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Nach seinem erfolgreichen Debütroman "Das Jahr der Hyänen", in dem er seinen Lesern einen Kriminalroman aus dem alten Ägypten bot, legt der amerikanische Drehbuchautor und Schriftsteller Brad Geagley mit "Der Narrenkönig" eine Fortsetzung um seinen zunächst unnahbar und später sehr menschlich erscheinenden Charakter Semerchet vor und lässt diesen im Zweistromland ermitteln.
Theben, um das Jahr 1150 vor Christus.
Die Verschwörung gegen Ramses III. wurde zerschlagen, dennoch ist der Pharao seinen Wunden erlegen. Nun herrscht sein Sohn über das mächtige Reich am Nil, doch auch ihm ist das Schicksal nicht wohlgesonnen. Denn Ramses IV. ist schwer erkrankt, und selbst die besten Ärzte Ägyptens können ihm in seinem Leiden nicht helfen. So wird der Sonderermittler Semerchet losgeschickt, um die Götterstatue des Bel-Marduk, der man heilende Kräfte nachsagt, aus Babylon ins Reich am Nil zu holen. Die Gesundheit des Pharaos ist jedoch nicht der einzige - und für Semerchet nicht einmal der vorrangige - Zweck dieser beschwerlichen Reise. Er hat von Ramses IV. Papiere bekommen, die die Freilassung zweier verbannter Ägypter befehligen, die nach ihrer unwissentlichen Beteiligung an der Palastverschwörung ins Exil nach Babylon geschickt worden waren: Semerchets Ex-Frau Naia und der Grabhandwerkerssohn Rami.
Doch das Zweistromland befindet sich in unruhigen Zeiten. Während die Elamer unter Führung König Kutirs Babylonien eingenommen und besetzt haben, formiert sich im Untergrund Babylons eine Rebellengruppe, die ihr rechtmäßiges Land zurückerobern möchte. Jene Isin sind es auch, denen zahlreiche Überfälle und Anschläge auf große Landgüter nachgesagt werden, bei denen sie die Bewohner mit grausamer Brutalität töten. So auch das Anwesen, auf dem Naia und Rami gearbeitet haben. Überlebende soll es nicht gegeben haben. Semerchet will die schreckliche Nachricht nicht wahrhaben und klammert sich verzweifelt an die Hoffnung, seine Geliebte und der Junge könnten dem Massaker entkommen sein - doch irgendjemand versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass der Ermittler seine Nase zu tief in diese Angelegenheit steckt ...
Brad Geagley ist es mit seinem zweiten Roman gelungen, eine glaubwürdige Handlung zu entwerfen, die in direktem Zusammenhang mit den Geschehnissen aus "Das Jahr der Hyänen" steht und trotzdem nicht nach dem gleichen Schema aufgebaut ist, wie das erste Buch um den ägyptischen Sonderbeauftragten. Durch diese Abwechslung gelingt es dem Autor, seinen Leser von den ersten Zeilen an wieder für sich und seine Geschichte begeistern zu können. Erschien "Das Jahr der Hyänen" zum Großteil als ruhiger und intensiver Kriminalroman, so liest sich "Der Narrenkönig" sehr flüssig und kurzweilig und bleibt dabei genauso spannend wie sein Vorgänger, obwohl sich die Handlung zunächst nicht wie die eines klassischen Krimis zeigt, sondern vielmehr die Nachforschungen Semerchets beschreibt, ohne dass überhaupt ein Verbrechen passiert ist. Die Hauptfigur selbst lässt auch Raum für Lob, denn mit dem ägyptischen Ermittler hat Brad Geagley eine sehr starke Persönlichkeit erschaffen, die nicht nur mit ihrer inneren Zerrüttung zu kämpfen hat, sondern auch mit ihren Gefühlen zu Naia. Geagley gelingt es, diese Gefühlswelt Semerchets sehr eindringlich zu schildern, ohne sie dabei überhand nehmen zu lassen. Leider lassen sich einige der Handlungselemente schon etliche Seiten, bevor sie eintreten, voraussagen, doch diese Tatsache mindert den Lesegenuss kaum.
Auch die deutsche Übersetzung von Joachim Peters sorgt für Freude beim Lesen, denn sie erscheint rund und überaus gelungen. Lediglich der Titel des Buches ist hier Ansatzpunkt für Kritik, denn tatsächlich geht es in "Der Narrenkönig" weniger um ebendiesen - ganz davon abgesehen, dass die Handlung zwei gleichwertige Narrenkönige bereithält - als vielmehr um den "Tag des Narrenkönigs", ein babylonisches Fest, das zum Ende des Romans hin eine gewisse Bedeutung hat. Warum man sich hier bei der Übersetzung nicht einfach am Originaltitel ("Day of the False King") orientiert hat, ist schleierhaft. Außerdem hätte der Titel "Der Tag des Narrenkönigs" eine nette Parallelität zum Titel des ersten Buches, "Das Jahr der Hyänen", ergeben.
Fazit:
"Der Narrenkönig" garantiert seinem Leser einen spannenden und abwechslungsreichen Kriminalroman, der seinen Vorgänger noch übertrifft. Obwohl die Handlung an manchen Stellen vorhersehbar ist, verspricht das Buch dennoch etliche überraschende Wendungen und Ereignisse, die seinen Leser in Atem halten.