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Regisseur Tawfik Abu Wael stellte 2004 sein Regiedebüt "Atash" in Cannes vor, der auf Anhieb den Kritikerpreis für sich entschied und auf anderen Festivals weitere Preise einheimsen konnte. "Atash" erzählt die Geschichte einer Familie, die sich selbst Abgeschiedenheit auferlegte, deren Wunsch nach Freiheit jedoch immer größer wird.
Ein paar unbewohnt aussehende Gebäude im kargen Niemandsland sind das Zuhause einer Familie im Nahen Osten. Nicht einmal eine Wasserleitung bietet dieser Wohnort, an dem die Familie Kohle zum Verkauf herstellt. Während Vater und Sohn das Heim nur verlassen, um Holz zu stehlen oder Kohle zu verkaufen, bleiben die Mutter und die beiden Töchter immer fernab der Zivilisation. Das wenige Geld der Familie wird für den Bau einer illegalen Wasserleitung verbraucht, statt Essen zu kaufen oder doch wieder in die Stadt zu ziehen.
So abgeschnitten vergeht die Zeit meist schweigsam und ohne Abwechslung. Aber unausgesprochene Konflikte und Emotionen gären unterschwellig in dieser abgeriegelten Lebensgemeinschaft. Der despotische Vater will nichts von der Welt dort draußen wissen, er erlaubt nicht einmal seinem Sohn die Schule zu besuchen. Vor allem aber die älteste Tochter Gamila leidet unter ihrem Vater. Die Hassliebe zwischen den beiden steuert gnadenlos auf eine Katastrophe zu.
Es bedarf nur weniger Worte, um den Konflikt und die Probleme der Familie auszudrücken. Die spärlichen Dialoge geben viel weniger von den Mitgliedern der Familie preis als Blicke, Gesten und Bewegungen. Lange Kameraeinstellungen, die keine Gefühlsregung außer Acht lassen, die die Gesichter nackt und schutzlos präsentieren und dem Zuschauer mehr über diese Menschen und ihr Handeln verraten als es Worte könnten, tragen das Geschehen. Vor allem Hussein Yassin Mahajne als Vater beeindruckt mit seinem Spiel, hin und her gerissen zwischen der Liebe zu seiner Familie, dem patriarchalischen Selbstverständnis und den Selbstzweifeln, die aus der Vergangenheit noch an ihm nagen.
Die Erzählstruktur macht den Film überraschend spannend. Zunächst weiß der Zuschauer nur, dass die Familie bereits über ein Jahrzehnt abgeschottet von der Zivilisation lebt; erst nach und nach decken sich Mosaikstücke des Geheimnisses auf, warum diese fünf Menschen so einsam und fernab von allem leben. Neben den wunderschönen Bildern ist es genau dieser Aspekt, der aus einem ruhigen, manchmal melancholischen Film einen anspruchsvollen, aber lohnenswerten Sehgenuss macht. Ein Film, der zum Nachdenken anregt.
An Extras findet sich nur ein Trailer des Filmes auf der DVD; zudem lässt sich der Film lediglich im arabischen Original mit deutschen Untertiteln ansehen, was dem Sehgenuss aber keinen Abbruch tut, da die Authentizität des Geschehens so noch besser zum Ausdruck kommt.
Bild- und Tonqualität können aufgrund des Formats der Ansicht-DVD leider nicht bewertet werden.