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Viele Jahre lang erschienen Comicstreifen eines der berühmtesten deutschen Detektive in der Illustrierten "Quick": Von 1950 bis 1959 begeisterte Nick Knatterton zahlreiche Leser mit Humor und Scharfsinn. Der markante Comic-Held mit dem spitzen Kinn und dem Knickerbockeranzug aus Manfred Schmidts Feder sollte eine Parodie auf die amerikanischen Comic-Superhelden darstellen und nebenbei aktuelles Geschehen in Deutschland aus Politik und Wirtschaft durch den Kakao ziehen. Durch den anhaltenden Erfolg blieben Zeichentrickserie und Spielfilm nicht lange aus. Das Phänomen Nick Knatterton war ein Renner.
Jetzt endlich hat der Lappan Verlag sämtliche gedruckten Abenteuer des Meisterdetektivs in einem wunderschönen Sammelband herausgegeben. Edel gebunden, mit Lesezeichen und festem Papier lassen sich die Abenteuer Nick Knattertons noch viel besser genießen.
Ein liebevolles Vorwort, geschrieben von Manfred Schmid noch zu Lebzeiten, und alle achtzehn Geschichten aus neun Jahren Veröffentlichung erwarten den Leser in diesem Sammelband. Die wöchentlich erschienenen Comicstreifen wurden, ganz wie früher, mit ihrer jeweiligen Zwischenüberschrift abgedruckt und augenscheinlich auch nicht anderweitig verändert. Eine kleine Hilfe stellen neben dem Lesezeichen die Seitenzahlen dar, die neben der jeweiligen Seite auch die jeweilige Geschichte nummeriert angeben. Jeder Geschichte geht ein kurzer einleitender Text voran, der auf Details bezüglich des Inhalts hinweist oder den Zusammenhang mit damals tagespolitischem Geschehen erklärt. Zudem werden die fünf wichtigsten Personen in kurzen, humorvollen Texten vorgestellt.
Für Nick Knatterton gibt es einiges zu tun. Der Meisterdetektiv mit der Hakennase hat nur selten Zeit, sich einmal auszuruhen. Und so hetzt er in den achtzehn Geschichten von einem Abenteuer ins nächste. Es beginnt mit der Entführung einer jungen Millionärstochter, die Knatterton aufzuklären hat. Ob mysteriöse Einbruchserien, ergaunerte Erbschaften, kriminelle Wirtschaftsintrigen oder eine Reihe von niedergeschlagenen Passanten auf offener Straße - für Knatterton ist kein Fall zu skurril, kein Geheimnis unlösbar, kein Rätsel nicht zu knacken. Er löst seine Fälle zu Hause im schönen Deutschland genauso wie bei Auslandsreisen oder im Urlaub. London, Paris, Venedig, auf hoher See oder im Flugzeug. Mit Unterstützung oder ohne. Gefesselt, geknebelt oder anderweitig außer Gefecht gesetzt.
Dass die absolute und unfehlbare Genialität Knattertons zum satirischen Unterton gehört, wird schon rasch klar, wenn man die von Erklärungen wimmelnden Bilder sieht. Nahezu jede Zeichnung birgt irgendeinen Pfeil, der den Leser auf etwas aufmerksam macht, und liefert gleichzeitig wichtige Informationen dazu. Erst dadurch können die zahllosen Künste, Talente und Hilfsmittel des Meisterdetektivs erst aufgedeckt und vermittelt werden. Unabdingbare Requisiten wie künstliche Hinterköpfe, Rollen in den Schuhen, Skistöcke mit eingebauten Rum- und Luftleitungen und eine stets perfekte Tarnung erleichtern dem Genie die Arbeit. Hinzu kommen unterschiedliche Kampftechniken und Belastbarkeitsprüfungen, die Knatterton vor nahezu jeder Gefahr schützen und ihm stets zum Sieg verhelfen. Da können Superman und Captain America nicht mithalten!
Allerdings sind die humorvollen und satirischen Geschichten nicht jedermanns Sache. Durch die Bezugnahme auf politische und wirtschaftliche Sachverhalte von damals verlieren die Abenteuer für jüngere Leser ein wenig von ihrer Wirkung, und der Humor ist natürlich etwas überholt. Dennoch können die Kriminalfälle des Meisterdetektivs immer noch glänzend unterhalten. Mit viel Tempo und zahlreichen komischen Einfällen gelingt es Schmidt mühelos, seine Leserschaft zu amüsieren. Dass dabei einfach nicht mehr alle Gags so zünden wie damals, darüber kann man getrost hinwegsehen.
"Nick Knatterton" ist ein Phänomen, das man einmal erlebt haben muss. In dem tollen Sammelband lässt sich der Meisterdetektiv ebenso gut neu wie wieder entdecken. Da bleiben dem Fan keine Wünsche mehr offen, und auch Leser, die Knatterton bisher noch nicht gelesen haben, werden bestimmt ihren Spaß daran finden, ob jung oder alt. Dass man nicht mehr alle Anspielungen versteht und der eine oder andere Scherz etwas überholt scheint, ist selbstverständlich, sollte aber nicht davon abhalten, Knatterton einmal kennen zu lernen. Es lohnt sich!