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Seit es Menschen gibt, existiert auch Kunst. Das beweisen die Höhlenmalereien in Südwesteuropa und steinzeitliche Statuetten und Schmuckstücke auf eindrucksvolle Weise. Immer aber gab es im Kunstschaffen und -empfinden regionale und kulturelle Unterschiede. Diesen hat sich das Buch "Weltgeschichte der Kunst" aus dem Prestel-Verlag verschrieben.
Das Werk besteht aus fünf Teilen mit den selbsterklärenden Titeln "Ursprünge der Kunst", "Die Kunst der Weltreligionen", "Sakrale und profane Kunst", "Das Entstehen der modernen Zeit" und "Die Kunst des 20. Jahrhunderts". Jeder Teil ist in mehrere Kapitel unterteilt, von denen einige die europäische Entwicklung untersuchen, andere jedoch zeitgleiche Kunstströmungen in anderen Kulturen betrachten, so zum Beispiel im vorletzten Teil den Osten mit China, Japan und Thailand sowie afrikanische, nord- und südamerikanische, australische und ozeanische Kunst. Der letzte Teil freilich befasst sich ausschließlich mit künstlerischen Ideen des westlichen Kulturkreises.
"Ursprünge der Kunst" geht auf die ersten bislang zugänglichen Kunstwerke von Jäger- und Bauernvölkern zurück. Hierzu gehören nicht nur die Höhlenmalereien aus Frankreich und Spanien, die Venus von Willendorf und Kunst aus Çatal Hüyük (rund 8.000 Jahre alt), sondern auch Kleinskulpturen von Westasien bis Mitteleuropa und Architektur wie jene von Stonehenge. Die ausführliche Betrachtung der Hochkulturen, die ebenfalls in diesem Buchteil vorgenommen wird, findet man in anderen kunsthistorischen Zusammenfassungen ebenfalls eher selten.
Durch diese Hervorhebung des ersten Abschnitts soll der Wert der darauf folgenden Kapitel keineswegs geschmälert werden: Sie sind sämtlich ausführlich, detailliert und sehr interessant gestaltet.
Ein so informatives, alle bedeutenden Aspekte historischer Kunst berücksichtigendes Werk findet man selten - zu einem Preis von 19,95 wird man kein vergleichbares Buch entdecken. Schon allein die reiche Bebilderung würde einen höheren Preis rechtfertigen, und auch bei der Herstellung dieser robusten Softcover-Ausgabe wurde nicht gespart.
Besonders erfreulich wirkt die Tatsache, dass die verschiedenen Kulturen in diesem Werk gleichberechtigt nebeneinander stehen. Natürlich überwiegt der europäische Anteil quantitativ, da er die meisten Zeugnisse hinterlassen hat, und dies relativ kontinuierlich. Künstlerisch produktive Kulturen wie jene aus Mittel- und Südamerika, Mittel- und Ostasien sowie Afrika werden jedoch ebenfalls und unabhängig davon unter Berücksichtigung ihrer Besonderheiten gewürdigt.
Die einzelnen Kapitel in den übergeordneten Abschnitten sind klar und übersichtlich gegliedert. Am Anfang jedes Kapitels findet der Leser eine Chronologie, die sich mit bedeutenden Ereignissen und Werken der bildenden Kunst wie auch mit historischen und kulturellen Eckdaten der besprochenen Epoche und Region befasst. Eine historische Karte zeigt die für diese Epoche und ihre Kunst wesentlichen Orte an.
Zahlreiche Bilder von Kunstwerken sowohl aus der bildenden Kunst als auch aus der in diesem Buch stets ausreichend thematisierten Architektur, hin und wieder auch Aufrisszeichnungen oder andere Grafiken illustrieren die Texte, in denen die Entwicklungen der jeweiligen Epoche in gebotener Ausführlichkeit unter Einbeziehung politischer und religiöser Elemente und längerfristiger Entwicklungen auf interessante, niemals trockene Weise beschrieben werden. Auf viele bedeutende Kunstwerke, vor allem jene, die in Form von Abbildungen im Buch enthalten sind, wird detailliert eingegangen. Einschübe, je nach ihrer Natur beispielsweise "Im Kontext" oder "Quellen und Dokumente" betitelt, liefern reichlich zum umfassenderen Verständnis notwendige Informationen. Auf diese Weise erhält der Leser ein abwechslungsreich gestaltetes, weit gefasstes und doch detailreiches Grundwissen zur Kunstgeschichte aller besiedelter Kontinente.
Das Buch müsste eine Fünf-Sterne-Wertung erhalten, wäre da nicht die extrem kleine Schrift - so klein, wie man sie sonst nicht einmal in Fußnoten gern verwendet. Hätte man allerdings eine einigermaßen komfortable Schriftgröße gewählt, so wären vermutlich mindestens zwei Bände notwendig geworden.
Sowohl von der Präsentation des äußerst gehaltvollen dargebotenen Wissens her, Stil und Ausstattung mit Illustrationen betreffend, als auch vom Preis her ist das Buch somit nicht zu übertreffen. Wer sich an einer Schriftgröße von etwa 8 pt. nicht stört, mag gern noch einen Stern zur Wertung hinzufügen.