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Bei "Baphomet - Okkulter Roman" handelt es sich um den Nachdruck des okkulten Klassikers von Franz Spunda aus dem Jahre 1928. Der Autor (1890 - 1963) gehört mit Gustav Meyrink, Karl Hans Strobl, Alfred Kubin und Leo Perutz zu der Gruppe österreichischer Autoren, die sich im ersten Drittel dieses Jahrhunderts mit mystischen und fantastischen Themen befasst haben.
Lascari, ein junger Mann, reist im Zug durch die Toskana in Richtung Florenz. Ein Advokat von dort hat ihm geschrieben, dass er anscheinend ein großes Erbe übernehmen könne. Doch alles Geld ist vergessen, als ein junges Fräulein namens Mafalda ins Abteil tritt. Doch grausam wie das Schicksal ist, verlässt das Fräulein bald den Zug und geht ins Kloster. Damit ist diese Liebe jedoch noch lange nicht beendet, sie wird noch diversen Problemen ausgesetzt sein.
Im Gegensatz dazu verläuft die Übernahme des Erbes reibungslos und Lascari gehört bald ein Herrenhaus, in dem er ein verstecktes Labor findet. Dieses ist nicht nur vollgestopft mit allerlei alchemistischen Gerätschaften, sondern es findet sich auch ein Kreuz mit doppelten Querbalken, im oberen die Buchstaben I.N.R.I., unterhalb des zweiten Balkens das Wort TETRAGRAMMATON und ganz unten der präparierte Kopf eines Bockes.
Kurze Zeit darauf erscheint ein Grieche auf der Bildfläche und erklärt Lascari, dass dieser der Nachfahre des letzten Großalchemisten sei und dieser unschätzbare alchemistische Schätze besaß. Und tatsächlich werden der Lapis Philosophorum und sogar das daraus herstellbare Lebenselixier gefunden. Mit Hilfe des Lapis können unedle Metalle in Gold verwandelt werden. Damit fängt aller Ärger erst richtig an, denn nicht nur die katholische Kirche, sondern auch der Templer-Orden ist hinter Lascari her, da er sich davon eine Stärkung Baphomets verspricht. Beide Mächte bemühen sich darum, den jungen Mann auf ihre Seite zu ziehen, und schrecken auch vor Diebstahl und Erpressung nicht zurück. Werden Lascari und Mafalda ihr Glück finden? Für welche Seite wird sich Lascari entscheiden? Und wird Baphomet, der bocksköpfige Dämon, gestärkt aus der Angelegenheit hervorgehen?
Franz Spunda, gebürtiger Wiener, galt als einer der intimsten Kenner der alchemistischen Geheimlogen seiner Zeit. Viel von diesem Wissen verarbeitete er in diesem, seinen letzten, Roman, ohne dass dieser zu reinem Sachtext verkommt. Es geht um Alchemie, Geheimgesellschaften und die katholische Kirche. Letztere wird differenziert betrachtet und auch ihre magische Tradition bleibt nicht unbeleuchtet.
Leider funktioniert der Roman, aus heutiger Sicht jedenfalls, nur bedingt. Einerseits ist es natürlich richtig, dass man den Original-Text mit seiner heute veralteten Sprache nicht geändert hat, andererseits geht das natürlich auf Kosten der Lesbarkeit. Der Roman zeigt zwar gut die Lebe- und Denkweise der "damaligen Zeit" (eine genaue Zeitangabe fehlt, es scheint sich um die Jahrhundertwende zum zwanzigsten Jahrhundert zu handeln) und die Ansichten zu Templern und Alchemie, aber allzu oft sind die Denkweisen der Protagonisten dem heutigen Leser zu fern. Gerade auch die Liebesgeschichte ist zu melodramatisch geraten, auch so manche weitere Szene ist schwer zu lesen, wenn über das Leben sinniert wird. Der Leser erfährt viel über Alchemie, leider überwiegend aus einer stark christlich geprägten Sicht und der Leser sollte besser schon Vorkenntnisse mitbringen, da der Roman letztlich wenig wirklich nachvollziehbar erklärt. Die philosophischen und religiösen Dinge werden oftmals nur in großen Worten alter Männer erläutert; weiblichen Lesern wird ohnehin nichts geboten. Die Angelegenheiten der Geheimgesellschaften werden auch eher als Angelegenheit alter Männer geschildert, die mehr reden als handeln, und entwickeln nur gemäßigte Spannung. Und das, obwohl Autor wie Protagonist nicht zu den alten Männern gezählt werden können. Dass die Templer heutzutage zum literarischen Standard gehören, kann man Spunda nicht vorwerfen, aber origineller wird die Handlung dadurch nicht.
Wer sich für Sitten und (magische) Denkweise der damaligen Zeit interessiert und wen die altmodische Sprache und die pathetische Liebesgeschichte nicht stören, der kann sich das Buch gerne anschauen. Eine wirklich brauchbare Beschäftigung mit Magie wird er jedoch nicht finden und natürlich erst recht keine moderne, selbst für das Thema Alchemie wird sich sicherlich ein geeigneterer Einstieg finden lassen. Egal ob man eher Unterhaltung oder eher Erleuchtung sucht. Böse Templer und obskure Priester finden sich in genügend modernen Bestsellern, diese sind jedoch einfacher zu lesen und in der Regel auch spannender. Ein Lichtblick ist die ordentliche Aufmachung mit Lesebändchen und passend gestaltetem Schutzumschlag sowie das wirklich perfekte Lektorat.