Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Anlässlich der Berlinale 2007 gab es eine Retrospektive zu den "Frauenbildern im Stummfilm" mit dem einprägsamen Titel "City Girls". Im Verlag Bretz+Fischer erschien der vorliegende, reich bebilderte Begleitband, der in dreizehn Kapiteln von den Frauen der Stummfilmära erzählt.
Das Frauenbild der zwanziger Jahre wirkt heute oft noch recht aktuell und modern. Das Buch zeigt zunächst dieses Typus Frau im Vorwort des Buches. Hier wird uns die "Neue Frau" vorgestellt, die jung, schlank, sportlich, kurzhaarig und beinahe androgyn, zudem klug und selbstbewusst zu sein hatte. Dieser Frauentyp, der in Louise Brooks seine Ikone fand, dominierte gut ein Jahrzehnt die Wahrnehmung von Weiblichkeit und stellte eine Befreidung im Gegensatz zum konservativen Frauenbild dar. Dieses Bild wurde vor allem von Werbung und Filmen verbreitet. Dargestellt wurden die Frauen dabei entweder in ihren Arbeitsverhältnissen (die Zahl der weiblichen Angestellten und Sekretärinnen stieg immer weiter an) oder in der glamourösen Welt der Reichen.
Auffallend ist auch, dass diese Epoche mit der Karriere eines Stars beginnt, der nie wirklich dem Bild der "Neuen Frau" entsprach: Asta Nielsen.
Die Beiträge in dem Buch sind allesamt interessant, dabei aber auch sehr anspruchsvoll geschrieben. Der Leser wird über die Rollenbilder einer Zeit aufgeklärt und wie es mit der Wirklichkeit zusammenpasst oder wo es gar zu dieser konträr war.
Die meisten Artikel sind nicht allzu lang und lassen sich trotz ihrer fachlichen Dichte gut lesen.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die zeitgenössischen Texte. Hier kommen Schriftsteller und Journalisten dieser Ära zu Wort und können einen näheren Blickwinkel liefern. Das ihre Texte unter die Aufsätze gemischt wurden und nicht gesondert behandelt werden, lässt sie gleichwertig erscheinen und gibt auch ihnen den Anspruch, wertvolle Informationen und Einsichten zu liefern.
Endnoten ermöglichen ein weiteres Eintauchen in die Materie, am Ende folgt noch ein Register mit Personen und Filmen.
Wirklich punkten kann das Buch allerdings mit seinen Fotos. Hier präsentiert sich ein gar nicht mal so heterogenes Frauenbild einer schillernden Ära. Die Bilder sind zum Teil Filmszenen, Fotos oder Bilder - der Zeit entsprechend in schwarzweiß, aber oft in erstaunlich guter Qualität.
Schon beim Durchblättern und reinen Betrachten dieser Bilder kann man viel über das beschriebene Frauenbild lernen.
Somit dürfte das Buch nicht nur für Filmliebhaber, sondern auch für Modebegeisterte besonders interessant sein. Aber auch jeder, der sich für die goldenen Zwanziger beigeistern kann, sollte einen Blick riskieren. Es ist ein schönes Buch, das neben hübschen Frauen auch sehr interessante Texte zu bieten hat. Ein Buch, in dem man schwelgen und von dem man etwas lernen kann - und sicher mehr als einen Blick wert.