Es regnet. Die Stinkende Sardine, das heruntergekommene Schiff von Käpten Knitterbart, dümpelt auf hoher See dahin. Von der berühmten und berüchtigten Seeräuberbande des gefürchteten Käpten Knitterbart sind nur noch der Fiese Freddy, Harald die Holzhand und der Kahle Knut übrig. Knitterbart hat eigentlich überhaupt keine Lust mehr auf das Piratenleben. Doch da ruft plötzlich der Kahle Knut aus seinem Ausguck heraus, dass er ein Floß in der Ferne am Horizont hat auftauchen sehen. Schnell sind die Lebensgeister des gefährlichen Knitterbart wieder erwacht. Er lässt Kurs auf den Mann nehmen, der undeutlich im Fernglas als einziger Passagier des kleinen Holzflosses zu erkennen ist.
Zur Überraschung der Piraten ist es Schimmelbrot, der Koch des Roten Bill, noch gefährlicherer und gefürchteterer Pirat aller sieben Weltmeere als Käpten Knitterbart.
Und was der dünne, abgemagerte und fast verdurstete Pirat zu erzählen hat, wirkt wie eine Droge auf die Mannschaft Knitterbarts. Schimmelbrot weiß, wo der Rote Bill einen gewaltigen Schatz versteckt hat und wie man zu dieser Insel gelangen kann, weiß er auch.
Nicht wie hin, befiehlt Knitterbart, auch wenn die "Insel der faulenden Knochen" nicht gerade ein ungefährlicher Ort ist.

Das 1995 von Cornelia Funke im Loewe-Verlag veröffentlichte kleine Kinderbuch ist eigentlich kaum eine Neuauflage wert. Zwar ist der Text nett, lustig und sogar sehr spannend - zumindest wenn man bedenkt, dass er für Kinder ab sechs Jahren geschrieben wurde, doch hat die Autorin mittlerweile solch fantastischen Kinder- und Jugendbücher geschrieben, dass man "Knitterbart" vergessen könnte.
Wenn nicht das Abenteuer, dass bei Oetinger erschienen ist, einen entscheidenden Sprung zum gnadenlos guten Kinder- und Bilderbuch gemacht hätte. Denn Kerstin Meyer, des öfteren Illustratorin von Funke-Büchern, bekam den Auftrag, Zeichnungen zu ersinnen, die zu dem Piraten, dem humorvollen Text und dem spannenden Abenteuer passen.
Und das hat sie fantastisch gemacht. Es ist einfach nur komisch, wie Knitterbart, seine Gesellen und die Insel, die sie besuchen "im richtigen Leben aussehen". Und das Seeungeheuer, das eine nicht unwichtige Rolle in dem Abenteuer spielt, ist so schrecklich komisch, dass die kleinen Zuhörer und Zuschauer gröhlen und klatschen, wenn es aus den Tiefen des Ozeans auftaucht.

Dieses kleine - großformatige - Abenteuer ist ein Geheimtipp. Es ist wirklich lustig, sehr spannend und so schön anzusehen, dass es wohl noch Dutzende Male vorgetragen werden wird, ehe es von einem anderen Favoriten abgelöst wird.