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Clara von Fallersberg ist die zwanzigjährige Tochter eines hoch verschuldeten und skrupellosen Barons und seiner nicht minder lieblosen Frau. Für beide stellt Clara lediglich eine Möglichkeit dar, durch einen reichen Schwiegersohn an Geld zu gelangen. Doch kaum ein wohlbetuchter Kandidat interessiert sich für das nicht gerade reizvolle, durch die Gewalttätigkeit des Vaters eingeschüchterte Mädchen. Als der junge Baron Rudolf von Krieglach arglos und irrtümlich in eine von Claras Eltern eingefädelte, für einen wohlhabenden alten Grafen gedachte Falle tappt und Clara versehentlich kompromittiert, heiratet er sie widerwillig. Er verspricht Clara, sie nicht zu ihren herzlosen Eltern zurückzuschicken und die lächerliche Ehe zwar baldmöglichst zu annullieren, jedoch erst, wenn Clara den Mann ihrer Neigungen gefunden oder sich dank ihrer Musik selbstständig gemacht hat. Denn, das zeigt sich nun, da Clara in Ruhe üben kann, in ihr steckt das Zeug zu einer vorzüglichen Pianistin.
In kürzester Zeit wird die graue Maus Clara selbstbewusst und sehr attraktiv. Der Hofkomponist Gluck, mit Gunstbezeugungen eigentlich sehr sparsam, protegiert sie. Und nun passiert etwas nicht Eingeplantes: Rudolf verliebt sich in Clara. Für sie ist das lästig, denn sie möchte um jeden Preis eine gefeierte Solistin werden. Deshalb brüskiert sie Rudolf bei jeder Gelegenheit und achtet nicht auf ihre eigenen Gefühle.
Mittlerweile sind in Wien die Schwarzen Blattern, die Pocken, ausgebrochen und fordern Todesopfer. Bei Clara bricht die Krankheit kurz vor einem wichtigen Konzert aus, das sie vor der kaiserlichen Familie geben sollte. Nicht nur ihre geplante Karriere, sondern ihr Leben gerät in höchste Gefahr.
Der Roman spielt am Ende des 18. Jahrhunderts in Wien, und der Autorin gelingt es recht gut, das Ambiente dieser Zeit einzufangen. Sie flicht historische Persönlichkeiten, darunter einige Mitglieder der Kaiserfamilie und den berühmten Komponisten Gluck, authentisch in den Roman ein und verleiht ihnen Leben.
Insgesamt ist die Geschichte zumindest für den Geschmack der Rezensentin jedoch zu klischeebehaftet, und die Hauptcharaktere wirken nicht immer glaubwürdig. So kommt Claras Wandlung vom ängstlichen, kindlich auftretenden Mauerblümchen zur ausgesprochen selbstbewussten Dame allzu abrupt, und es irritiert, dass Clara ihren ungeliebten Ehemann ständig grob anfährt und ein totales Zerwürfnis riskiert, obwohl sie sich der Tatsache bewusst sein muss, dass ihre Zukunft letztlich allein von seiner Unterstützung abhängt und er sie vor ihren unbarmherzigen, kalten Eltern gerettet hat. Im Zuge der Fortentwicklung der Geschichte ist das zwar verständlich, aber psychologisch kaum nachvollziehbar. Ob eine, wenn auch begabte, Hobbypianistin nach ein bisschen intensiverem Üben Glucks Ansprüchen genügt hätte, sei ebenfalls dahingestellt; selbst wenn man es annimmt, fällt dem Konzept der Geschichte doch allzu oft die Natürlichkeit der Charaktere zum Opfer.
Wirklich schön und packend sind hingegen die erotischen Szenen in diesem Roman ausgearbeitet, die auch die Spannung zum größten Teil ausmachen.
Wer historische Liebesromane mit viel Schmelz mag und sich nicht an den gängigen Klischees und Brüchen in der "Konstruktion" der Charaktere stört, mag der Bewertung gern ein oder zwei Sterne hinzufügen, zumal das Flair und die prickelnde Erotik diesem Roman durchaus einigen Reiz geben. Mit Meisterwerken des Genres kann er nicht mithalten, doch er stellt sicherlich für eine eng gefasste Zielgruppe eine unterhaltsame Lektüre dar.