früheren Erzählungen bereits auftauchten.

Leider leidet die Übersetzung unter dem alten Fehler, der dafür sorgte, dass aus dem "Hund der Baskervilles" der "Hund von Baskerville" wurde. Da die Baskervilles aber ein Geschlecht und keinen Ort darstellen, wäre Ersteres die korrektere Bezeichnung, was auch für den Titel des vorliegenden Buches gilt, der bei dem Leser außerdem für falsche Vorraussetzungen sorgen kann, denn mit dem Fluch des alten Adelsgeschlechts hat dieser Fall rein gar nichts zu tun. Der eine oder andere Leser, welcher eine direkte Fortsetzung zu den Ereignissen in Dartmoor erwartet, könnte dahingehend enttäuscht werden. Wer sich dann aber aufrafft und die Handlung weiterverfolgt, wird einen hervorragend recherchierten, historischen Kriminalroman der vorletzten Jahrhundertwende vorfinden, der nicht nur für Sherlock Holmes-Anhänger ein Lesevergnügen ist.

Besonders hervorheben möchte ich noch Holmes' Bedenken in Hinsicht auf die Entwicklung und Schnelllebigkeit unserer Zeit. Er befürchtet, dass seine Methoden schon bald überholt sein und überflüssig werden, wenn Berufe und Tätigkeiten immer mehr industrialisiert werden und es einem scharfen Beobachter quasi unmöglich gemacht wird, aufgrund hervorstechender Körpermerkmale und Kleidungsgewohnheiten auf sein Handwerk und seine Vorlieben zu schließen. Hier beweist Holmes einmal mehr, dass er seiner Zeit weit voraus war. Das Tüpfelchen auf dem i bilden die Innenillustrationen von Andreas Gerdes. Der skizzenartige Stil wirkt lebhaft und die Szenen passen perfekt zum Geschehen. Leider sind auf den knapp 270 Seiten gerade mal zwei Bilder zu sehen.
Die Aufmachung der Reihe ist ebenfalls sehr gelungen und gemeinsam mit einem stimmungsvollen Titelbild stellt dieses Buch ein wahres Schmuckstück in der Sammlung eines jeden Krimi-Fans dar.

Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2004 | ISBN: 9783898402118 | Preis: 9,95 Euro | 268 Seiten | Sprache: Deutsch

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