Im Vergleich zur Masse der bislang mehr als dreißig Scheibenwelt-Romane aus der Feder von Kult-Autor Terry Pratchett sind bis heute nur wenige Titel der Reihe für das Medium Hörbuch eingelesen worden. Der Verlag Random House Audio scheint dies nun ändern zu wollen und hat für die nächsten Monate einige Hörbuch-Veröffentlichungen zu älteren Scheibenwelt-Romanen geplant. Den Anfang machte nun im Juni 2007 das Buch "Rollende Steine", das im Original 1994 unter dem Titel "Soul Music" erschienen ist.

Dass sich Susanne bei Bedarf vor fremden Blicken verbergen und unsichtbar machen kann, findet sie - im Gegensatz zu ihren Lehrern - in keinster Weise komisch oder beunruhigend. Dass ihr eines Tages ein kleines knöchernes Rattenskelett mit Sense und schwarzem Umhang erscheint, ist da schon ein wenig ungewöhnlicher. Aber auch nur, solange sich Susanne nicht daran erinnert, dass sie ja die Enkelin von Gevatter TOD ist, der sich nun eine spontane Auszeit gegönnt und den Rattentod allein zurückgelassen hat. Also muss Susanne kurzerhand für ihren Großvater einspringen, doch schon zu Beginn ihrer Arbeit bekommt sie es mit einer widerspenstigen Seele zu tun.
Der Barde Imp Y Celin - alias Buddy - hat mit dem Zwerg Glot und dem Troll Klippe die "Band mit Steinen drin" gegründet und mit der "Musik mit Steinen drin" eine Stilrichtung erfunden, die nicht nur in Ankh-Morpork durchschlagenden Erfolg hat. Dass die drei Musiker bei ihren Auftritten die Musik plötzlich im Blut zu haben scheinen, verdanken sie sicherlich auch der magischen Gitarre, die Buddy erworben hat, nachdem seine Harfe zu Bruch gegangen ist. Das Problem: Buddys Lebensuhr ist eigentlich schon abgelaufen, und doch scheint er kerngesund und putzmunter!
Irgendwann beginnt Susanne zu verstehen, dass Buddys Körper von der Musik selbst beseelt wird ...

Die vorliegende Lesung, deren deutscher Titel sicherlich auch von der Rock-Gruppe "Rolling Stones" inspiriert wurde, könnte thematisch wohl nicht besser in die Reihe "Rolling Stone - Talking Books" passen, in deren Rahmen der Verlag Random House Audio "Rollende Steine" veröffentlicht hat. Obwohl die Produktion mit einem Umfang von 420 Minuten auf sechs CDs langanhaltendes Hörvergnügen garantiert, handelt es sich bei der Lesung doch um eine gekürzte Hörbuchfassung. Und das merkt man als Hörer leider besonders dann, wenn einem auch die entsprechende Buchvorlage von Terry Pratchett vertraut ist. Erfreulicherweise kann aber wenigstens gesagt werden, dass die Kürzungen der Geschichte für Hörer, die "Rollende Steine" noch nicht kennen, gut gelungen sind, da zwar auf sehr lustige, aber für den Inhalt keineswegs unentbehrliche Szenen verzichtet wurde.
Mit Rufus Beck konnte der Verlag einen der renommiertesten Hörbuch-Sprecher der Gegenwart für seine Produktion gewinnen. Zwar liest Beck die Geschichte stimmig und sehr ausdrucksvoll, doch an die Scheibenwelt-Interpretationen von beispielsweise Dirk Bach reicht seine Leistung nicht heran. Auch enttäuscht die Stimme, die er dem TOD verleiht. Da dieser in der Romanvorlage stets in Großbuchstaben spricht, erscheint Rufus Becks gepresste, flüsternde Tonlage unpassend und erinnert unangenehm an seine Interpretation des Lord Voldemort aus den von ihm herausragend gelesenen "Harry Potter"-Hörbüchern. So wird dem Sprecher die Bekanntheit, die er genießt, dieses Mal leider stellenweise zum Verhängnis.
Die Idee, die zahlreichen Szenenwechsel durch die Einspielung von E-Gitarren-Musik deutlich zu trennen, ist überaus lobenswert und passt hervorragend zum Inhalt der Erzählung. Doch leider wurden die Möglichkeiten dieser Idee nur ansatzweise umgesetzt und nicht vollständig ausgebaut.

Fazit:
Rufus Becks umfangreiche Lesung macht Spaß und unterhält, doch trotz guter Ideen wie dem Einsatz von rockiger E-Gitarren-Musik kommt die Produktion nicht über ein durchschnittliches Niveau hinaus. Was aber nicht zuletzt auch an "Rollende Steine" selbst liegt, welches zweifellos nicht zu den besten Scheibenwelt-Büchern gehört. Um einiges vielversprechender sind da schon "Alles Sense!" und "Schweinsgalopp", die - ebenso wie das neueste Werk der Scheibenwelt, "Schöne Scheine" - im Herbst 2007 als Hörbuch veröffentlicht werden sollen.