Nach den dramatischen Ereignissen im ersten Band "Indigo - Im Sog des Meeres" liegt nun der zweite Band der Reihe vor. Im Sommer entdeckten Sapphy und ihr Bruder Conor, dass sie nicht so sind wie andere Menschen, sie haben zu einem Teil Mer-Blut in sich und sehnen sich deswegen immer nach Indigo, in die Tiefen der See. Ihr Vater verließ die Familie, um nach Indigo zu gehen, die Suche nach ihm ist ein Schwerpunkt der beiden Bücher.

Es ist Herbst geworden und die Familie, bestehend aus Sapphy, Conor, der Mutter und Roger, dem Freund der Mutter, ist umgezogen. Die Mutter hat einen neuen Job gefunden und den Umzug gegen den Willen ihrer Tochter durchgesetzt. Sapphy sehnt sich zurück in den kleinen Ort, der früher ihre Heimat war, und vor allem nach der Bucht, in der sie oft die befreundeten Mer-Menschen Faro und seine Schwester Elisa trafen. Conor aber ist froh, der Sogwirkung des Wassers entkommen zu sein, er ist tiefer mit der Erde verbunden als seine Schwester und die Erinnerung an die Grausamkeit des Meeres ist in ihm noch wacher.
Doch auch im belebteren Küstenort St. Pirans sind die Geschwister nicht sicher, wie sie merken ?
Das Wasser wird immer unberechenbarer, immer wilder werden die Fluten. Conor und Sapphy, die alles in ihrer Macht Stehende taten, um die Liebe zwischen Roger und ihrer Mutter zugunsten ihres Vaters zu verhindern, müssen feststellen, dass ihr Vater sie auf die schlimmste vorstellbare Art verraten hat. Doch nicht nur mit ihren Gefühlen müssen die beiden kämpfen, es gibt noch eine viel realere Bedrohung.
Saldowr, Faros Lehrer in Indigo, zeigt den Geschwistern den Gezeitenknoten, der Knoten in der Tiefe Indigos, der Ebbe und Flut und somit das Gleichgewicht zwischen Erde und Indigo im Lot hält. Doch der Knoten beginnt sich zu lösen, Indigo greift mit immer mehr Macht nach dem Land, es will Rache für Leid und Verschmutzung. Viele der Mer teilen diesen Wunsch, daher bejubeln sie zunächst den Beginn einer Sturmflut, größer als alle Fluten vor ihr ?
Conor und Sapphy stehen einer großen Aufgabe gegenüber, denn nur sie können den Knoten wieder binden, doch ist es ungewiss, wie sie es schaffen sollen und ob sie die Menschen, die ihnen am Herzen liegen, rechtzeitig vor den Fluten warnen können.

Auch der zweite Band beschäftigt sich vermehrt mit Sapphy und ihrem Leben. In ihr ist die Verbundenheit mit Indigo ebenso groß wie die Verbindung zur Erde, dies stürzt sie immer wieder in einen tiefen Zwiespalt, weiß sie doch nicht, wo ihre eigentliche Heimat ist. Ihre Gefühle und Gedanken werden einfühlsam beleuchtet und können vom Leser jederzeit nachvollzogen werden. Ihre Zwiespältigkeit wird ebenso deutlich wie ihre Liebe zu ihrer Familie und ihrem Hund und der Gefühlswirrwarr, in das der "Verrat" ihres Vaters sie stürzt.
Auch die Mer spielen eine untergeordnete Rolle, sogar Faro tritt nur hin und wieder in Erscheinung. Dafür lernt Sapphie aber Delfine, Haie und sogar einen Wal und ihre Sichtweise der Welt, in der sie leben, kennen. Nun endlich kann sie die Sprache Indigos verstehen, doch fragt sie sich, was dies für sie und ihr Leben zu Hause bedeutet.
Die Autorin beschreibt Sapphys Leben und Fühlen sehr einfühlsam und leicht lesbar, es wirkt, als könnte man als Leser direkt in Sapphies Kopf und Seele sehen und wird erstaunt sein, wie dieses junge Mädchen immer mehr zur Heldin mit Identifikationspotenzial wird.

Das Cover ist wieder so schön gestaltet, dass es Erwähnung auf jeden Fall verdient. Im Gegensatz zum tiefblauen ersten Band ist Teil zwei meergrün gehalten, verziert von zwei Seepferden.

Der zweite Band ist bedrohlicher als der erste, denn es ist eine Naturgewalt, die sich rächen will und entfesselt wird, nicht wie im ersten Teil ein paar, zugegeben sehr rabiate, Wächterrobben. Wieder schreibt die Autorin ein Plädoyer nicht nur für Umweltschutz, sondern auch für die Toleranz zwischen Andersdenkenden und verschiedenen Kulturen und fördert so bei den jugendlichen Lesern das Bewusstsein für das Leben unter Wasser.

Dieser Band wurde im März 2011 unter dem Titel "Nixenmagier" neu aufgelegt.