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Adamsberg ist erfreut, in der neuen Gerichtsmedizinerin eine alte Bekannte wieder zu erkennen. Vor zwanzig Jahren brachte ihm ein Streit in einer Mordermittlung ungewohnte Meriten, denn er behielt Recht und Frau Doktor Lagarde täuschte sich - ein sehr seltener und bemerkenswerter Umstand. Denn Miss Lagarde, weltberühmte Autorin eines Fachbuches über "Dissoziierte Mörder", gilt allgemein als unfehlbar.
Lagarde kommt Adamsberg gerade recht. Die Todesfälle zweier alter Frauen entpuppen sich urplötzlich als raffinierte Morde. Zwei Hirsche, denen das Herz aus dem Leib geschnitten wurde, ein Penisknochen eines bereits kastrierten Katers, der Diebstahl einiger Reliquien aus der nahen Kirche und ein Rezept für einen Unsterblichkeit verleihenden Trank aus einem dreihundertfünfzig Jahre alten Buch scheinen damit in Zusammenhang zu stehen.
Auch wenn Danglard, Adamsbergs Chef, nicht an einen perfiden Mordplan glaubt, lässt er dem stillen, oft in sich gekehrten "Bullen" seinen Willen. Urplötzlich aber erhält die fixe Idee Adamsbergs, dass der Mörder eine "dritte Jungfrau" ermorden will, um den Trank zu vollenden, eine dramatische Wendung, als einer der ermittelnden Polizeibeamten spurlos verschwindet.
Bereits nach wenigen Minuten des Hörspiels "Die dritte Jungfrau" ist dem Hörer klar, dass diese Produktion unvergleichlich ist. Im positiven Sinn einmalig, weil ein gutes Dutzend erstklassiger Sprecher, eine stimmungsvolle und düstere Hintergrundmusik, eine perfekte Geräuschkulisse und ein hochkomplexer, anspruchsvoller Text zu einer grandiosen Melange verwoben wurden.
Ob Volker Risch als kongenialer Ermittler Adamsberg oder Peter Fricke als sein Chef Danglard, Karin Anselm als geheimnisvolle und ungemein interessante Doktorin Lagarde, vor allem aber der komplexe Verse schmiedende Veyrenc, dem Christian Redl seine Stimme leiht - hier ist Hochkarätiges angetreten, um dem grandiosen Bucherfolg der Französin Fred Vargas ein ähnliches Echo als Hörspiel zu ermöglichen.
Leider steht dem ein negativer Gesichtspunkt gegenüber, der diese Produktion fast zu einem Desaster werden lässt: die Kürzungen.
Hier werden fast fünfhundert Buchseiten, eine komplexe, schwierige, aus unzähligen Puzzlestücken bestehende Romanhandlung zu einhunderelf Minuten zusammengedampft. Das Ergebnis ist schwierig, beim ersten Hören fast kryptisch und unverständlich und durch ständige Szenen- und Handlungswechsel zumindest schwer zu entschlüsseln.
Wer aber der Geschichte seine volle Konzentration gönnt, sie vielleicht gar zweimal hört - dann wird auch die erste, zweiminütige Sequenz verständlich -, der wird mit einer wirklich einmaligen Produktion belohnt.
Hier ist literarisch auf höchstem Niveau eine Geschichte zu hören, die es verdient zum Bestseller zu werden - mit der klaren Einschränkung, dass die Kürzungen heftig und teilweise zu stark sind. So bleibt die Geschichte ein Torso, ein Gerüst, der vieles fehlt und die deutlich besser hätte sein können, wenn sie auf drei oder vier CDs ausgedehnt worden wäre. Allerdings käme man dann mit Sicherheit nicht in den Genuss dieser einmaligen Geschichte ohne sehr viel mehr dafür ausgeben zu müssen.