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Poker und kein Ende. Einer der bekannten Stars des Pokers und Gastgeber der amerikanischen Fernsehsendung "Celebrity Poker Showdown" - die gibt es auch auf "Das Vierte" schon mal spätabends im deutschen Fernsehen - ist Phil Gordon. Der Pokerprofi hat zusammen mit Jonathan Grotenstein ein eher unübliches Pokerbuch geschrieben, das mehr einen Einblick in die Welt des Pokers gibt, als dass es dem Leser klare Tipps gibt, wie er welches Blatt zu spielen hat.
Nach einem Hinweis, dass sich chronische Spielsüchtige gefälligst an die Anonymen Spieler wenden sollen - darf ja ruhig auch mal in diesem Zusammenhang gesagt werden -, einer Menge Vorworte, Danksagungen und ähnlich Vorhergeschicktem, geht es mit Texas Holdem los - und eigentlich auch nur mit Texas Holdem, denn die anderen Varianten lässt Phil Gordon ganz beiseite. Also erfährt der Leser erst mal, wie man es spielt, was die Fachbegriffe sind - man will ja das Gleiche unter dem Namen verstehen - und was es sonst noch so an Regeln gibt, von denen es ja heißt, man lerne sie in zehn Minuten, brauche aber ein ganzes Leben, um das Spiel zu verstehen.
Und dann geht es gar nicht darum, wie man spielt, sondern wie ein Pokerprofi denkt, wie man gute Spiele bei sich zu Hause aufzieht, wie man im Bereich Onlinepoker am sinnvollsten vorgeht - nicht ohne einen kleinen Schlenker zum Sponsor, einer gerade in Deutschland auch bekannter werdenden Pokerseite -, und dann geht es über Cardrooms und Casinos bis hin zum Dasein eines Pokerprofis. Zwischendurch gibt Gordon eine Menge Tipps, welche Bücher man denn sinnvoll noch lesen könnte, welche Gewohnheiten man annehmen oder nicht annehmen soll - er gibt auch Tipps, wie man einen ganzen Tisch so sehr nerven kann, dass sämtliche Spieler in den Zustand des Tilt verfallen, jeder Karte unsinnig nachjagen und viel zu viel Geld ausgeben, um den Nerver dranzukriegen, mit dem Effekt, dass der Nerver, wenn er seine eigenen Nerven im Zaume hält, mit sehr viel Geld vom Tisch geht.
Phil Gordon gibt auch einige Anekdoten und Spiele aus seiner eigenen Karriere zum Besten, unter anderem Duelle mit den interessantesten Spielern, aber auch unangenehmsten: Mike "The Mouth" Matusow und Phil Hellmuth Jr. Wirklich unterhaltsame Geschichten.
Und unterhaltsam schreiben Gordon und sein Co-Autor Grotenstein auch unbedingt immer. In der Fantasie lassen sie den Leser gegen dessen Großmutter antreten und natürlich verlieren, sie sind oft plakativ bis drastisch in den Formulierungen und lassen den Leser viel Spaß haben. Dass dabei vieles nur gestreift wird, die Sache an sich also eher oberflächlich bleibt, ist gar nicht so tragisch, denn Gordon geht es ja hauptsächlich darum, dem Einsteiger die Faszination Poker mitzugeben und, ganz Mentor, seinen Lesern mitzugeben, wo sie sich die wichtigsten Kenntnisse herholen können.
Im Gegensatz zu anderen Pokerbüchern, die momentan ja in größeren Mengen auf den Markt kommen, ist dieses Buch aus dem riva Verlag sehr schön gesetzt und schick aufgemacht, dafür gibt es ein paar kleine Nerver in der Übersetzung, die einfach ein paar Begriffe übersetzt, die man nicht übersetzen muss. Zum Beispiel klingt "Taschenasse" für zwei Asse in den verdeckten Karten nicht wirklich geläufig. Da gibt es feste Begriffe für, die man dann genauso hätte übernehmen können. "Pot Odds" oder "Value" kommen schließlich auch unübersetzt vor, von "Dealer oder "River mal ganz abgesehen.
Aber das ist nur ein kleines Manko bei einem sehr unterhaltsamen Buch über ein faszinierendes Spiel. Nur so ganz für Einsteiger ist das Buch dann doch nichts, denn wenn man noch nicht gespielt hat, wird man das Buch wahrscheinlich bald weglegen. Wenn man schon ein bisschen Erfahrung hat, wird man an der Erfahrung des Pokerprofis eine Menge lernen können und vielleicht noch ein bisschen mehr in die Welt des Pokers hineingesogen.