Erwachsene freuen sich üblicherweise nicht auf Arztbesuche. Umso unangenehmer sind diese für Kinder, die nicht verstehen, was in Praxis oder Krankenhaus mit ihrem Körper geschieht, und deshalb leicht in Angst oder gar Panik verfallen.
In diesem Buch geht es darum, wie Eltern, Ärzte und Pflegepersonal Kindern Untersuchungen, Behandlungen und stationäre Aufenthalte so wenig unangenehm wie möglich gestalten können und sollten, was, wie die Autoren feststellen, auch im Eigeninteresse liegt, denn ein angstfreies Kind kooperiert besser und heilt schneller.
Am Anfang wird dieselbe Geschichte zweimal erzählt. Ein kleines Mädchen hat sich beim Spielen einen Ellenbogenbruch zugezogen und muss ins Krankenhaus. In der ersten Geschichte erlebt es das, was leider noch vielfach Alltag in Spitälern ist: gestresstes Personal befasst sich nur mit der Mutter, die jedoch angesichts der Hektik und ihrer eigenen Sorge kaum versteht, worum es geht, und ihre Unruhe auf das Kind überträgt, das nun in Panik gerät und in der Folge zur "schwierigen" Patientin wird. Die zweite Geschichte schildert den Idealfall, in dem das Kind altersgerechte Informationen über das Vorgehen erhält und auch die Mutter ausreichend informiert wird.
In den weiteren Kapiteln stellen die Autoren dar, wie man gesunde Kinder mit ihrem Körper und dessen Funktionen, aber auch möglichen Defekten altersgerecht vertraut machen kann, wie Ängste und Traumata in Kindern entstehen, und wie sie sich vermindern oder bestenfalls ganz vermeiden lassen, und welche Kinderbücher sich mit den genannten Themen befassen. Zudem enthält das Buch eine Reihe von Kontaktadressen, die vor allem auch für Eltern von chronisch oder lange kranken Kindern von Interesse sein dürften, etwa bei Herzkrankheiten.

Die Autoren stellen das Kind in den Vordergrund, während sich der Alltag in der Heilkunde vorrangig um die Krankheit oder Verletzung dreht. Eltern, Ärzte und Pflegepersonal lernen, wie sich vom Säugling an das kindliche Verhältnis zum Körper entwickelt, und wie man den jeweiligen Entwicklungsstand bei Krankheit und Verletzung berücksichtigen sollte, um Kindern möglichst präzise und ehrlich, doch ihrem Auffassungsvermögen angemessen zu erklären, was mit ihrem Körper los ist, und wie beispielsweise eine schwere Infektion, ein Bruch oder eine angeborene Fehlbildung, je nach Fall, behandelt wird - oder wozu eine Impfung oder Blutabnahme dienen, die ja mit einem unangenehmen Pieks einhergehen. Zudem können sich die Leser darüber informieren, wie man Kinder mit Räumlichkeiten und Geräten vertraut macht, mit denen sie im Verlauf einer Behandlung konfrontiert werden.
Besonders wichtig sind die Kapitel, die sich mit kindlichen Ängsten befassen, denn nur wer die Denkweise von Kindern und die Entstehung von Ängsten kennt, ist auch in der Lage, Ängste abzubauen und den Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt womöglich gar positiv zu besetzen, ob es sich nun um Eltern oder Ärzte handelt.
Besonders Eltern, die dem Gesundheitswesen selbst oft recht hilflos gegenüberstehen und sich Ärzten und Personal gegenüber nicht selten als wenig erwünschte Anhängsel ihres kranken oder verletzten Kindes fühlen, finden in diesem Buch reichlich nützliche Informationen und Ratschläge. Sie erfahren, wie sie ihren Kindern ein "gesundes" Gefühl für ihren Körper vermitteln und diese altersgerecht auf anstehende Routineuntersuchungen oder Zahnarztbesuche vorbereiten können, und wie sie in ernsteren Fällen erreichen, dass sowohl sie selbst wie auch die Kinder, um die es ja eigentlich geht, angemessen aufgeklärt werden.
Sensibel und kompetent zeigen die Autoren auf, wie der Umgang mit Kindern und ihren Krankheiten im Gesundheitssystem und in der Familie sinnvoll gestaltet werden sollte, wobei sie vor allem auf Hintergrundwissen und zahlreiche Praxisbeispiele setzen. Nicht nur Eltern, sondern auch Mediziner und Pflegekräfte, die keine einschlägige Ausbildung in Bezug auf Kinder haben, werden von diesem Buch mit Sicherheit profitieren.