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Mit gleich drei Bänden startet im Juli 2007 Wolfgang Hohlbeins Abenteuer-Reihe "Thor Garson" im Ueberreuter-Verlag. Das überrascht den Leser mittlerweile nicht mehr, ist man es doch gewohnt, dass Deutschlands Vielschreiber Nummer Eins Bücher wie am Fließband produziert. Bei "Thor Garson" ist es allerdings angebracht, einen kritischen Blick auf den Hintergrund der Romane zu werfen.
Piedras Negras, Yucatán, 1935.
Der bekannte Reporter Greg Swanson konnte seinen Freund Thor Garson schnell davon überzeugen, mit ihm zu einem erloschenen Vulkan im mexikanischen Dschungel zu reisen, um in dessen Krater etwas zu finden, von dem er Thor noch nichts verraten wollte. Aber von wegen erloschen! Kaum sind die beiden Abenteurer bei dem Vulkan angekommen, beginnt dieser Feuer und Lava über sie zu spucken. Auf seinen Schultern schleppt Thor den schwer verletzten Swanson den Hang hinunter - und wird überraschend von einem hünenhaften Maya angegriffen. Auch in weniger geschwächtem Zustand hätte Thor keine Chance gegen den muskelbepackten Krieger gehabt, doch der Vulkan kommt ihm zu Hilfe und schleudert glühendes Gestein auf den Angreifer. Dennoch: Swanson liegt im Sterben und Thor hat nicht mehr die Kraft, ihn noch weiter zu tragen. Da vertraut ihm sein Freund ein kleines Amulett an, das den dämonischen Maya-Gott Quetzalcoatl in Gestalt einer gefiederten Schlange zeigt, und nimmt Thor das Versprechen ab, es seiner - Swansons - Tochter zu bringen.
Drei Monate später kann Thor die 19-jährige Joana Swanson endlich in New Orleans ausmachen. Doch nicht nur Thor hatte in den vergangenen Tagen immer wieder unangenehme Begegnungen mit Maya-Kriegern, auch Joana wurde von einem riesigen Mann verfolgt, der sie schließlich überfallen und ihr einen Anhänger geraubt hat, der identisch mit demjenigen war, den Thor von Swanson bekommen hat. Was hoffte Swanson in Mexiko zu finden? Und welche Bedeutung haben dabei die Amulette? Als Thor herausfindet, dass letztere die Kraft haben sollen, den gefiederten Schlangengott Quetzalcoatl wiederzuerwecken, ist für ihn eines klar: Er muss zurück nach Mexiko ...
Was, das klingt fast wie der Plot einer Indiana-Jones-Story? Kann nicht sein! Oder doch? Aufgrund der inhaltlichen Ähnlichkeit vieler seiner Bücher wird bei Wolfgang Hohlbeins Werken häufig die Kritik laut, dass der Autor den Handlungsrahmen seiner Geschichten immer wieder kopiere und lediglich Namen und Orte verändere. Natürlich ist klar, dass eine solche Kritik nicht wörtlich zu nehmen ist. Hohlbein geht keinesfalls hin und nimmt eines seiner alten Bücher, ersetzt den Namen des Protagonisten und gibt es unter anderem Titel wieder heraus. Ach ja? Macht er nicht? Macht er doch! Zumindest im Fall der Abenteuer-Reihe "Thor Garson". Die ist nämlich tatsächlich schon einmal erschienen, und zwar unter dem Label "Indiana Jones". Denn das siebzehn Jahre alte Pendant zu "Thor Garson - Der Dämonengott" ist der Abenteuer-Roman "Indiana Jones und die Gefiederte Schlange", der für die vorliegende Neuausgabe leicht überarbeitet wurde. Sprich: Der Name "Indiana Jones" wurde durch "Thor Garson" ersetzt und hier und da wurden ein paar Worte und Sätze geringfügig verändert, während der Großteil des Textes exakt so übernommen wurde, wie er bereits 1990 erschienen ist. Dass darauf weder auf dem Buch selbst noch auf der Verlagsseite hingewiesen wird, ist frech und unverschämt.
Abgesehen von dieser Veröffentlichungspolitik liegt dem Leser mit "Thor Garson - Der Dämonengott" ein durchaus unterhaltsamer und abenteuerlicher Roman vor, der jedoch nicht zu Hohlbeins besten Indiana-Jones-Adaptionen zählt; hier hätte man zumindest die Auswahl etwas besser treffen und eine "Vorlage" wählen können, die spannender und temporeicher angelegt ist. Hinzu kommt Wolfgang Hohlbeins einfacher und manchmal etwas grober Schreibstil, der in diesem Fall aber ausnahmsweise zu den 1930er-Jahren passt, vor deren Kulisse "Thor Garson - Der Dämonengott" angesiedelt ist. Thor Garson bleibt dabei jedoch - wie könnte es anders sein bei einer solchen Art des Remakes? - eine sehr oberflächliche und wenig tiefgründige Hauptfigur, zu der man als Leser weder Sympathie noch Antipathie aufbaut.
Fazit:
"Thor Garson - Der Dämonengott" bietet einen durchschnittlichen, aber unterhaltsamen Abenteuerroman, doch interessierten Lesern sei das Buch in seiner Originalfassung, "Indiana Jones und die Gefiederte Schlange", empfohlen. Das ist zwar nicht mehr im Handel erhältlich, kann aber im Internet sehr leicht gebraucht erworben werden. Der eine Grund für diese Empfehlung lautet, dass die Veröffentlichung von "Thor Garson - Der Dämonengott" nicht nur Betrug am Käufer, sondern Geldmacherei der übelsten Sorte ist und allein deshalb boykottiert werden sollte. Der andere Grund ist, dass der Charakter Thor Garson mit Indiana Jones einfach nicht mithalten kann.
Hinweis:
Bei "Thor Garson - Das Totenschiff" diente "Indiana Jones und das Schiff der Götter" als "Vorlage", bei "Thor Garson - Der Fluch des Goldes" war es "Indiana Jones und das Gold von El Dorado". Da Wolfgang Hohlbein noch etliche weitere Indiana-Jones-Romane verfasst hat, bleibt zu erwarten, dass auch "Thor Garson" noch Fortsetzungen findet.