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 Die Mätresse des Kaisers

Autoren: Susanne Stein
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Historische Romane sind oftmals gleichbedeutend mit mächtigen Männern, schönen Frauen und gefährlichen Intrigen. Von dieser Regel macht auch "Die Mätresse des Kaisers" keine Ausnahme.

Die junge Gräfin Bianca lebt mit ihrem Bruder Manfred und dem Gesinde auf der Familienburg im italienischen Piemont. Doch die Goldkammern sind leer, der Bruder fürchtet um die Zukunft des Geschlechts. Biancas Zwangsverheiratung mit dem reichen, aber groben Enzio Pucci soll wieder Geld und Einfluss bringen, so hofft Manfred. Doch in der Nacht der Verlobungsfeier ereignet sich ein Unglück: Pucci dringt gewaltsam in Biancas Gemach ein, schlägt Biancas alte Amme und Vertraute Giovanna nieder und versucht, Bianca zu vergewaltigen. Bianca sticht ihn mit einer Schere nieder und glaubt vermeintlich, dass sie ihren Verlobten ermordet hat. Sie lässt mit Giovannas Hilfe die Leiche verschwinden und flüchtet mit ihr und Lorenzo, dem Falkner, von der Burg.
Doch Enzio Puccis Häscher sind ihr auf den Fersen, er will Rache für die Qualen, die er seit der Stichverletzung leidet.
Biancas Flucht treibt sie auf dem Pilgerweg durch den Großteil der damals bekannten Welt, gemeinsam mit den Rittern des Kreuzzugs gegen Jerusalem reisen sie sogar übers Meer bis ins Heilige Land. Doch immer ist sie in Angst um ihr Leben, denn ihre Verfolger lassen niemals nach und dann wird Bianca auch noch von englischen Rittern auf dem Sklavenmarkt verkauft. Doch sie hat Glück im Unglück, sie gelangt auf Grund ihrer blonden Schönheit in den Harem des Sultans. Dieser wiederum schenkt sie dem Stauferkaiser Friedrich II. Damit beginnt langsam die Liebesgeschichte zwischen den beiden, es scheint sich für Bianca doch noch alles zum Guten zu wenden. Der Kaiser liebt sie, sie liebt ihn und als sie sogar schwanger wird, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch Missgunst und Hass anderer, der Starrsinn des Paares und natürlich die Regierungsgeschäfte drohen, das Glück und sogar ihr Leben und das ihres Kindes zu gefährden.

"Die Mätresse des Kaisers" ist zum einen eine bekannte Geschichte - verfolgte Schönheit, die alles verloren hat, trifft auf charismatischen Mann und verliebt sich - zum anderen aber auch ein interessanter Einblick in das 13. Jahrhundert und hinter die Kulissen der Mächtigen zu dieser Zeit. Nicht nur der Hof des Stauferkaisers wird beleuchtet, sondern auch die Ränkespiele des Papstes, der Friedrich zeitweise sogar exkommuniziert, erhalten ihren Raum.
Biancas Gefühlsleben wird stets deutlich und nachvollziehbar beleuchtet, auch die Schwierigkeiten, in die sie sich mit ihrer Freiheitsliebe und ihrer Intelligenz immer wieder bringt, werden eindrucksvoll geschildert. Die damalige Männerwelt hat sich schnell bedroht gefühlt, wenn sie einer selbstbewussten Frau begegnete; dies zeigt sich im Buch immer und immer wieder.
Historisch ist die Figur der Bianca halbwegs belegt, Friedrich hatte wirklich eine Geliebte dieses Namens, mit der er eheähnlich zusammenlebte und mehrere Kinder hatte; doch hier enden die realen Daten auch schon, mehr weiß man nicht über diese Frau. Susanne Stein hat aus diesem dürftigen Eckgerüst aber einen lesenswerten und interessanten Roman geschaffen, dessen historische Gewissheiten in einem kurzen Nachwort festgehalten sind.
Dennoch, hauptsächlich ist dieses Buch ein Liebes- und Abenteuerroman um eine junge Frau, die unbeirrt ihren Weg geht. Um wirklich etwas über das Leben im 13. Jahrhundert zu verraten, ist aber zu den Fakten zu viel hinzugedichtet und erweitert worden, so - außer Biancas Leben - auch die Person Karims, dem arabischen Leibarzt und Vertrauten Friedrichs.

Der Stil der Autorin lässt sich leicht lesen, fast schon zu leicht. Wenn über einen Sklavenmarkt berichtet wird oder über die seelischen Wunden eines gebrochenen Mannes, dann fragt man sich doch, wie es sein kann, dass man nie ins Stocken gerät, nie schockiert inne halten muss. So sanft wie die Szenen zwischen den Liebenden werden auch die meisten gewalttätigen Szenen geschildert, stellenweise wäre hier eine etwas eindringlichere Schreibweise wünschenswert gewesen. So ist der Leser aber mehr Zuschauer als Mitfühler und -leider. Dankenswerterweise wird der Leser aber auch nicht mit endlos ausgeschmückten Liebesszenen gelangweilt, ein Vorteil, den dieser Roman gegenüber anderen Büchern seiner Art hat.

Die meisten Szenen werden aus Biancas Sicht geschildert, doch auch in die Gedankenwelt ihrer Gegner und Karims erhält der Leser Einblick. Dies mag zunächst seltsam erscheinen, ist Karim doch nicht ganz so wichtig wie Friedrich, allerdings beleuchtet dieser zum Beispiel, wie primitiv die ärztlichen Methoden der westlichen Welt doch wirklich waren.
Gleich das erste Kapitel allerdings wird aus der Sicht von Biancas und Friedrichs Tochter geschildert, dies greift zum einen einem dem letzen Kapitel des Romans vor, zum anderen macht es keinen klar erkennbaren Sinn, außer, dass der Leser sich immer fragt, wer dieses Mädchen genau ist und was mit ihr passiert. Zur Verwirrung der Leser perfekt, wirklich zur Handlung trägt diese kleine Episode aber nicht bei.

Trotz der paar Kritikpunkte ist "Die Mätresse des Kaisers" ein kurzweiliges Lesevergnügen vor allem für Frauen, die sich in der Welt der schönen Frauen, mächtigen Männer und gefährlichen Intrigen wohlfühlen.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783426635322 | Preis: 8,95 Euro | 475 Seiten | Sprache: Deutsch

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