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In der Baker Street, unweit der Wohnung von Mr. Sherlock Holmes und Dr. Watson, geschieht ein grauenhafter Mord. Ein Matrose der Matilda Briggs, einem Frachtschiff, wird bestialisch erstochen und dann von einem Gebäude auf die Straße gestürzt. Warum haben die Mörder es darauf angelegt, dass man die Leiche sofort entdeckt?
Obwohl Holmes bereits mit einem kniffligen Fall betraut ist, nämlich der Entführung von Alice Allistair, die in Bombay verschwand, beginnt der Meisterdetektiv mit seinen Ermittlungen. Kurz darauf erscheint ein Freund des Toten, der ebenfalls auf der Matilda Briggs gedient hat und erzählt eine schauderhafte Geschichte. Angeblich hätten drei Fremde ein fürchterliches Monster aus Sumatra mit an Bord geschmuggelt, eine Riesenratte.
Als Holmes, Watson und Inspektor Lestrade das Schiff untersuchen, finden sie die verstümmelte Leiche des Kapitäns. Seine zerfetzte Kehle weist eindeutig Spuren von riesigen Nagerzähnen auf. Holmes ist sich sicher, dass tatsächlich eine fürchterliche Bestie ihr Unwesen treibt. Zu allem Überfluss melden sich plötzlich auch die Entführer von Miss Allistair bei deren völlig verzweifelten Eltern und fordern das Lösegeld. Watson reist mit den Eltern zu dem Familiensitz nach Strathcombe. In dessen Wäldern treibt sich seit geraumer Zeit ebenfalls eine Bestie herum und bald müssen Holmes und Watson erkennen, dass beide Fälle nicht nur zusammenhängen sondern auch eine teuflisch, geniale Falle darstellen in der Sherlock Holmes und Dr. Watson ein grauenhaftes Ende finden sollen ...
In diesem, bereits 1976 von Rick Boyer verfassten, Roman erfährt der Leser endlich, was es mit dem mysteriösen Fall um die Riesenratte von Sumatra auf sich hat, den Arthur Conan Doyle bereits in seiner Kurzgeschichte "Der Vampir von Sussex" erwähnte. Schon damals sagte Holmes, dass die Welt noch nicht bereit sei für diese Geschichte und auch in dem vorliegenden Roman weist Watson auf die Brisanz dieses Falles hin. Mittlerweile gehört es fast zum guten Ton, dass Autoren ihre neuen Holmes-Geschichten dramatisieren, in dem sie behaupten, dass wichtige Personen kompromittiert werden könnten, oder dass es ein Skandal wäre, würden bestimmte Ereignisse ans Tageslicht kommen. Bei der "Riesenratte von Sumatra" wurde vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen, was allerdings nicht darüber hinwegtäuscht, dass man es hier mit einem sehr gut durchdachten Sherlock-Holmes-Abenteuer zu tun hat, das nicht nur sehr spannend zu lesen ist, sondern auch mit einem alten Gegenspieler aufwartet, dem Arthur Conan Doyle eine derartige Karriere gewiss nicht zugedacht hatte.
Rick Boyer schafft es hervorragend, den Stil von Doyle zu imitieren und die Personen glaubhaft zu charakterisieren. Die Handlung selbst ist zunächst sehr verworren und wie Sherlock Holmes sollte man sich auf die Details konzentrieren, wenn man nebenbei ein wenig miträtseln möchte. Die Geheimbotschaft, welche mit Nadelstichen in eine Zeitungsanzeige gestochen wurde, ist jedenfalls ideal dazu geeignet seine eigenen detektivischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Leider weist der Roman in der Mitte einige Längen auf, wo sich zu sehr auf die Entführungsgeschichte versteift wird und der Fall der Riesenratte zunächst in den Hintergrund rückt.
Am Ende werden sämtliche Fakten schlüssig erklärt und verknüpft, sowie die Identität der Riesenratte auf anschauliche Art und Weise gelüftet.
Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln lassen das Herz eines jeden Holmes-Fans höher schlagen und beinhalten neben gewissen Ungereimtheiten auch wissenswerte Informationen zu dem Fall.
Mit der Übersetzung hat Stefan Bauer gut Arbeit geleistet, allerdings bei der Bezeichnung Lestrades als Polizei-Detective wenig Sprachverständnis bewiesen, denn diese Mischung aus Englisch und Deutsch ist weder sinnvoll, geschweige denn angebracht. Entweder es ist ein Police-Detective oder ein Polizei-Detektiv. Wenn ein Roman ins Deutsche übertragen wird, sollte immer letzteres Eingang in den Roman finden.
Das Cover ist eher schlicht und sehr geheimnisvoll gehalten, eben ideal für ein Abenteuer des größten Detektivs aller Zeiten.
Fazit:
Hervorragend durchdacht und sehr spannend geschilderte Detektiv-Geschichte. Rick Boyer hat es geschafft einen von HolmesÂ’ mysteriösesten Fällen ein authentisches Gewand zu verleihen. Die Charaktere sind überaus real gezeichnet worden und das Finale vermag gekonnt zu überraschen.