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 SZ Junge Bibliothek, Band 27: Das war der Hirbel


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Fräulein Maier ist neu im Kinderheim. Sie kennt den Hirbel noch nicht. Den kleinen Jungen mit dem großen Kopf, vor dem alle anderen Kinder Angst haben. Und als ihr der Hirbel seine vollgepinktelte Unterhose an den Kopf wirft, hat auch sie ein bisschen Angst vor dem wie verrückt schreienden Jungen. Doch eigentlich ist der Hirbel harmlos. Er will niemandem etwas zu Leide tun, wenn man ihn bloß in Ruhe lässt. Helfen kann ihm sowieso keiner. Seine schlimmen Kopfschmerzen kann keiner herausholen.
Angst hat der Hirbel nur vor Herrn Winkler vom Jugendamt und vor Herrn Schoppenhauer, dem Hausmeister. Der will ihn am liebsten loswerden. Oder mindestens richtig verprügeln.
Doch der Hirbel, den die Erwachsenen für zurückgeblieben halten, ist raffiniert und viel schlauer als alle denken. Was er will, erreicht er auch. Und sein nächstes Ziel ist es, dem Hausmeister eins auszuwischen.

Peter Härtling, 1933 in Chemnitz geborener Autor von Weltrang, hat eine große Anzahl Kinderbücher geschrieben. Ob "Oma", Ben liebt Anna", "Alter John", "Fränze", Lena auf dem Dach", "Krücke", "Tante Tilli macht Theater" oder "Jette" - sie wurden mit Preisen überschüttet und millionenfach verkauft.

Auch "Das war der Hirbel" ist eines der wundervollen Kinder- und Jugendbücher, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Fern ab der Bücher über Internatsstreiche, Pferdeglück und Abenteuergeschichten der vier, viereinhalb oder fünf Freunde, die meist recht einfach gestrickte Geschichten sind, bilden die literarischen Ausflüge Peter Härtlings in die Welt der Kinder und Jugendlichen ein Stück Welt ab, das so noch nicht betrachtet wurde.
In "Das war der Hirbel" ist es die furchtbare Situation vieler Heimkinder, die niemand mehr haben will, die ihr trauriges Leben am Rande der Gesellschaft fristen müssen und um die sich fast niemand kümmert. Ein besonders trauriges Schicksal hat der Hirbel. Er ist durch einen Geburtsfehler mit schlimmen Kopfschmerzen geschlagen, kaum lernfähig und körperlich zurückgeblieben. Sein Werdegang wird nicht beschönigt, in wundervoll komponierten Facetten beleuchtet und schlaglichtartig charakterisiert.

Den Lesern, ob zehn oder sechzig Jahre alt, wird dieses eigentlich trostlose Leben in all seiner Härte, Ausweglosigkeit, aber auch melancholischen Schönheit vorgestellt. Die wundervolle Sprache Härtlings, seine knappe, sachliche Darstellung machen betroffen und erfreuen zugleich. Niemanden läßt das Schicksal des Hirbels unberührt.
Ganz nebenbei schärft er das Auge des Betrachters für Behinderte, Verlassene und Ausgestoßene. Er weckt Mitgefühl für diese Kinder, rüttelt auf und reißt mit - ohne gefühlsduseliges Mitleid oder falsche Anteilnahme in den Mittelpunkt zu stellen.

Dieses Kinderbuch Peter Härtlings wird nicht umsonst in vielen Schulen zum Unterrichtsgegenstand gemacht. Es enthält auf wenigen Seiten mehr als mancher dicker Jugendroman mit vielen Worten auszuweiden versucht. Hier steht kein Abenteuer, kein Spaß oder kein spannendes Ereignis im Zentrum der Betrachtung, sondern ein sehr interessantes, packendes Kinderschicksal, das ganz nebenbei ein Schlaglicht auf unseren Umgang mit Behinderten wirft.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 9783866151284 | Preis: 4,90 Euro | 79 Seiten | Sprache: Deutsch

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