Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Es ist 1983, der Kalte Krieg tobt, die nukleare Bedrohung ist noch längst nicht abgewendet. Besorgt beobachten die Einwohner der Stadt Kansas City die internationalen Entwicklungen zwischen der Sowjetunion und den USA, nachdem Westberlin von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Überall auf der Welt brechen Konfliktherde aus, beschießen sich erstmals sowjetische und amerikanische Streitkräfte direkt - bis der Kalte Krieg schließlich heiß wird. Eines Tages starten die Atomraketen aus den Silos nahe Kansas City - eine halbe Stunde später ist die Stadt unter den Atompilzwolken mehrerer russischer Sprengköpfe verschwunden.
Für die Überlebenden beginnt ein harter Kampf. Dr. Russell Oakes versucht verzweifelt, das letzte operierende Krankenhaus in der Umgebung am Laufen zu halten, während von überall Flüchtlingsströme eintreffen und die Menschen durch Verstrahlung erkranken. Andere verstecken sich tage- und wochenlang in ihren Kellern und laufen Gefahr, darüber wahnsinnig zu werden. Allen ist jedoch eines gemein: In dieser postnuklearen Welt scheint es keine Hoffnung zu geben ...
"The Day After" ist neben dem ein Jahr jüngeren, britischen Film "Threads" eine von zwei bemerkenswerten TV-Produktionen der achtziger Jahre, die die Zuspitzung des Kalten Kriegs mit einem allumfassenden Nuklearschlag am Höhepunkt und die Folgen dieser globalen Katastrophe zeigen. Doch während der ein bisschen bessere Film "Threads" eine etwas distanziertere Perspektive einnimmt und viele Jahre in die Zukunft geht, inklusive nuklearem Winter und steinzeitlichem Neubeginn, schildert "The Day After" nur die Wochen und Monate direkt vor und direkt nach der Katastrophe anhand der Figuren, die bereits anfangs eingeführt werden. Eines haben beide Filme jedoch gemeinsam: Ihre Darstellung der Ereignisse ist jederzeit vollkommen glaubwürdig, fast schon dokumentarisch, unheimlich beängstigend und deprimierend. Die Vorstellung, dass eine weitere Blockade Westberlins einen Konflikt hätte provozieren können, der sich über einige Wochen und Monate zum totalen, nuklearen Krieg entwickelt, ist gar nicht so abwegig, und man kann dankbar dafür sein, dass dieses Worst Case-Szenario der Menschheit erspart geblieben ist.
"The Day After" ist kein besonders spannender Film - die emporschießenden Atompilze zur Hälfte der Spielzeit sind beschlossene Sache. Hier handelt es sich stattdessen um eine Simulation, um ein "Was wäre wenn?"-Szenario, um die Möglichkeit, die schlimmste aller Varianten einmal zu Gesicht zu bekommen. Daran findet man in "The Day After" keine Freude, selbst das Inferno im Mittelteil wird nicht ästhetisch oder tricktechnisch überhöht, sondern vor allem durch echte Archivfilme unterstrichen. Die Panik und der Fatalismus angesichts emporsteigender Raketen sind ebenso wenig schön anzusehen wie das langsame Dahinsiechen der Menschen am Tag danach - Humor kennt der Film keinen. Als Zuschauer kann man das nur mit Bestürzung und Ekel verfolgen und ist dankbar, dass es sich hierbei nur um einen Film handelt. Dieser mag zwar aus dem Jahr 1983 stammen, und sein Ziel mag gewesen sein, die Menschen und Nationen damals aufklären und warnen zu wollen - doch Nuklearraketen sind noch immer nicht aus der Welt, das im Film geschilderte Szenario ist immer noch denkbar. Hoffen wir, dass es niemals dazu kommen wird!
Das Bonusmaterial mutet da fast schon zynisch an. Präsentiert werden drei amerikanische Lehr-/Propagandafilme, darunter der Klassiker "Duck & Cover", der einem weismacht, dass es tatsächlich hilft, sich auf den Boden zu schmeißen und zu schützen, wenn nebenan eine Atombombe hochgeht. Wahrscheinlich ist es besser als gar nichts ... Auf jeden Fall zeigt sich in den drei Filmen ein interessanter Einblick, wie die nukleare Bedrohung durch die amerikanischen Behörden seinerzeit angegangen wurde - für das dreckige Nachhinein des nuklearen Holocaust gab es offensichtlich keinerlei Pläne.
Da es sich hierbei um eine TV-Produktion der frühen Achtziger handelt, ist die technische Qualität des Films erwartungsgemäß schlecht. Ein verkrisseltes, blasses Bild steht magerem Ton im Monoformat gegenüber. Immerhin wird so kein Spektakel draus, denn das wäre dem Anliegen nicht mehr angemessen.