Die Spitzenköchin Katharina Schweitzer hat sich endlich den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt. Die "Weiße Lilie" verfolgt dabei ein ungewöhnliches Konzept und bietet nur einen einzigen großen Tisch an, an dem die Gäste abends gemeinsam sitzen, essen und plaudern. Leider läuft das Restaurant weniger gut als erwartet, denn im rechtsrheinischen Köln Mülheim - also "op d?r Schäl Sick", der weniger begehrten, "falschen" Seite von Köln - bleiben an vielen Abenden die Gäste für so ein hochkarätiges Restaurant aus. Zudem hat Katharina Schulden: Zur Verwirklichung ihres Traums hat sie sich dreißigtausend Euro geliehen. Die soll sie nun überraschend zurückzahlen, und prompt bekommt sie finstere Schutzgelderpresser auf den Hals gehetzt.

Rettung naht in Gestalt eines unschuldig aussehenden Umschlags, den Katharina in der Weißen Lilie findet; anscheinend hat ein Gast ihn dort liegen gelassen. Im Umschlag sind fünfzigtausend Euro - die Lösung für die angeschlagene Lilie und Katharinas Geldsorgen? Doch dann geschieht ein Mord und eine Leiche liegt vor dem Eingang zum Restaurant ? Woher stammen die fünfzigtausend Euro und wer ist jetzt hinter ihnen her?

Nach "Leichenschmaus" und "Kirschtote" ist dies der dritte Roman aus der Krimireihe von Brigitte Glaser. Nachdem "Kirschtote" einen Ausflug ins Badische unternahm, kehrt die Handlung im dritten Teil wieder nach Köln zurück, direkt ins Herz von Mülheim auf der Keupstraße, Kölns "Klein-Istanbul". Und es macht wieder ausgesprochen viel Spaß, der fülligen Köchin durch diesen Kriminalfall zu folgen. Brigitte Glaser hat einmal mehr lokale Besonderheiten liebevoll herausgestellt und erfreut damit das Herz eines jeden Kölners. Natürlich ist dieses Buch aber auch für andere Fans von Krimis und kulinarischen Anekdoten lesenswert. Die spezielle Atmosphäre und die einzelnen Schauplätze kann man aber wohl nur vollkommen genießen, wenn man Köln zumindest etwas kennt.

Nachdem in "Leichenschmaus" und "Kirschtote" die Hauptfigur noch völlig unschuldig in diverse Verbrechen hineingeschlittert war, erlebt sie in "Mordstafel" nun einen Gewissenskonflikt, der auch den Leser zum Mitfiebern und Nachdenken anregt: Wenn man einen Umschlag mit viel, viel Geld findet, darf man ihn dann behalten, wenn man sich sozusagen in einer Notlage befindet? Wem gehört das Geld? Hat eventuell sogar die Mafia ihre Finger im Spiel? Neben der rothaarigen Köchin gibt es auch ein Wiedersehen mit dem jungen Koch Holger, dem pausbackigen Barockengel aus "Leichenschmaus", und auch den kleinen Dany Storck aus dem gleichen Roman trifft man wieder.

Brigitte Glasers Reihe von Regional-Krimis hat einfach alles, was gute Unterhaltung ausmacht - viel Witz, schön gezeichnete Charaktere, eine spannende Handlung, liebevollen Lokalkolorit und eine elegante Auflösung. In Kürze soll ein neuer Fall mit Katharina Schweitzer unter dem Titel "Eisbombe" im Emons-Verlag erscheinen.