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Kunst gibt es vermutlich, seit die Menschheit existiert. Zeugnisse künstlerischen Schaffens bietet bereits die Altsteinzeit, und die Kunst hat sich seither in unterschiedlichste Richtungen weiterentwickelt. Für Laien erweist es sich angesichts dieser Komplexität als schwierig, einen Überblick zu gewinnen und Zusammenhänge zu erkennen. Hierzu bietet sich der vorliegende Atlas zur bildenden Kunst an.
Der Atlas ist nach Epochen gegliedert. Weitere Unterteilungen umfassen je nach Erfordernis Länder oder Regionen sowie Kunstgattungen. Zeitlich setzt das Werk, wie im Untertitel angegeben, bei der Vorgeschichte, konkreter: in der Altsteinzeit, an. Es folgen die frühen Hochkulturen, die Antike, Byzanz, die Romanik, die Gotik, die Renaissance, das Barock sowie das 18., 19. und 20. Jahrhundert mit zahlreichen Unterteilungen. So finden sich zur Renaissance nicht nur die italienische Renaissance und ihre Ableger nördlich der Alpen, sondern detaillierte Informationen zu Ausprägungen in Früh-, Hoch- und Spätrenaissance sowohl im Bereich der Malerei als auch der Skulptur in den erwähnten Regionen. Zusätzlich beschreibt ein Unterkapitel die höfische Kunst des 16. Jahrhunderts in den verschiedenen Ländern Europas. Ebenso differenziert werden auch die letzten beiden Jahrhunderte mit ihren geradezu verwirrend vielen Strömungen und stilistischen Tendenzen dargestellt.
Zu jeder Epoche erhält der Leser zunächst eine knappe, jedoch sehr informative Einführung. Die Unterkapitel sind reich illustriert, sowohl mit kleinformatigen Abbildungen von bedeutenden und richtungsweisenden Kunstwerken als auch mit Karten, die unter anderem Einflüsse und Ausbreitung von Stilen oder Künstlerwanderungen beschreiben, sowie mit tabellarischen Gegenüberstellungen von historisch-politischen Ereignissen und zeitgleichen Entwicklungen in Kunst und Kultur. Grafiken zeigen auf, welche Künstler voneinander lernten oder einander beeinflussten, oder sie bilden die Schaffensperioden von Künstlern auf einem Zeitstrahl ab. Ein solcher Zeitstrahl enthält beispielsweise auch die zahlreichen Strömungen ("-Ismen") des 19. Jahrhunderts.
Dieser Kunstatlas bietet einen hervorragenden Überblick über alle Bereiche der bildenden Kunst in Mittel-, Süd- und Westeuropa sowie, ab dem 18. Jahrhundert, Nordamerika. Die Kunst anderer Kontinente sucht man mit Ausnahme der frühen Hochkulturen vergeblich, was aus dem Titel nicht ganz klar hervorgeht. Freilich würde die Einbeziehung weiterer Kulturen den Rahmen dieses Atlas sprengen.
Der Leser lernt, wesentliche Merkmale eines Kunstwerks einer Epoche, gegebenenfalls auch einer bestimmten Region und, wenn möglich, einem klar umrissenen Stil oder gar Künstler zuzuordnen. Obwohl die Texte knapp gehalten sind, vermitteln sie nicht nur Basisinformationen, sondern auch Verknüpfungen und Hintergründe, sodass Beziehungen sowohl zwischen den Epochen als auch verschiedenen Stilen und Regionen sowie Anleihen der Künstler untereinander erkenntlich werden. Sobald in der Kunstgeschichte die Künstler namentlich in Erscheinung treten, werden die wichtigsten unter ihnen im jeweiligen Unterkapitel kurz vorgestellt, zumeist mit der Farbabbildung eines ihrer Werke.
Die erwähnte opulente Illustration gehört neben der klaren, leicht durchschaubaren Gliederung, die auch aus dem detaillierten Inhaltsverzeichnis hervorgeht, und der trotz der Kürze für Laien sehr gut verständlichen textlichen Darstellung zu den großen Pluspunkten des Atlas, zumal die abgedruckten Kunstwerke sorgfältig ausgewählt wurden und die Grafiken und Tabellen viel Information auf einen Blick bieten. Darüber hinaus enthält das Buch viele Infokästen, die ergänzendes Hintergrundwissen vermitteln.
Der Kunstatlas eignet sich dank diverser Register hervorragend als Nachschlagewerk, doch ist er so ansprechend gestaltet, dass er sich auch als vertiefende Lektüre für Kunstinteressierte anbietet. Angesichts des wirklich erschwinglichen Preises sollte dieses Werk zudem in keiner Schulbibliothek fehlen.