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Wissenschaftliche Untersuchungen über Computerspiele sind immer noch selten, auch wenn vereinzelt immer wieder ein paar Publikationen erscheinen, vor allem natürlich in den USA. Aber auch hierzulande gibt es einige Medienwissenschaftler, die sich mit den Games und der Kultur des Zockerlebens auseinandersetzen. Jüngster Beitrag ist das Buch "Would you like to play a game?" von Mark Butler, Kulturwissenschaftler und Ethnologe, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kultur des Computerspielens auszuloten: die unterschiedlichen Spielformen wie Adventure, Strategie und Action, vor allem aber die Rezeption durch die Spieler und die Auswirkungen auf ihr Leben, ihr Umfeld und auf die Gesellschaft.
Das gelingt Butler in seinem Buch ganz vorzüglich. "Would you like to play a game?" ist eine topaktuelle Einführung in das Thema, die gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: die wichtigsten wissenschaftlichen Diskurse über das Medium Computerspiel werden zusammengetragen, aktualisiert und kritisch beleuchtet (Butler nennt nahezu alle wichtigen Texte aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum), und anhand von Fallbeispielen neue Forschungsleistung erbracht. Butler läßt immer wieder im Text die Erfahrungen leidenschaftlicher Computerspieler einfließen, die er durch intensive Befragungen aus ihnen hervorgelockt hat. Dankenswerter Weise hat er darauf verzichtet, nur klischeehafte Hardcoregamer zu interviewen; unter den Gesprächspartnern ist etwa eine 11-jährige "Die Sims"-Fanatikerin und eine knapp 30-jährige Gelegenheitsspielerin, wodurch sich eine große Bandbreite an Computerspielerfahrungen ergibt. Nur die wachsende Gruppe älterer Spieler ist nicht vertreten - eigentlich schade. Die Spieler werden eingangs in kurzen Abschnitten vorgestellt, wobei man ihre "Spielbiographien" und ihre Einstellungen zum Medium erfährt. Danach stellt Butler die verschiedenen Spielformen vor, setzt sich mit der einzigartigen Erfahrung der Virtualität auseinander, die jeder Spieler während des Zockens macht, schildert die Entgrenzungsphänomene und Phantasmen des Spielers. Theoretisch ist der Text mit den klassischen Medientheorien unterfüttert, wirkt dabei aber niemals überfrachtet oder aufgesetzt. Der wissenschaftliche Ansatz hat Butler nicht dazu verleitet, in trockene Fachsprache abzugleiten. Statt dessen lässt er seine acht befragten Spieler zu Wort kommen, um die Theorien und Denkmodelle zu belegen. Auch Butlers eigene Erfahrungen als Computerspieler fließen mit ein.
Ein rundum gelungenes Werk, das jedem Studenten der Medien- und Kulturwissenschaft, aber auch jedem an der Theorie interessierten Computerspieler nachdrücklich ans Herz gelegt werden kann und mit seiner üppigen Bebilderung, dem hilfreichen Fußnotenapparat und der exzellenten Bibliographie auf ganzer Linie überzeugt.