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Johnny Depp ist nicht erst seit "Fluch der Karibik" ein faszinierendes Mysterium, das die Hollywood-Traumfabrik da ausgespuckt hat. Schon mit früheren Filmen bewies der zurückhaltende Schauspieler Talent und Fantasie. In den Rollen von Außenseitern, Träumern und Exoten konnte er sein Können stets voll ausspielen. Aber wer steckt hinter diesem Sonderling, der so ganz anders ist als all die anderen Schauspieler der Filmindustrie? Alexandra Seitz, die bereits Porträtbücher zu Marlon Brando, Brad Pitt und George Clooney verfasste, geht dieser Frage in dem Buch "Johnny Depp - Ein Porträt", das bei Bertz + Fischer erschien, auf den Grund.
In neunzehn Kapiteln, mit neugierig machenden und skurrilen Überschriften wie "Eine Schachtel Cornflakes", Widerspenstiges Verdämmern" oder "Querköpfe unter sich" versehen, versucht Seitz, dem Leben und der Arbeit Johnny Depps die eine oder andere Wahrheit zu entlocken. Dabei konzentriert sie sich überwiegend auf den Teil des Schauspielers, den der Zuschauer bisher von ihm kennen gelernt hat: seine Rollen im Film. Überraschend wenig wird dem geneigten Leser über Depps Herkunft, seine Kindheit, die Familie und die Erfahrungen verraten, die er bis zu seiner Filmkarriere gemacht hatte.
Umso mehr Gewicht legt die Autorin hingegen auf die Betrachtung und Interpretation seiner Filmrollen; und es gelingt ihr großteils, allein dadurch mehr über den Charakter dieses interessanten Menschen zu verraten, als es sein Sternzeichen oder sein Lieblingsgetränk vielleicht könnten. Die Parallelen zwischen dem Menschen Johnny Depp und seinen Rollen sind dabei manchmal richtig verblüffend; Zitate stützen Seitz Thesen oftmals und unterstreichen die interessanten Ansichten, die sie vertritt.
Auch die Filme selbst werden genauer beleuchtet, nicht nur die Figuren, die Depp darin verkörpert; jedoch schießen die Interpretationen mancher Filme hin und wieder über das Ziel hinaus und sind längst nicht so gut wie die der Charaktere.
Natürlich kommen die privaten Angelegenheiten wie die Frauen in Depps Leben, seine Drogenerfahrungen und seine Freundschaften zu Persönlichkeiten wie Tim Burton zur Sprache, halten sich jedoch in angenehm seriösem Rahmen. Dennoch: Der innige Fan hätte sich mehr pikante, spannende oder überraschende Details gewünscht.
Auf fast jeder der 192 Seiten finden sich Fotos des Stars, angefangen bei den frühen Schauspielerfahrungen in der Teenie-Serie "21 Jump Street" bis hin zu Fotos aus "Fluch der Karibik". Johnny Depp auf Filmpremieren, Johnny Depp bei Dreharbeiten, Johnny Depp in seinen Filmen: Die gezeigten Fotos lassen kaum Wünsche offen und zeigen den Darsteller allein oder mit Freunden, in seinen vielen Facetten, bei seiner Arbeit und hinter den Kulissen. Privatfotos gehören leider nicht zum angebotenen Repertoire, aber anders hätte man es bei dem zurückgezogen lebenden Schauspieler auch gar nicht erwartet.
Das Buch schließt mit Anmerkungen zu Zitaten im Text, einer ausführlichen Filmografie, Buch- und Internettipps zum Weiterlesen, einem obligatorischen Fotonachweis und letztlich einem Filmtitelregister zum schnellen Nachschlagen ab. Einen stichwortartigen chronologischen Abriss über Depps Leben vermisst man allerdings; dieser hätte den Anhang gut abgerundet.
Wer Fan von Johnny Depp ist und mehr über die Arbeit des Schauspielers erfahren will, ist hier genau richtig. Fernab von Klatsch und Tratsch der Boulevardpresse findet sich hier das Porträt eines Künstlers, der sich über seine Rollen identifiziert und immer wieder selbst neu entdeckt, der seine Arbeit liebt und der in jedem gespielten Charakter auch ein Stückchen seiner selbst wieder findet. Keine richtige Biografie, aber ein tolles Buch über Johnny Depps Künstlerwerk.