Das 276 Seiten dicke Taschenbuch "KulturSchock Brasilien" von Carl D. Goerdeler besitzt ein sehr handliches Format, das das Buch zum Lesen unterwegs sehr einladend macht. Alle paar Seiten sind Schwarzweiß-Fotografien eingebracht, die das Thema auflockern sollen.

Nachdem der Autor sich der Geschichte und dem Lebensgefühl der Brasilianer auf den ersten 46 Seiten gewidmet hat, lässt er sich 148 Seiten lang über die Kultur der Brasilianer aus, wobei Zeitverständnis, Glaube, Feiern, soziales Gefüge und Sport ebenso ihren Raum haben wie Korruption, Müllberge, Kahlschlag, Gewalt und Militärs.
60 Seiten widmet sich Goerdeler dem Alltagsleben mitsamt Infrastruktur, Massenmedien, Glücksspiel und Sicherheitsproblemen, dann schließt das Buch mit einem Anhang, der neben Karten auch eine kleine Sprachhilfe und Lesetipps beinhaltet.

Das Buch ist informativ, interessant und gut zu lesen, allerdings wirkt es viel eher wie ein Reiseführer als beispielsweise das Buch zu Cuba aus derselben Reihe "KulturSchock".
Viele Informationen sind nicht wirklich oder nur am Rande wichtig, viele Themen sind alltäglich und auch in Brasilien sind Themen wie Werbung oder Schönheitskult nicht wirklich andere, wenn man dies mit allen möglichen anderen Kulturen der Welt vergleicht.
Der Autor bringt bemüht herüber, dass Brasilien ein Land voller Sonnen- und Schattenseiten ist und zeigt aus beiden Bereichen einige Aspekte. Bei diesen Bemühungen, möglichst die Waagschale zu halten, bleibt er aber leider zu fern - dem Land und seinen Leuten ebenso wie dem Leser, was dazu führt, dass dieses Buch einem Brasilien nicht wirklich näher bringt als viele andere Bücher zum Thema oder die klassischen Reiseführer auch.
Das Einbringen eines kleinen Sprachkurses, der Themen Shopping wie auch "Essen und Trinken" bestärken diesen Eindruck leider weiter, sodass man am Ende zwar sagen kann, dass man ein Buch über Brasilien gelesen hat, dessen Autor gut Informationen vermitteln kann, dabei aber zu sachlich bleibt. Zudem sind die Fotografien nur bedingt gut gewählt, um Land und Leute lebendiger zu machen.

Gelungen hingegen ist auch bei diesem Buch der Reihe, dass Exkurse zu einzelnen Themen grau hinterlegt und optional zu lesen sind, sowie deren Auflistung separat im Inhaltsverzeichnis. Leider gibt es allerdings auch nur vier Exkurse, die bestimmte Aspekte näher zu betrachten versuchen, sich dabei jedoch auch wieder auf eher reißerische Aspekte wie Zierfische und Hahnenkämpfe beschränken.

Am Ende bleibt "KulturSchock Brasilien" ein lesenswertes Buch über Land und Leute, das Interessierten beides sicherlich etwas näher bringt, ein tieferes Verständnis aber nicht wirklich zu wecken vermag.