Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Dieses Buch ist Teil einer Reihe, in der so genannte Schlüsselkompetenzen dargestellt und vom Leser eingeübt werden können. Emotionen - Gefühle - werden seit längerer Zeit sehr ernst genommen, spätestens seitdem EQ zu einem Bestselling-Schlagwort geworden ist. Auch dieses Buch will über den Umgang mit Gefühlen im Betrieb aufklären und anleiten. Es gliedert sich in fünf Abschnitte.
Der erste Abschnitt verdeutlicht die grundlegende Bedeutung von Gefühlen für das Denken und Handeln. Dabei werden die einzelnen Ziele erläutert, die man durch ein gutes "Emotionsmanagement" erreichen kann und wofür diese Ziele weitergehend nützlich sind: Emotionsmanagement erhöht die Sensibilität für sich und andere Menschen, lässt einen autonomer handeln, greift Konflikte frühzeitiger auf und verbessert die eigene Flexibilität.
Einen ausführlicheren Überblick über das, was Emotionen sind, bietet der zweite Abschnitt. Dieser gliedert die Emotionen nach mehreren Sichtweisen auf; welche Komponenten überhaupt an einem Gefühl mitwirken, wann wir emotional reagieren, mit welchen anderen psychischen Phänomenen sie zusammenwirken können. Schließlich umreißt Schöll zum einen, welche nonverbalen Typen im Umgang mit Emotionen es gibt, und welche verbalen Umgangsformen diesen zur Seite oder auch als Kontrast entgegen stehen.
Es gibt zahlreiche Emotionen. Die wichtigsten stellt der Autor im dritten Abschnitt vor. Jeder Unterabschnitt gliedert sich gleich. Sei es Angst, Furcht und Panik, sei es Ärger, Wut und Aggression, sei es Scham: zunächst wird das Gefühl kurz vorgestellt, dann aufgezeigt, woran man es erkennt, schließlich werden Tipps gegeben, wie man mit diesem Gefühl umgeht, wenn man selbst dieses Gefühl hat oder wenn man es bei anderen Menschen wahrnimmt.
Der vierte Abschnitt stellt dar, wie man mit Emotionen in (betrieblichen) Veränderungsprozessen umgeht. Schöll stellt hier vor, wie man emotionale Reaktionen in einem Betrieb diagnostiziert, welche Führungsfehler es hier gibt und welches die Führungstugenden sind, wenn man mit Emotionen von Mitarbeitern umgehen will. Zum Abschluss des Kapitels stellt der Autor Fragetechniken vor, die den Verantwortlichen helfen, Bewegung in erstarrte oder Ordnung in hochkomplexe emotionale Situationen zu bringen.
Das letzte Kapitel führt einzelne Gedanken des emotionalen Managements weiter zu einer umfassenderen Kultur der offenen Gefühle. Zentral ist dabei der Fahrplan zur emotionalen Selbstreflexion, der eine ganze Reihe von Trainingsaspekten vorstellt. Aber es geht auch darum, seine eigenen (emotionalen) Krisen zu managen oder wie man die Kunst des Gesprächs kultiviert.
Dicht gepackt und trotzdem übersichtlich kommt dieses Buch daher. Stilistisch ist es hervorragend. Die Argumente werden zudem durch prägnante Kapitelüberschriften und deutliche Symbole an den Seitenrändern gegliedert. Schaubilder, Darstellungen und Cartoons lockern den Text auf. Insofern ist das Buch hervorragend.
Trotzdem gibt es hier auch Fehlgriffe: Emotionen haben zum Teil hochkomplexe Funktionen im Zusammenspiel mit den kognitiven Anteilen des Denkens. Kulturgeschichtlich sind sie zudem noch einmal anders zu fassen. All dies wird nur sehr oberflächlich und teilweise gefährlich vereinfachend dargestellt. In den einzelnen Kapiteln selbst argumentiert Schöll von recht unterschiedlichen theoretischen Ansätzen aus. Während das dritte Kapitel fast durchgehend positivistisch beschreibt, schwanken die anderen Kapitel zwischen einem konstruktivistischen und einem systemischen Ansatz. Durchgehalten wird keiner dieser Ansätze. Gefährlich wird Schölls Vorgehen dann, wenn er zum Beispiel am Ende des vierten Kapitels Frageformen aus dem Bereich der systemischen Beratung vorstellt, ohne den ganzen notwendigen Hintergrund mitzuliefern. Was man sich dann unter "Opferrolle des Mitarbeiters dekonstruieren" vorstellen darf, wenn eine bestimmte Frageform funktional begründet werden soll, muss wohl jeder selbst ausbrüten: einen Hinweis auf den "Meister" der Dekonstruktion, Herrn Derrida, sucht man vergeblich.
Wer sich von Übungen gerne kleinschrittig an die Hand genommen sieht, wird hier ebenfalls enttäuscht. Schlimm ist das allerdings nicht: mit ein wenig Erfahrung kann man sich die Übungen dieses Buches selbst so zurechtdenken, dass man sie durchführen kann. Dazu ist das Buch eben ein Kompaktratgeber, der knapp und kurz Übungen nebeneinander stellt.
Zusammenfassend kann man das Buch also bedingt empfehlen. Es bietet eine übersichtliche Einführung in den Umgang mit Gefühlen. Nicht alles sollte man glauben, das eine oder andere, was möglicherweise verwirrend ist, sich nicht selbst anlasten - und ansonsten, wenn einen das Thema tiefergehend interessiert, die Bibliographie nutzen: hier sind wichtige Grundlagenwerke und einige gute neuere Veröffentlichungen aufgeführt.