Schreiben ist Arbeit. Diese Aussage hörte Herlinde Koelbl oft, als sie für ihr Buch "Im Schreiben zu Haus" bekannte Autoren interviewte. Und weil Schreiben eben auch ein Arbeitsprozess ist, ist es interessant, auch den Arbeitsplatz des Künstlers kennen zu lernen. Wie schrieb ein Günter Grass, Jurek Becker oder eine Elfriede Jelinek? Sitzen sie in voll gestopften Kammern neben Papierbergen oder in kargen Büros, um von nichts abgelenkt zu werden?
Im vorliegenden Buch "Schreiben! 30 Autorenportraits" findet man eine Auswahl aus dem schon erwähnten Vorgängerband. Die Interviews, die in den Jahren 1997 und 1998 geführt wurden, sind für diese Neuerscheinung etwas gekürzt, in ihrem Wortlaut jedoch nicht verändert worden. Als kleine Gegenleistung kam noch das Interview mit Günter Grass hinzu.

Die Interviews präsentieren ein Foto des Autors und eine kurze Biographie, zudem einen Blick auf den Arbeitsplatz. Die Interviews sind unterschiedlich lang, oft um die vier Seiten, und lassen sich somit schnell lesen.
Die Gespräche sind interessant und geben nicht nur einen Einblick in die Arbeitsweise des interviewten Autors, sondern erzählen oft genug auch von seiner Einstellung zum Schreiben und zu seinem Leben als Autor.

Die Bilder, alle in schwarz-weiß gehalten, wirken etwas kühl und schaffen so ein wenig Abstand. Von einigen Arbeitsplätzen sieht man nur Ausschnitte, was zu den kurzen Interviews passt. Man bekommt einen kleinen Einblick in die Privatsphäre eines Autors, aber eben nicht mehr.
Besonders intim wirken dabei die Bilder der Arbeitsgeräte. Von Schreibmaschinen zu Computern und Stiften ist alles vertreten und schon beim Durchblättern des Buches hat man hier das Gefühl, die besondere Verbindung und Bedeutung für den Autor zu fühlen - schließlich fällt die Wahl, wie man schreibt, auch bewusst.

Literaturliebhaber, die gerne eine kleine Innenansicht in die Arbeitswelt der bekannten Autoren des deutschsprachigen Raumes gewinnen wollen, sollten bei "Schreiben!" einen Blick riskieren. Man bekommt eine Ahnung davon, was es heißt, vom Schreiben zu leben, und wie diese Autoren ihren Beruf selber sehen und jeden Tag aufs Neue angehen.