Nachdem Regisseur und Produzent Chris Columbus mit seinen Verfilmungen der ersten beiden "Harry Potter"-Bücher großen Erfolg hatte, versuchte sich der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón an "Harry Potter und der Gefangene von Askaban", der dritten Adaption der Roman-Reihe - und legte ein optisches Meisterwerk vor, das ihn praktisch über Nacht einem breiten Publikum bekannt werden ließ.

Die ganze Zaubererwelt ist in Aufruhr, denn Sirius Black (Gary Oldman) ist aus dem Zauberergefängnis Askaban ausgebrochen. Er soll einer der ergebensten Diener des Dunklen Lords gewesen sein, als dieser auf der Höhe seiner schrecklichen Herrschaft war. Nun ist Black allem Anschein nach auf der Suche nach Harry Potter (Daniel Radcliffe), um zu tun, woran sein Meister zwölf Jahre zuvor gescheitert ist: Harry zu töten und Lord Voldemort dadurch vielleicht sogar seine Macht wiederzugeben. Seltsam ist auch das Versprechen, das Mr Weasley (Mark Williams) Harry besorgt abnimmt: "Was auch passiert, versprich mir, nicht nach Sirius Black zu suchen!"
Als es dem verbitterten Anhänger Voldemorts schließlich gelingt, in die Zaubererschule Hogwarts einzudringen und sogar bis in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors zu gelangen, scheint Harry nicht einmal mehr unter der Obhut des weisen Schulleiters Professor Dumbledore (Michael Gambon) sicher zu sein und in Lebensgefahr zu schweben. Doch mit Hermine (Emma Watson), Ron (Rupert Grint) und dem neuen Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Remus Lupin (David Thewlis), hat Harry starke Freunde, die ihm im Kampf gegen das Böse beistehen ...

Von der ersten Minute an merkt man, dass bei der vorliegenden dritten Verfilmung der "Harry Potter"-Reihe ein neuer Regisseur zu Werke gegangen ist, der keinesfalls versucht, die Arbeit seines Vorgängers zu kopieren, sondern seinen ganz eigenen Stil, seinen ganz eigenen Flair in den Film einbringt. Und das ist auch gut so, denn auch wenn Chris Columbus’ Regie-Arbeiten dem Zuschauer nette Unterhaltung boten, so waren sie durch die beinahe hundertprozentige Übernahme von Dialogen und Handlungsverlauf für "Harry Potter"-Liebhaber doch frei von Überraschungen jeglicher Art. "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" löst sich dagegen sehr von seiner Romanvorlage und beschreitet eigene Wege, die dem Zuschauer nicht nur spritzige, in ihrem Wortlaut nicht schon aus dem Buch bekannte Dialoge bieten, sondern ihn auch an etlichen Überraschungen in punkto Handlung teilhaben lassen. Das beeindruckendste Element dieser Verfilmung ist aber wohl eindeutig die optische Umsetzung der Szenen und Beschreibungen aus dem Buch. Das prachtvolle Schloss Hogwarts inmitten einer wundervollen schottischen Landschaft, die flatternden Gewänder der Dementoren, in deren Gegenwart alles mit einer dünnen Schicht Eis überzogen wird, oder die düstere Atmosphäre, die den Showdown des Films bestimmt - Alfonso Cuarón bietet seinem Zuschauer einiges für die Augen, das die Verfilmung zu einem einzigartigen Erlebnis werden lässt. Doch eines kann man nicht abstreiten: "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" ist dunkler als seine beiden Vorgänger und birgt viele Elemente, die eher an einen Horror- denn einen Fantasy-Film erinnern. Die höhere Alterseinstufung in die Kategorie "ab 12" hat also durchaus ihre Berechtigung.
Als Bonus hält die vorliegende "2-Disc Edition" nicht nur einige bislang unveröffentlichte Film-Sequenzen, sondern auch etliche sehr interessante und auch unterhaltsame Interviews bereit. Zudem wird dem Betrachter ein schöner und umfassender Einblick in die Arbeit der Tiertrainer am Filmset sowie die technische Herausforderung, die der Hippogreif Seidenschnabel der Crew geboten hat, vermittelt. Jüngere Zuschauer können sich außerdem auf ein Quiz und einige Touren durch Hogwarts und seine Umgebung freuen - schnell jedoch wird die Erkundung des Geländes langweilig, da sich hier nichts sonderlich Spannendes findet.

Fazit:
Alfonso Cuaróns Umsetzung des "Harry Potter"-Stoffes ist überaus gelungen und strahlt seinen ganz eigenen Charme aus. Vor allem optisch kann "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" überzeugen, wobei Handlung und Humor jedoch keinesfalls zu kurz kommen.