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Tobi und seine kleine Schwester Maja zanken sich. Wie immer, denkt ihre Mutter. Auch diesmal ist der lautstarke Streit um den Teddy von Tobi eskaliert und die beiden treten und hauen sich. Und wieder einmal war es jemand anderes, der das Schaf von Maja versteckt hat oder den Teddy genommen hat. Immer wieder jemand anderes.
Die Eltern wissen nicht mehr ein noch aus. Dieser
Herr Jemand Anderes geht ihnen ziemlich auf die Nerven. Nie war es Tobi, nie Maja, immer dieser Unbekannte.
Wie kann man bloß den Streit der beiden Geschwister beenden und die dauernden Ausflüchte verhindern? Da haben die Eltern von Tobi und Maja eine Idee. Und schon bald fragen sich die Kinder, ob Streit und Lügen wirklich besser sind als sich vertragen und zusammen spielen.
Die Autorin Sylvia Schneider und der Illustrator Matthias Weber haben sich zusammen getan und ein Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren konzipiert. Das Thema ist altbekannt, die Lösung, die hier angeboten wird, ist neu.
Hier wird nicht auf Vernunft gesetzt oder die Kinder in ein gemeinsames Spiel eingebunden, sondern "der Spieß umgedreht". Plötzlich sind es die Eltern, die lügen und die Kinder mit einer Situation konfrontieren, die zum Nachdenken und Umdenken provoziert.
Hier liegt auch die Crux dieses Bilderbuches. Sind die einfache Sprache, die nette Art, Dinge und Vorgänge zu beschreiben und die klaren, Kindern sehr eingängigen Zeichnungen über jede Kritik erhaben, ist die Botschaft mehr als fragwürdig.
Soll Kindern wirklich Angst gemacht werden? Sollen die Geschwister über die gemeinsame Not und die unbekannte Bedrohung durch diesen
Herr Jemand Anderes zum Umdenken gezwungen werden?
Und ist Streit wirklich eine Vernunftsache, die sich erledigt, wenn Kinder "beschließen" in Zukunft zusammen und ohne gegenseitige Schuldzuweisungen spielen zu wollen?
Das ist stark zu bezweifeln und vom pädagogischen Standpunkt aus abzulehnen. Weder kann man so Einsicht hervorrufen noch mit Vernunft ein harmonisches Familienleben "erzwingen". Und das Grundschulkinder von selber auf den Gedanken kommen, dass sie dauernd Ausflüchte suchen, nur um nicht die Wahrheit zu sagen, ist kaum zu erwarten. Und noch viel weniger wird ein fünf- oder sechsjähriges Kind diese Botschaft verstehen oder anwenden.
Das Ergebnis ist zwiespältig. Machen die Bilder und die Sprache Lust auf diese Geschichte, ist die Idee oder die Aussage den kleinen Zuhörern nicht zu vermitteln. Sie verstehen die Kunstfigur
Herr Jemand Anderes nicht und sehen in diesem Begriff keinen Sinn. Und leider ist ihnen der Sinn auch nicht zu vermitteln. Unverständnis und steigendes Desinteresse sind die Folge.
Sind die Bilder auch noch so nett und die Fähigkeit der Autorin, kindgerechte Sprache mit einer vermeintlich einfachen Botschaft zu vermitteln klar zu erkennen, ist das praktische Resultat doch ernüchternd: Das Buch wird von den kleinen Betrachtern und Zuhörern abgelehnt.