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Max Koller ist ein verkrachter, erfolgloser Detektiv. Heidelberg, seine Heimatstadt, hat wenig aufregendes zu bieten, sieht man von Männern und Frauen ab, die fremdgehen. Kaum aber hat Koller einen geheimnisvolleren Auftrag übernommen, einen Auftrag, der dazu noch viel Geld verspricht, als er über die erste Leiche stolpert. Sie liegt auf dem berühmten Heidelberger Bergfriedhof. Dort wartet er auf seinem neuen Auftraggeber. Doch der Auftraggeber zieht seinen Auftrag zurück, als er die Leiche sieht und setzt Koller dann noch mit Pfefferspray schachmatt. Als Koller die Leiche näher untersuchen will, ist diese verschwunden.
So hat Max Koller gleich zwei Unbekannte "am Hals", die Leiche und den Auftraggeber, und er muss Rädchen in Bewegung setzen, die ihm rasch selbst gefährlich werden. Denn der Auftraggeber scheint für seine Anonymität einen sehr triftigen Grund zu haben, und mehr mit dem Mord verstrickt zu sein, als ihm lieb ist.
Koller wird verfolgt, bedroht und gerät ein ums andere mal in lebensbedrohliche Situationen. Je tiefer sich Koller in die Angelegenheit vergräbt, umso mehr findet er sich zwischen den Fronten wieder: von Hochfinanz und Burschenschaften, Chemiekonzernen und Naziverbrechen, Mord und Vergewaltigung. Erst ein narzisstischer Kunstprofessor und eine ukrainische Studentin bringen Koller auf die richtige Spur.
Imbsweiler schreibt seinen Romanerstling, und schafft dies mit ordentlichem Handwerkszeug und viel Lust am Fabulieren. Dabei ist der Roman nicht so spannend wie man von einem neumodischen Action-Krimi erwartet - das ist aber auch nicht das Genre, das Imbsweiler bedienen möchte. Dagegen bietet der Autor eine ironische Perspektive, die es in sich hat: nicht Witzchen und Spötteleien - dies wäre eine Aufgabe für schlechte Krimiautoren -, sondern eine hinterhältige Verfremdung des Geschehens; Imbsweiler schreibt sich in die Nähe des großen ironischen Kriminalromans, Christie, Chesterton, Grimes. In die Nähe - denn ganz schafft Imbsweiler es nicht. Trotzdem: sprachlich ist die Geschichte sehr gut, inhaltlich zugleich rätselhaft und doch - natürlich erst hinterher - folgerichtig. Kollers Irrwege durch die Höhen und Tiefen der Heidelberger Gesellschaft bindet der Autor rasant und sehr ungezwungen ein. Patzer findet man, wenn, dann eher auf der politischen Ebene, eine etwas steife, deutsche Überkorrektheit bei Themen wie Nationalsozialismus und Ausländerfeindlichkeit. Stilistisch dagegen ist der Krimi geradezu undeutsch, will sagen: zu gut, schon zu durchdacht, zu leserfreundlich, handwerklich zu sicher, um in die Reihe schlechterer deutscher Krimi-Erzähler eingemeindet zu werden.
Insofern kann man diesen Roman all jenen empfehlen, die neben einer rätselhaften Geschichte auch geistreiche Unterhaltung genießen wollen. Zwar fällt er eigentlich unter die Rubrik Regionalkrimi: vom erzählerischen Niveau und der Konstruktion des Plots ist er - wie gesagt - deutlich mehr.