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Seoul, im Jahre 2000: Eine alte US-Militärbasis ruft zum Großreinemachen auf. Dabei werden alte - aber dennoch hochgiftige - Chemikalien sorglos in den angrenzenden Han-Fluss gekippt.
Die Quittung erfolgt gute sechs Jahre später, an einem sonnigen und scheinbar sorgenfreien Nachmittag, als eine gewaltige Kreatur - halb Echse, halb Kaulquappe - den Fluten des Flusses entspringt und Jagd auf stressgeplagte Stadtmenschen und Sonnenanbeter macht.
Ungewollt wird auch der Kioskbesitzer Park Heui-bong in den Strudel der Ereignisse gezogen - gemeinsam mit seinem leicht naiv-schusseligen Sohn Kang-du, der auf die Rückkehr seiner Tochter, Hyun-seo wartet.
Doch es kommt ganz anders. Nach seinem Amoklauf am Ufer des Flusses schnappt sich das Monster die kleine Hyun-seo und verschwindet mit ihr spurlos.
Vom Schmerz des Verlustes übermannt, lassen sich Park, Kang-du sowie dessen jüngerer Bruder, Nam-il und seine Schwester, die professionelle Bogenschützin Nam-ju, praktisch wehrlos vom Militär in ein Hospital mitschleppen, da man der Meinung ist, dass von der geheimnisvollen Kreatur ein ansteckender, offenbar tödlicher Virus ausgeht.
Mitten in der Nacht, umgeben von weiteren - scheinbar - Infizierten, klingelt unverhofft Kang-dus Handy. Der Anrufer? Niemand Geringeres als seine eigene Tochter! Doch von offizieller Seite möchte niemand Kang-du glauben. Immerhin gilt es, einen gemeingefährlichen Virus auszumerzen. Wen kümmert da schon das Wohl eines Kindes?
Kang-du und seine Sippe jedenfalls schon. Und so machen sie sich auf, Hyun-seo aus den Klauen der Kreatur zu befreien ...
Die Zeiten, in denen Riesenechsen Marke Godzilla radioaktiven Experimenten beziehungsweise Atombomben zu verdanken sind, scheinen offenbar passé zu sein. Andere Bedrohungen und ein anderer Zeitgeist haben längst den Platz des vom Kalten Krieg beeinflussten Gedankengutes eingenommen, sind aber dennoch nicht minder beunruhigend.
Regisseur Bong Joon-ho macht deutlich, wie gefährlich ein Triumvirat aus Militär, Staat und Medienpräsenz sein kann, das letztlich außer Paranoia und Angst keinerlei Resultate vorweisen kann. Insofern kann man "The Host" auch nicht als klassisches "Creature Feature" bezeichnen. Hier gibt es keinen tapferen, muskelbepackten Helden mit Grips, der sich im Alleingang der Bestie stellt, sondern stattdessen eine sich auf den ersten Blick scheinbar völlig entfremdete Familie, in der gesoffen, geraucht, geflucht und nicht selten geprügelt wird, welche aber bei der Rettung der kleinen Hyun-seo zu einer untrennbaren Einheit zusammenschweißt.
Auch die Gegnerseite kommt nicht unbedingt vom Reißbrett Marke Hollywood, da es in "The Host" unter anderem auch die scheinbar stets anwesenden, fast schon als omnipräsent zu bezeichnenden US-Militärs sind, denen eine nicht gerade geringe Schuld zugesprochen werden muss.
Was das Monster selbst anbelangt, so wurden solch renommierte Trickfirmen wie WETA ("Herr der Ringe") und Orphanage ("Sin City") zu Rate gezogen, die gemeinsam eine Mischung aus Echse und Alien geschaffen haben, die größtenteils sehr überzeugend wirkt.
Dennoch ist "The Host" - wie wohl zu erahnen war - alles andere als ein klassischer Horror-Monster-Schocker. Zugegeben, wenn die Mutation loslegt, dann werden durchaus Reminiszenzen an den werten Herrn Spielberg offenkundig, ohne dabei jedoch als plumper Ideenklau ausgemacht zu werden. Dafür legt Regisseur Joon-ho nämlich einfach zu viel Raffinesse und handwerkliches Geschick entgegen und agiert zudem völlig gegen die gängigen Regeln und Klischees des Genres der Monsterfilme und wirft zudem Zutaten wie soziale Missstände, Humor und Melodramatik in seinen größtenteils wirklich hervorragend mundenden Eintopf. Kein Wunder also, dass "The Host" zum erfolgreichsten südkoreanischen Film avancierte!
So gut der Film, so weniger gut die DVD: Die Interviews und Making Of?s sind okay, doch offenbar haben die Macher noch nie etwas von Untertiteln gehört - was doch zu argen Verständigungsproblemen führen kann, wenn man der koreanischen Sprache nicht mächtig ist. Ein weiterer Wermutstropfen ist außerdem der etwas verwaschen klingende Ton des Hauptfilms, der allerdings durch ein kristallklares Bild kontrapunktiert wird.
Was bleibt also unterm Strich? Ein wirklich gelungener, originell und eigenständig agierender Hybride aus Monsterfilm, Komödie, Drama und Gesellschaftskritik, der allerdings gelegentlich auch schon mal über das Ziel hinausschießt. Trotzdem sollten aufgeschlossene Genrefans dem Film eine Chance geben. Verdient hat er es sich allemal.