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 Wall and Piece

Autoren: Banksy
Verlag: Publikat Verlag

Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Der englische Street-Art-Künstler Banksy ist in der internationalen Kunstszene angekommen. Das Art-Magazin widmete ihm einige Artikel, Frank Schirrmacher feierte ihn in der FAZ und das Aktionshaus Sotheby’s versteigerte im Februar 2007 das Bild "Bombing Middle England" für umgerechnet 150.000 Euro. Dabei weiß niemand so genau, wer dieser Banksy eigentlich ist oder wie er aussieht, denn er bleibt - ganz illegaler Sprayer eben - anonym.

Seine Graffitis sind sogenannte Stencils oder Pochoirs (auf Deutsch auch Schablonengraffitis) und schmücken nicht nur englische Straßen, sondern auch beispielsweise die Betonmauer, die die Israelis im Westjordanland hochgezogen haben. Die Graffitis haben dabei immer einen Bezug zu der direkten Umgebung. So sprayte Banksy auf die israelische Mauer unter anderem ein Mädchen, das von Luftballons in die Höhe gezogen wird. Die meisten Graffitis finden sich aber in London, beispielsweise sich küssende Bobbys, die Queen und immer wieder Ratten. Ratten sind eines seiner bevorzugten und immer wiederkehrenden Motive. "If you are dirty, insignificant and unloved then rats are the ultimate role model.", schreibt er. Dass das englische Wort für Ratte (= rat) ein Anagramm für das englische Wort Kunst (= art) ist, ist ihm aber erst bewusst geworden, als es ihm jemand sagte. Überhaupt scheint er Tiere zu mögen und besucht für seine Aktionen auch immer wieder den Zoo. Im Longleat Safari Park hinterließ er im Affengehege ein Schild mit der Aufschrift: "I’m a celebrity get me out of here". Die Affen nahmen das Schild bereitwillig in Besitz und schleppten es mit sich rum. Kunst ist für Banksy nicht wie anderes Kulturgut, denn was Kunst ist, wird nur von wenigen bestimmt. Klar, dass das dem Kunst-Guerillero Banksy sauer aufstößt und er in Museen weitere Orte für Aktionen sieht. So hat er mittlerweile in den berühmtesten Galerien der Welt gehangen: der Tate Gallery in London, dem Louvre in Paris oder dem Museum of Modern Art (MoMa) in New York. Das Vorgehen ist immer das Gleiche: Verkleidet geht er in ein Museum und hängt dort ein Bild von sich auf. Das fällt oft erst spät auf und so hing er im MoMa ganze sechs Tage. Das British Museum in London nahm sein eingeschmuggeltes Bild sogar in die ständige Ausstellung auf.

Das Buch "Wall and Piece" ist eine Zusammenfassung dreier bereits erschienener Bücher. Graffitis, Bilder, Kunstaktionen und Kommentare von Banksy sind in diesem Buch versammelt. Die Kommentare sind nicht übersetzt, sondern auf Englisch, da aber die Bilder das Buch ausmachen, lohnt sich die Anschaffung auch, wenn man kein Englisch spricht. Alle oben beschriebenen Beispiele findet man in dem Buch und natürlich noch viel mehr. Banksy bietet einen Riesenfundus an witzigen Ideen. Aber es sind nicht nur seine Ideen, sondern auch die Umsetzung, die erstaunt, denn seine Stencils zeugen von Können und laden auch ohne jede Interpretation zum Betrachten ein.

Aber sicher will Banksy mehr, als dass seine Bilder nur betrachtet werden. Im Stil der Kommunikationsguerilla nehmen sie Bekanntes auf und ändern es so, dass dem Betrachter eine neue Sichtweise möglich wird. Banksys Werke sind hintersinnig, politisch, gesellschaftskritisch und vor allem witzig. Noch nie ist jemand die großen Museen der Welt abgefahren, um dort ungefragt Bilder von sich aufzuhängen. Das ist sympathisch und lädt ein, vieles zu hinterfragen. Dass seine Bilder bei Sotheby’s versteigert werden, dass seine Graffitis zum Teil teurer sind als die Häuser auf denen sie stehen, dass er gefeiert und gehypt wird und eine Menge Geld verdient, nehmen ihm manche übel und werfen ihm Kommerz vor. Doch am Ende ist und bleibt Banksy der große Unbekannte, der sich bisher noch nicht vom Ruhm und von der Kunstszene hat vereinnahmen lassen. Am Schluss des Buches gibt er noch einige Ratschläge, unter anderem diesen (frei übersetzt): "Berühmtheit ist ein Nebenbei-Produkt von etwas anderem. Man geht ja auch nicht in ein Restaurant und bestellt etwas zu essen, um scheißen zu können." In diesem Sinne: Fünf Sterne für Banksys "Wall and Piece".

Katja Maria Weinl



Softcover | Erschienen: 01. November 2006 | ISBN: 9783939566090 | Preis: 23,90 Euro | 240 Seiten | Sprache: Englisch

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