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Nachdem im Jahr 2005 die Ausstellung "Seestücke. Von Caspar David Friedrich bis Emil Nolde" überraschend erfolgreich war, hat die Hamburger Kunsthalle beschlossen, eine Fortsetzung folgen zu lassen. Diese zeigt Seestücke, die von Max Beckmann (1918) bis in die Gegenwart reichen. Das Begleitbuch zu dieser Ausstellung versammelt Gemälde, Installationen, Photographien und Videoarbeiten unter verschieden Überschriften. Den Künstlern Max Beckmann, Gerhard Richter und Anselm Kiefer sind eigene Kapitel gewidmet.
Schon die Einleitung macht deutlich, wie vielseitig und vielschichtig die Beschäftigung mit der See sein kann. Auf sehr angenehme Art und Weise wird hier die künstlerische Beschäftigung mit dem Meer sowie die Bedeutung des Meeres für den Menschen innerhalb eines historischen und kunsthistorischen Kontextes dargestellt. Die einzelnen Kapiteln sind bestimmten Themen und Künstlern gewidmet.
So findet man unter der Überschrift "Konstruktion und Poesie" Künstler wie Lyonel Feininger, Walter Dexel, Arthur Segal, Paul Klee oder Max Ernst, die das Seemotiv unter konstruktivistischen oder symbolischen Gesichtspunkten betrachteten. Die "Geheimnisvolle Nüchternheit" zeigt Bilder einer sehr gegenständlichen, an der Realität orientierten Kunst, die von Hartlaub 1923 als "Neue Sachlichkeit" bezeichnet wurde und Bilder von unter anderem Erich Wegner, Franz Radziwill und Joachim Ringelnatz. Den Einfluss des Zweiten Weltkrieg auf die bildende Kunst und hierbei natürlich im Besonderen auf das Seestück zeigen Arbeiten von Paul Nash bis Nicolas de Staël im Kapitel "Nach dem Krieg". Mit dem Seestück in der Pop Art und Künstlern wie beispielsweise Roy Lichtenstein, Richard Hamilton oder Dieter Roth befasst sich ein weiteres Kapitel. Videoarbeiten werden in einem eigenen Kapitel behandelt ebenso "Katastrophen zur See" mit Arbeiten von zum Beispiel Allan Sekula oder Sven Johne. Zeitgenössischen Arbeiten, die sich mit historischen Darstellungsformen des Sujets auseinandersetzen, ist das letzte Kapitel "Blick zurück nach vorn" gewidmet und zeigt Arbeiten von Hiroshi Sugimoto, Elger Esser, Till Gerhard, Susanne Knaack und Urs Lüthi.
Vier zusätzliche, reine Textbeiträge beschäftigen sich am Ende des Buches auf unterschiedliche Weise und aus verschiedenen Perspektiven mit den Motiven und Darstellungsformen des Seestücks.
Die Einleitung des Buches, die in die Thematik des Seestücks einführt, kündigt bereits eine vielseitige und vielversprechende Auseinandersetzung an. Und tatsächlich schaffen es die eigentlich recht kurzen, zwei- bis vierseitigen Erläuterungen, die den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind, einen guten Überblick zu verschaffen. Gut und unterhaltsam geschrieben, auf das Wesentliche beschränkt und dabei verschiedene Perspektiven umfassend, ermöglichen die Texte dem Betrachter einen neuen, anderen Blick auf die Arbeiten. Den meisten Arbeiten ist meist eine eigene Seite gewidmet, selten sind auch zwei Arbeiten auf derselben Seite gedruckt. Im Anhang des Buches findet man kurze Künstlerbiographien und weitere Informationen zu den Bildern wie Größe oder verwendetes Material.
Dem Hirmer Verlag ist ein rundherum tolles Begleitbuch zur Ausstellung "Seestücke. Von Max Beckmann bis Gerhard Richter" gelungen. Tolle Bilder laden zum Betrachten ein; gute Texte mit interessanten Erläuterungen zur weiteren Auseinandersetzung. Das Verhältnis zwischen Bild und Text scheint dabei genau richtig.
Die Vielfalt in der Kunst des Seestückes kann in einer Ausstellung natürlich nicht umfassend dargestellt werden. Die Auswahl der Bilder und die an sie angelegte Ordnung geben jedoch einen hervorragenden Einblick in das Sujet. Vielleicht führt das Buch sogar zu einer weiteren Beschäftigung mit den Seestücken der bildenden Kunst, denn wie gesagt: Erschöpft ist das Thema mit der Ausstellung und dem Begleitbuch natürlich nicht.
Fazit: Nicht nur für Besucher der Ausstellung unbedingt zu empfehlen.