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 Das Walker-Hasser Manifest

Autoren: Achim Achilles
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Walken - fast jeder ernstzunehmende Jogger hatte schon einmal eine schmerzhafte Konfrontation mit einem Stock hinter sich. Und selbst wenn nicht: Die Waldwege sind voll von ihnen, seltsam angezogen, sich lautstark unterhaltend und Stöckchen schwingend versperren sie die Waldwege. Für alle, die sich schon mehr als einmal über dieses Phänomen aufgeregt oder gewundert haben, hat Achim Achilles nun 22 Kolumnen zu diesem Thema in einem Buch versammelt.

Dabei deckt er wirklich die gesamte Palette an Rätselhaftigkeiten ab: Warum bilden sich Walker ein, sie würden abnehmen, wenn sie eine Runde spazieren gehen, dabei 200 Kalorien verbrennen, aber 500 zu sich nehmen - in Form von isotonischen Sportgetränken und Fitnessriegeln, denn sonst verliert der Körper ja zu viele wichtige Nährstoffe. Auch, warum zum Walken anscheinend auch eine modische Geschmacksverirrung gehört, fragt sich Achilles. Und was passiert mit einer Ehe, wenn Mann begeisterter Läufer ist, die Frau aber auf einmal zur Walkerin mutiert? Muss man nun die gesamte Ehe infrage stellen? Gibt es Rettung? Auch mit der Frage, warum die meisten Walker übergewichtige Frauen jenseits der Vierzig zu sein scheinen, fragt sich Achilles - und bestimmt nicht nur er. Sehr hilfreich für alle, die den "echten Sport" gegen Walking-Vorurteile verteidigen wollen, sind seine "17 gute Gründe gegen das Walken". Denn wie oft wird einem von Walkern erzählt, ihr "Sport" wäre ja soviel gesünder? Man würde so viel Fett verbrennen und das auch noch ohne Anstrengung? Wie ironisch ist es dann, dass bei den ersten so genannten "World Championships" des Nordic Walkings in Bayern ganze 23 von 160 Teilnehmern das Ziel erreichten. Der Rest musste verletzungs- oder erschöpfungsbedingt aufgeben. Da ist die Erfolgsquote beim angeblich so furchtbaren Marathonlauf höher … Das nur ein Auszug aus den Gründen und anderen Kolumnen.

Achim Achilles schreibt wunderbar. Man wird sich nicht helfen können, man muss schmunzeln, lachen, zustimmend nicken, mitlästern. Was er da schreibt, ist einfach so aus dem Leben gegriffen, die deutschen Waldwege sind doch alle gleich … Aber nicht nur Walker-"Hassern" kann man das Buch empfehlen, auch Walker sollten es lesen, entweder sie sind danach bekehrt oder aber sie kennen wenigstens die Argumentationsweise des Feindes. Nicht nur die Kolumnen reizen zum Lachen, auch die eingestreuten Leserbriefe erwecken Heiterkeit. Dabei hat Achilles nicht nur die ausgewählt, die seinen Standpunkt unterstützen und loben, sondern auch die Leserbriefe von "Hardcorewalkern" abgedruckt, die wohl zu der seltenen Minderheit gehören, die diesen Sport wirklich ernsthaft ausüben, in der Form, in der man ihn auch wirklich als "Sport" bezeichnen kann. Doch die Mehrheit ist ja doch die durchschnittliche deutsche Hausfrau, die hofft, mit einer Stunde walken die zwei Stück Sahnetorte von gestern Nachmittag abbauen zu können …
Wichtig ist es, dieses Buch mit einem Augenzwinkern lesen zu können. In jeder Sportart gibt es solche und solche: Die, die ihren Sport wirklich lieben und ernst nehmen und durchaus gesund betreiben, und die, die ihn nur pro forma betreiben. Eine Sache, die auch in diesem Buch nicht verborgen bleibt: Während Walker dazu neigen, zu wenig zu machen, um erfolgreich zu sein, tendieren Läufer eher zum Gegenteil, nämlich zur Gesundheitsschädigung. Doch um die Nachteile des Laufens geht es hier ja gar nicht.
Auch wenn manche Kolumnen sehr scharf wirken, von der Hand zu weisen sind Achilles’ Beobachtungen nicht, gerade das sorgt für den großen Unterhaltungswert.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783453600713 | Preis: 6,95 Euro | 127 Seiten | Sprache: Deutsch

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