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 Die Identität Europas

Der EU eine Seele?


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Braucht Europa eine eigene Identität? Und wenn ja, was für eine Art von Identität? Würde die Union mehr zusammenwachsen, oder würde so eine Ausgrenzung nach innen und außen stattfinden? Welche Bedingungen müssten erfüllt werden, damit die Europäische Union eine politische Identität gewänne, die ihre Institutionen gegenüber ihren Bürgern rechtfertigen könnte? Diesen und anderen Fragen geht Thomas Meyer in seinem Essay "Die Identität Europas" nach, der in der Edition Suhrkamp erschienen ist.

Das Buch wurde in fünf Teile gegliedert, die jeweils einem bestimmten Begriff gewidmet sind und nochmals in Unterkapitel eingeteilt wurden.
Es beginnt mit der Einleitung "Vexierbild Identität". Hier zeigt der Autor all die Probleme auf, die Identität mit sich bringt. Dies beinhaltet sowohl die Suche nach einer gemeinsamen Identität als auch die Gefahr, Teile der Gesellschaft dauerhaft auszugrenzen und somit vielleicht sogar gewalttätige Konflikte heraufzubeschwören.
Das erste große Kapitel widmet sich dann dem Thema "Begriffe". In acht Unterkapiteln geht es über "Fallstricke der Identitätssuche", "Die Pluralisierung der Identitäten", "Europa - Die Wahrheit im Mythos", "Demos, Legitimität, Identität", "Kulturelle und politische Identität", "Nationale und Europäische Identität" bis hin zum Teil "Das Eigene, das Andere und das Fremde". Hier wird vor allem das Rüstzeug geboten, dass man braucht, um die fachlichen Hintergründe der Identitätsfrage zu verstehen, zum Beispiel, was eine politische Identität ist, und die Diskussion aufmerksam zu verfolgen.

Der zweite Teil "Befunde" ist nur in vier Unterkapitel geteilt. Hier werden "Der Westen und die Moderne", "Religion und Politik", "Kulturelle Identität und Staatsbürgerschaft" und "Europas neue Parias: Die Osteuropäer?" behandelt. Der Autor versucht hier, mit einigen Vorurteilen aufzuräumen und die gewählten Themen aus seiner Sicht im Hinblick auf eine Identität Europas zu beschrieben.
Im dritten Teil geht es um "Herausforderungen". Diese sind für Europa nach Ansicht des Autors "Auschwitz in Europa", "Die USA: Europas großer Bruder?", der "Testfall Türkei" und schließlich der "Islamische Fundamentalismus und Euro-Islam". Hier werden durchaus interessant und gerne auch mal etwas kontroverser die Hindernisse und Hürden beschrieben, die Europa noch zu meistern hat.
Das vierte Kapitel dreht sich um "Bausteine", aus denen sich Europa zusammensetzt. Hier geht es um ein "Grenzenloses Europa?", "Institutionen und Öffentlichkeit", Zivilgesellschaft und Sprache" sowie die "Politische Kultur". In diesem recht kurzen Kapitel werden natürlich auch aktuelle Probleme Europas angesprochen, aber es geht eben auch darum, dass der Autor ein Europa beschreibt, wie es seiner Meinung nach aufgebaut sein sollte.

Das letzte und fünfte Kapitel widmet sich dem Thema "Orientierungen". Hier geht es um "Identität als Projekt", die "Sozialregion Europa", "Zivile Weltmacht", "Der Dritte Weg von Lissabon", "Kerneuropa", "Eine Verfassung für Europa" und "Europäer als Weltbürger".
Spätestens hier wird deutlich, dass der Autor ein geeintes Europa nur als Zwischenschritt zu einer geeinten Weltbevölkerung betrachtet.
Abgeschlossen wird das Buch mit "Europäische Identität: ein offenes Projekt" und einem umfangreichen Literaturverzeichnis, dass durch Fußnoten in den Texten ergänzt wird.

"Die Identität Europas" ist ein interessanter Essay geworden, der trotzdem einige Längen hat. So wiederholt der Autor einige Punkte, wie seine Ablehnung einer kulturellen Identität Europas, mehrmals. Zudem liegt es in der Natur eines Essays, dass die Texte etwas subjektiver sind. Die Bevorzugung und nach Ansicht des Autors auch dringende Notwendigkeit einer politischen Identität Europas ist dabei gut erläutert. Allerdings wird von ihm das Bedürfnis, die eigenen Wurzeln zu erforschen - in diesem Fall sind es die Europas - völlig ausgeblendet. Auch die Tatsache, dass er Europa nur als Zwischenschritt zum Weltbürger sieht, spiegelt sich das eine und andere Mal in der Argumentation wieder.

Auch wenn der Essay an einigen Stellen etwas pointierter hätte sein können, an deren weniger Abschweife ins Fachchinesisch wünschenswert wäre, ist "Die Identität Europas" ein interessanter Text, der viel Diskussionsstoff liefert und jeden etwas angeht, der wissen will, wie es mit Europa gehen kann und sollte.

Susanne Fischer



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2004 | ISBN: 9783518123553 | Preis: 10,00 Euro | 240 Seiten | Sprache: Deutsch

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