Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Das von Peter Blickle herausgegebene Handbuch der Geschichte Europas deckt eine Zeitspanne von 1000 v. Chr. bis 1990 unserer Zeitrechnung in zehn Bänden ab. Der vorliegende von Michael North verfasste vierte Band trägt den Titel "Europa expandiert" und widmet sich der Zeit von 1250-1500.
Das Buch gliedert sich in fünf Teile, die wiederum nochmals unterteilt sind. Den größten Raum beansprucht dabei der zweite Teil, der sich mit den einzelnen Staaten der Zeit beschäftigt und diese jeweils einzeln analysiert. Auch zu erwähnen ist die sehr umfangreiche Bibliographie des Buches.
Das Buch beginnt mit einem einleitenden Kapitel in "Charakter der Epoche". Hier geht es um "Die Idee Europa", "Praktische Geographie", "Reiseberichte und Fremdwahrnehmungen", "Mobilität", "Neue Horizonte in Wirtschaft und Gesellschaft", "Kommunikation" und "Expansion auf sozialem und kulturellem Gebiet".
Der zweite Teil widmet sich der "Geschichte der europäischen Staaten 1250-1500.
Die hier analysierten Länder sind die Britischen Inseln (Die Herausbildung eines nationalen Königtums, Der Aufstieg des Parlaments; Landwirtschaft und Handelsexpansion; Gesellschaft; Die Herausbildung eines englischen Kulturraumes; Irland; Schottland), Frankreich (Auf dem Weg zur europäischen Macht; Steuerwesen und ständische Repräsentation; Wirtschaftsdynamik im ausgehenden Mittelalter; Eine regionalisierte Gesellschaft; Sprachen und Romane), der Iberischen Halbinsel (Reconquista und Festigung der Königsherrschaft; Ständische Partizipation und Widerstand gegen die Königsgewalt; Wirtschaft zwischen Stagnation und Aufschwung; Die maritime Expansion; Ständische Gesellschaft und Multiethnizität; Regional- und Nationalkultur; Portugal; Ständemacht und Zentralisierung in Portugal; Fernhandel und die Anfänge der kolonialen Expansion; Eine multiethnische Gesellschaft; Die Vermittlung einer neuen Welt), Italien (Von der Städtelandschaft zum Staatengleichgewicht; Republiken und Fürstenstaaten; Ökonomische Vormachtstellung; Kleriker und Stadtbürgertum; Renaissancekunst; Das Vorbild der italienischen Literatur; Weltliche Mehrstimmigkeit und Rezeption der ars nova), das Heilige Römische Reich (Könige und Dynastien; Reich und Stände; Wirtschaftlicher Aufbruch; Gesellschaft; Ständische Gesellschaft; Ländliche Gesellschaft; Kultur und Humanismus nördlich der Alpen; Kunst; Eidgenossenschaft; Gemeindeprinzip und föderale Strukturen; Alpenwirtschaft; Die Deutsche Hanse; Die Entstehung der Burgundischen Niederlande; Grafen und Stadte; Drehscheibe des Handels; Burgundische Kultur), Ostmitteleuropa (Territoriale Neuorganisation; Auf dem Weg zur Adelsrepublik; Bevölkerung, Siedlung und Integration in die europäische Arbeitsteilung; Adelgesellschaft in Ostmitteleuropa; Multikulturalität in Ostmitteleuropa), Südosteuropa (Der Untergang der Byzantinischen Reiches; Ökonomischer und demographischer Niedergang; Kultureller Austausch; Die Expansion der Osmanen auf dem Balkan), Russland (Der Mongolensturm und die Herrschaft der Goldenen Horde; Der Aufstieg Moskaus; Integration in den europäischen Fernhandel; Adelgesellschaft; Fürstenmacht und Vece; Ikonenmalerei und Architektur) sowie Skandinavien (Auf dem Weg zur Union; Reichsräte und Ämter; Bevölkerungs- und Siedlungsverluste; Landverteilung und Wirtschaftstruktur; Adel und Bauern; Nordische Literatur und Kultur).
Das dritte Kapitel untersucht in vier Teilen die "Entwicklungstendenzen von Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur" in ganz Europa. Beginnend bei "Staat und Verfassung" (Formen politischer Repräsentation; Verwaltung; Krieg), geht es über "Wirtschaft" (Grundherrschaft und Agrarproduktion; Handwerk und Gewerbe; Handelsexpansion; Geld und Währung; Kredit und Banken), und "Gesellschaft" (Göttlicher Ordo; Adelige Welt; Ländliche Gesellschaft, Ständische Gesellschaft; Revolten) zu Kultur und Religion (Humanismus; Renaissance; Universitäten; Kirche).
Das vierte Kapitel wendet sich den aktuellen Forschungsproblemen zu. Hier werden "Die Krise des Spätmittelalters", "Staatliche Integration", "Hof", "Renaissance und Humanismus" und "Kulturtransferforschung" behandelt.
Das fünfte Kapitel schließlich ist eine umfangreiche Bibliographie zu den vorigen Kapiteln, an deren Ende auch die im Buch vorkommenden Verzeichnisse aufgeschrieben stehen, so dass man zum Beispiel die im Buch vorhandenen Karten oder Stammtafeln schnell wieder finden kann.
Das Handbuch der Geschichte Europas ermöglicht es in zehn Bänden, die Voraussetzungen und den Weg des modernen Europas zu verfolgen. Die Bücher folgen alle demselben Aufbau und erleichtern so auch weit reichende Vergleiche in der Entwicklung der einzelnen Länder.
Allerdings kann man die Bücher auch gesondert lesen, sollte man sich zum Beispiel für ein Seminar vorbereiten wollen. Die einzelnen Beiträge sind kurz und prägnant geschrieben, zur Vertiefung dienen die in der Bibliographie aufgezählten Bücher. Die Anzahl der untersuchten Länder, sowie die Breite der Themen von Politik über Gesellschaft und Wirtschaft bishin zu Kultur vermittelt ein breites Wissen.
In dem vorliegenden Band "Europa expandiert" kann man nun das Spätmittelalter und den Anfang der Frühen Neuzeit nachvollziehen, den Stand in einzelnen Ländern Europas vergleichen und sich über aktuelle Forschungsprobleme informieren.
Geeignet dürfte dieses Buch vor allem für Studenten sein, deren Interessensschwerpunkt in der behandelten Epoche liegt. Dabei kann das Buch als Einstiegsliteratur für Studienanfänger sowie als ein gröberes Überblickswerk für höhere Semester dienen. Diese Aufgabe meistert es souverän. Ob das Buch Leser anspricht, die sich einfach nur für die untersuchte Zeit interessieren, ist fraglich. Hier dürfte das Werk zu kurz gefasst und zu breit gefächert sein. Als Fachliteratur einzeln und besonders innerhalb der Reihe sehr empfehlenswert.