Chief Inspector Tennison, erster weiblicher Chefermittler des Londoner Morddezernats (hinreißend gespielt von Helen Mirren), wurde "zur Sitte" versetzt - offenbar, weil sie ihren Vorgesetzen zu erfolgreich und vor allem zu ambitioniert war. Doch auch hier wartet ein Mordfall auf die gewitzte Ermittlerin: In der Wohnung eines Transvestiten (Peter Capaldi) verbrennt bei lebendigem Leib ein Junge. Dieser trieb sich im Londoner Strichjungenmilieu rund um die Bahnhofsmeile Kings Cross/StPancras herum, dessen Zentrum ein verrufener Jugendclub unter Leitung des zwielichtigen Edward Parker-Jones (Ciaràn Hinds) ist. Die Ermittlungen sind komplizierter als gedacht; nicht nur, dass Jane Tennisons alter Rivaler Otley (Tom Bell) im Team mitmischt; auch die Vorgesetzten scheinen nicht allzu viel Eifer an den Tag zu legen. Sind die Gerüchte wahr, dass ein höherer Polizeiangestellter gelegentlich Kunde bei den minderjährigen Strichjungen war? Und welche Rolle spielt der Herumtreiber James Jackson (David Thewlis), der im Auftrag Unbekannter die Strichjungen einschüchtert und zu Falschaussagen nötigt?

Die schmutzigen Seiten der Großstadt, Intrigen innerhalb der Polizei und eine skrupellose Ermittlerin auf verlorenem Posten - diese Tugenden zeichneten schon die ersten zwei Teile der britischen Krimiserie "Prime Suspect" aus. Auch im dritten Teil "The Keeper of Souls" (zu deutsch: "Aktion Soko") wird dem Zuschauer wieder ein exzellenter und packender Stoff geboten, der sich nicht lange mit Befindlichkeiten aufhält, sondern die Großstadt London mit all ihren Schattenseiten darstellt, und dies in einer Ernsthaftigkeit, die man in deutschen Fernsehproduktionen so oft vermisst. Warum "Aktion Soko" allerdings nicht ganz so überzeugen kann wie die ersten zwei Folgen, liegt wohl vor allem am Drehbuch. Lynda La Plante, die bisher nur die exzellenten Vorlagen lieferte, zeichnet diesmal auch für die filmische Umsetzung des Stoffs verantwortlich - und verzettelt sich ein wenig in der Ermittlungsarbeit. Zu vielen Spuren müssen Jane Tennison und ihr Team diesmal nachgehen, und auf den vielen falschen Fährten bleibt die Spannung zunehmend auf der Strecke. Zudem werden die hervorragenden Schauspieler, vor allem David Thewlis und Ciaràn Hinds, regelrecht verschenkt, da sie nur in wenigen Szenen ihr Talent unter Beweis stellen können. Auch das Privatleben von Jane Tennison und die Konflikte innerhalb des Teams bleiben diesmal außen vor.

Fans der Serie dürfte das nicht abschrecken; denn natürlich ist auch "Aktion Soko" ein exzellenter Fernsehkrimi, der von Koch Media wie gewohnt in einer schönen Boxausgabe präsentiert wird. Innerhalb der Serie aber ist diese Folge ein Rückschritt. Das Drehbuch hätte deutlich gestrafft werden müssen, und auch Regisseur David Drury war bei der Personenzeichnung etwas arg nachlässig. Sei’s drum - wer britische Fernsehkrimis schätzt, kommt auch an dieser Folge von "Prime Suspect" nicht vorbei, und allein die Verkörperung der Hauptfigur durch Helen Mirren rechtfertigt die Anschaffung dieser Box.