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Sechs kleine Mädchen werden in den USA tot aufgefunden. Einziger Zusammenhang sind die betenden Stellungen, in der die Mädchen aufgefunden wurden und dass ihnen der Mörder das Genick brach. Nur beim letzten aufgefundenen Opfer wurden Spuren sichergestellt. Der erstellte genetische Fingerabdruck sorgt aber für Unglaube und Verwirrung. Der Mörder scheint der Mann zu sein, der in das Turiner Grabtuch gewickelt wurde. Da dieses Tuch als Grabtuch von Jesus Christus gilt, lautet die Frage: Ist Jesus Christus der Mörder?
Die Hinweise verdichten sich, besonders als das Tuch anfängt, sich zu verändern.
Gian Carlo Ronellis Debütroman ist in einem Mischgenre zu Hause, das man zwar seit Jahren kennt, dennoch ist dieser Roman anders. Einerseits Krimi und Thriller mit kirchlichem, theologischem Hintergrund gepaart mit Verschwörungen, gemischt aber mit einer gehörigen Portion Science-Fiction.
Der Autor versteht es, seine Protagonisten mit Leben zu erfüllen, dass sie regelrecht greifbar werden. Eine Hauptfigur nach der anderen wird eingeführt, zuerst zaghaft, nicht omnipräsent, bis diese auf einander treffen. Dabei schreckt der Verfasser auch vor einer ungewöhnlichen Mischung nicht zurück. Zunächst einmal wird der Leser mit Ron Kramer konfrontiert, einem Theologieprofessor, welcher aber nicht verschroben oder schrullig wirkt. Dazu gesellt sich der Special-Agent des FBI, Mark Grimley, welcher aufgrund seiner indianischen Abstammung und seiner Ermittlungsmethoden vor allem paranormale Fälle untersucht und deswegen auch belächelt wird. Mark Grimley ist geheimnisumwittert und emotional, stellenweise auch brutal. Der dritte Part im Bunde ist der Biochemikerin und Genetikerin Mercedes Brightman vorbehalten. Sie ist jung, attraktiv und scharfsinnig. Zwar kommen keine weiteren Hauptakteure hinzu, doch auf das Standardteam aus dem Ruhigen, dem Gehirn und dem Schläger kann dieses nicht gekürzt werden. Dazu baut der Autor die Persönlichkeiten zu facettenreich aus, sie haben ihre Ideen, ihre Vergangenheit und ihre Vorbehalte und alles kommt zum Tragen. Alle drei scheinen sich zuvor schon gekannt zu haben, auch wenn der Autor nicht genau darauf eingeht, woher.
Hinzu kommt noch die unbekannte Partei, welche den Ermittlungen entgegenarbeitet, beängstigenderweise immer einen Schritt voraus scheint und ein Maximum an Macht und Einfluß hat. Die Unbekannte bleibt größtenteils als Konstante in der Handlung der Geschichte bestehen, nur stellenweise kann etwas an Licht gebracht werden.
Der Schreibstil von Ronelli ist sehr bildhaft. Teilweise hat man den Eindruck, dass er eine Vorliebe für Metaphern hat. Andererseits ist es eben dieser Metaphernreichtum, der es dem Leser erlaubt, sich ein sehr genaues Bild zu den Protagonisten und ihrer Umwelt zu machen und der leicht verständlichen Geschichte zu folgen. Sie ist zwar nicht immer spannend, beizeiten plätschert sie vor sich hin, dennoch macht es Spaß, den Charakteren dabei zuzusehen, oder besser mitzuerleben, wie sie sich abmühen, wie sie reagieren.
Auch bei den Themen Genetik, Theologie und Physik gewinnt man als Leser den Eindruck, dass der Autor gut recherchiert hat. Die komplexen Zusammenhänge werden gut und verständlich erklärt.
Durch das schon erwähnte Mischgenre kommt es leider dazu, dass die Story an manchen Stellen sehr überladen wirkt. Ein Feuerwerk aus Verschwörung gepaart mit Paranormalem und Science-Fiction lässt an "Akte X" erinnern. Die religiöse Thematik und das ungewohnte, überraschende Ende entschädigen aber dafür.
Der Preis ist auf den ersten Blick für ein zweihundertseitiges Buch relativ hoch, doch darf man dabei nicht außer Acht lassen, dass dieses Buch eine Kleinauflage ist und ein eher untypisches Softcover-Format besitzt.
Fazit:
Trotz einiger, sehr überladenen Passagen besticht die Geschichte durch ihre ungewöhnlich genauen Charakterbeschreibungen und das Mischgenre.