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Japanisch lernen ist schwierig und sehr kompliziert. Wie bei jeder anderen Sprache hat man Grammatik und Vokabeln zu pauken - nur um diese Vokabeln mit den aus China eingeführten Schriftzeichen Kanji in Einklang zu bringen. So muss der Lernende nicht nur wissen, dass "kuruma" Auto bedeutet, irgendwann muss das passende Kanji auch erkannt und geschrieben werden können.
Bei ungefähr 1945 Kanji, die zum Standartwortschatz gehören, scheint dies eine schier unlösbare Aufgabe zu sein.
Damit man an dieser Aufgabe nicht scheitert, haben Robert Rauter und J.W. Heisig mit "Remembering the Kanji" bzw. "Die Kanji lernen und behalten" ein System vorgestellt, mit dem man die Schriftzeichen besser erlernen und behalten soll. Nachdem sich der erste Band der Bedeutung und Schreibweise gewidmet hat, geht es im zweiten Band von "Die Kanji lernen und behalten" um eine "Systematische Anleitung zu den Lesungen der japanischen Schriftzeichen".
Da es sich bei diesem Buch um den Folgeband zu "
Die Kanji lernen und behalten 1 - Bedeutung und Schreibweise der japanischen Schriftzeichen " handelt, sollte man den Stoff dieses Bandes beherrschen, da nicht mehr darauf eingegangen wird. Hier geht es wirklich allein um die Erlernung der Aussprache der Kanji, die man mit Band eins erlernt hat. Ob das Buch auch von Nutzen ist, wenn man die Kanji mit einem anderen System gelernt hat, zum Beispiel nach der Reihenfolge eines Lehrbuches, kann von Prof. Heisig nicht garantiert werden.
Das System der beiden Bände basiert auf der Idee, dass man Japanisch als Fremdsprache nicht nach demselben Konzept lernen kann, wie dies Schulkinder in Japan tun.
Vor allem meint Prof. Heisig, der Autor des englischen Originals, es sei nicht notwenig, die Schriftzeichen durch bloßes, eintöniges Pauken bis zur Erschöpfung zu lernen - mit etwas Organisation und Denkaufwand seien diese mit viel weniger Anstrengung zu erlernen. Doch während Band eins ein vollständiger Kurs zum Erlernen der Kanji war, dem streng gefolgt werden sollte, bekommt man diesmal "nur" eine Anleitung geliefert und kann selbst bestimmen, nach welcher Reihenfolge man lernen möchte.
Das Buch selbst ist in zwei Bereiche gegliedert. Die zehn Kapitel des ersten Teils (immerhin gut zweihundertachtzig Seiten und damit fast das gesamte Buch) widmen sich der On-Lesung. Diese stammt aus China und wurde zusammen mit den Schriftzeichen übernommen.
Der zweite Teil besteht aus dem ungefähr achtzehn Seiten langen Kapitel elf. Hier geht es um die Erlernung der japanisch Kun-Lesung der Kanji. Der Grund für diese etwas unausgewogene Einteilung liegt nach Aussage von Prof. Heisig daran, dass die On-Lesung schwerer zu systematisieren sei, als ihr japanisches Pendant.
Der Aufbau des ersten Teils erinnert sehr stark an ein Kanji-Wörterbuch. Links findet man das Kanji mit einer Rahmen-Nummer, im größeren rechten Kästchen, das so genannte Signalprimitiv, das die Einteilung des Kanji bestimmt und die Lesung sowie Verweisnummern. Zudem ist in jedem dieser Kästchen ein Kompositum (aus mehreren Schriftzeichen zusammengesetzte Wörter) mit Lesung und Bedeutung angegeben.
Teil zwei erinnert in seinem Aufbau an die ersten Seiten von japanischen Wörterbüchern, in denen der Aufbau der japanischen Schrift erklärt wird.
Abschließend finden sich fünf Indexe, die das Nachschlagen und Finden einzelner Kanji erleichtern, beziehungsweise ermöglichen soll.
Macht so ein Lehrbuch Sinn? Wer mit dem ersten Teil von "Die Kanji lernen und behalten" erfolgreich gearbeitet hat, kommt um den zweiten Teil nicht herum.
Japanischlernenden, die schon über Kanjikenntnisse verfügen und nun nur nach einem System suchen, sich die Lesungen einzuprägen, könnten einen Blick riskieren. Allerdings dürften sie das im Buch verwendete System, die Kanji in "Signalprimitive" aufzuteilen auf die eine oder andere Weise eh schon benutzen. Ob ihnen eine Umstellung gelingt, wird selbst von den Autoren bezweifelt. In einem solchen Fall wird dem Lernenden nichts anderen übrig bleiben, als das Buch und sein verwendetes System in Ruhe zu betrachten und zu entscheiden, ob man es verwenden möchte.
Das System, das in beiden Bänden von "Die Kanji lernen und behalten" vorgestellt wird, ist sicher eine Alternative zu langem, frustrierenden Auswendiglernen, befreit einem aber nicht von eben dieser Arbeit.
Zudem ist gerade der erste Band ein festgelegter Kurs und damit nicht auf die Bedürfnisse eines anderen Kurses anwendbar. Wer sich Kanji frei von Unterrichtsstunden und Lehrbüchern aneignen will, sollte sich beiden Bände ansehen. Alle anderen sollten überlegen, ob ihnen das angebotene System etwas bringt.
Für sich allein genommen, ist der zweite Band sicher nur begrenzt zu empfehlen.