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Primrose Vater ist Fischer. Auch heute ist er vom kleinen kanadischen Pazifikhafen Coal Harbor aufgebrochen. Doch draußen auf See tobt ein mächtiger Orkan. Und als wäre es die natürlichste Sache der Welt, wird Primrose zur alten Miss Perfidy gebracht. Denn ihre Mutter ist nicht der Mensch, der auf den Nägeln kaut und auf die Rückkehr ihres Mannes wartet. Sie nimmt das kleine Segelboot und fährt hinaus in den Sturm, um ihren Mann zu retten.
Beide kehren nicht zurück. Die Bewohner des kleinen Küstenortes trauern und beschließen, Primrose bei Miss Perfidy zu lassen - gegen Stundenlohn natürlich. Nach einer Weile geht aber das Geld aus dem Nachlass des Fischers zur Neige und der Gemeindevorstand nimmt Kontakt mit einem Verwandten von Primrose auf. Wider Erwarten kommt Onkel Jack, ein Offizier der kanadischen Marine, nach Coal Harbor und nimmt sich des Mädchens an. Kurz darauf quittiert er seinen Dienst und lässt sich als Immobilienmakler nieder.
Nur Primrose glaubt nicht an den Tod der Eltern. Sie ist sich sicher, dass die beiden eines Tages von ihrer kleinen Insel, auf die sie sich während des Sturms gerettet haben, zurückkehren. Auch als die Öljacke ihrer Mutter gefunden wird, beharrt das Mädchen darauf, dass sie wiederkehren.
In diesem Hörbuch gibt es leider keinen langen Sommer und Wunder schon gar nicht. Der deutsche Titel ist ebenso dämlich wie unpassend. Besser passt da schon der Originaltitel "Everything on a Waffle", denn Kochrezepte und die Wirtin des "Mädchens auf der roten Schaukel", Miss Browser, serviert tatsächlich sämtliche Gerichte auf einer Waffel.
Die Geschichte handelt vielmehr vom plötzlichen Verlust der Eltern und wie ein elfjähriges Mädchen damit klar kommt. Doch anstatt darüber zu philosophieren, geht das Mädchen einfach davon aus, dass ihre Eltern wieder kommen und reagiert ziemlich gelassen auf ihre Umwelt. Die hingegen besteht entweder aus ausgesprochen ekligen Menschen oder extrem langweiligen, permanent dummes Zeug labernden Erwachsenen. Einzig der patente Onkel Jack und die nicht minder sympathischen Miss Browser kann man ertragen.
Leider passiert in den vier Stunden dieses Hörbuch so gut wie nichts. Die Erwachsenen schwafeln, beschäftigen sich mit sich selbst und versuchen das Mädchen möglichst zu ignorieren. Vor lauter Alltäglichem und Gewöhnlichem beginnt sich der Hörer zusehendst zu langweilen. Tiefere Botschaften verbergen sich selten hinter den Aussagen und die melancholische, öde Stimmung überwiegt. Auch die Kochrezepte, von denen einige im Booklet der CD aufgeführt sind, passen nicht in die Geschichte und wirken des öfteren aufgesetzt und überflüssig.
Gegen diese trübe Stimmung hilft nur eine gute Sprecherin. Und die hat man bei Igel-Records mit Ina Gercke (bekannt aus den "Wanda-Hörbüchern") gefunden. Mit Lust am Intonieren verschiedenster Stimmen kämpft sie mit Erfolg gegen den oft schwierigen Text an. Die belanglosen Passagen werden durch sie zu einem unterhaltsamen Mix aus Stimmen und Charakteren. Ihre eklige Miss Honeycut, ihr jovialer Onkel Jack, ihre penetrant sich selbst beweihräuchernde Miss Perfidy, oder die souverän burschikose Miss Browser sind einfach nur köstlich anzuhören.
Dank einer grandios aufgelegten Sprecherin ist dieses vier Stunden lange Hörbuch ganz nett anzuhören. Trotz Längen und unnötiger Kochexkurse, einer wenig begeisternden Handlung und schicksalhaften Wendungen, die so unwahrscheinlich wie seltsam sind, fühlt man sich gut unterhalten. Tiefgang sollte man allerdings kaum erwarten, denn die psychologische Situation des Mädchens wird ausgeklammert, indem sie den Verlust der Eltern schlicht ignoriert - respektive sie sich sicher ist, dass beide wieder kommen.
Dass das Ende des Hörbuchs bereits auf dem Klappentext (und sämtlichen Werbetexten über das Buch oder dieses Hörbuch) steht, ist übrigens unverzeihlich und verdirbt nachhaltig den Spaß daran.