Dave Duncan ist einer der originellsten Fantasy-Autoren, allerdings zumindest bei uns im deutschsprachigen Raum nicht so bekannt wie viele seiner Kollegen. Der kleine aber feine Otherworld-Verlag hat mit "Omar, der Geschichtenhändler" schon das zweite Mal im Werk von Duncan gestöbert und gleich zwei Romane in einen schicken Einband gepackt. Die Romane sind im Original schon vor einigen Jahren herausgekommen, was natürlich kein Qualitätsmangel ist.

Omar ist ein ziemlich seltsamer Kerl. Er erzählt dem Leser von seinen Abenteuern, bei denen er allerdings eigentlich nie wirklich selbst Hand anlegt, sondern immer nur bezeugt, was so in der Weltgeschichte vorgeht. Dabei erstaunt er des Öfteren seine Umwelt mit Geschichten, die alt sind, die er aber erzählt, als sei er dabei gewesen.


Die Straße der Plünderer

Omar ist in der Nähe der Stadt Zanadon unterwegs und wird als Sklave gefangen. Mit einem Mitsklaven namens Thorian, einem Bullen von einem Mann, entflieht er und gerät in eine Intrige, in der leibhaftige Götter genauso auftauchen wie unangenehme Priester und fiese Adlige.


Die Jägerschenke

Omar stolpert in einem Wintersturm in eine Schenke in der Wildnis. Das ist insofern keine gute Idee, als er schon mal Streit mit dem jungen Wirt hatte. Und da man hier fern jeder Gerichtsbarkeit ist, steckt Omar ganz schön im Schlamassel. Nur eines kann ihn retten: ein Geschichtenwettstreit. Aber der wirkt anders, als man es zuerst gedacht hätte.


Dave Duncan kann immer wieder mit originellen Ideen punkten, und das geht auch hier. Omar ist schon eine sehr seltsame Figur, vielleicht ein göttliches Wesen, auf jeden Fall aber ein Wanderer durch die Zeiten. Und der jongliert auf intelligente Weise mit der Wahrheit, weiß oft mit gar wundersamer Wortgewandtheit zu parlieren und macht dem Leser jede Menge Spaß. Dass die Geschichten auch noch ein altmodisch anmutendes langsames Erzähltempo und einen großen Einfallsreichtum mitsamt vieler interessanter Wendungen haben, ist ein weiterer Vorzug, allerdings wird dadurch auch das Lesetempo ein wenig verlangsamt.
Dieses Buch liegt schon ein bisschen am Rand der Fantasy, nicht wegen einer völlig verrückten Welt, die ist eigentlich recht schlicht, ein bisschen antik bis mittelalterlich und mit ein paar interessanten Göttern gemischt, sondern von der Art des Erzählens her, und auch durch den feinen ironischen Humor, der ein seltenes Lesevergnügen verspricht.