Die Welt, in der Sabriel aufwächst, ist in zwei vollkommen unterschiedliche Gegenden zerteilt. Nur durch die Mauer, bewacht von bewaffneten Soldaten, werden sie getrennt. Selbst das Klima und die Jahreszeiten sind auf beiden Seiten unterschiedlich. Doch das ist nicht der größte Unterschied. Im alten Königreich ist die Heimat der Charter. Es ist eine gute schützende Macht, mit der man Zauber sprechen und Böses bannen kann. In dieser Region funktionieren keine Technik und keine Elektrizität. Die Kraft, die den Menschen hilft, ist die Charter, die von Chartermagiern beherrscht wird. Sie manifestiert sich in Symbolen, die auswendig gelernt und angewendet werden müssen.

Allerdings gibt es bei so viel Macht auch genug Leute, die diese allein zu ihrem Besten nutzen wollen. Die Nekromanten lassen Totes auferstehen und mehren so ihre Macht und ihren Einfluss. Allein der Abhorsen, bewaffnet mit seinem Charterschwert und seinem Band aus magischen Glocken, stellt sich ihnen in den Weg. Er hat geschworen, jegliches Tote bis hinter das siebte Tor des Todes zu verbannen, auf dass es nie wieder zurückkehren kann. Seine Aufgabe ist gefährlich und er hat mehr Gegner, als er zählen kann. Und so gerät Abhorsen in eine Falle, die ihn lähmt, denn einer der Größeren Toten ist zurück und erhebt Anspruch auf die Welt.

Allein einen schattenhaften Diener kann er seiner einzigen Tochter noch schicken. Sabriel ist in einem Mädcheninternat in Ancelstierre aufgewachsen. Es liegt jenseits der Mauer und hier sind die Schrecken des alten Königreichs lediglich wilde Gruselgeschichten. Sie weiß wenig über die Heimat ihres Vaters, als sein Diener sie nachts besucht. Bei sich trägt er Glockengurt und Schwert des Abhorsen. Doch Sabriel ist nicht bereit, den Tod ihres Vaters zu akzeptieren. In ihrem Inneren weiß sie, dass er noch am Leben ist, und so begibt sie sich ins Alte Königreich, um ihren Vater zu suchen und das zu zerstören, was ihn gefangen hält.

Leider weiß sie recht wenig über das Land, in dem sie reist, und so ist Mogget, die weiße Katze, ein ehemaliger Begleiter Abhorsens und in Wirklichkeit ein mächtiges Wesen aus freier Magie, ihr ein guter Ratgeber. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Sabriels Vater, während der Sabriel immer mehr selbst zu einem Abhorsen wird, je mehr Kraft und Wissen sie ansammelt.

"Sabriel" ist der erste Teil einer Reihe von Romanen über das Alte Königreich. Diese Welt ist in ihrer Einfachheit fesselnd und bezaubernd. Seine Schrecken erhält sie durch die Wesen, die aus dem Tod zurückkehren. Sieben Tore gibt es, die eine Seele durchschreitet, und erst wenn sie hinter dem siebten ist, kann sie nicht mehr zurückgeholt werden. Die Chartermagie ist Schutz und Leben für die Bewohner und sowohl die Chartersteine als auch der Abhorsen sind der Garant dafür.

An der Seite der Hauptfigur, die sich im Laufe des Romans vom jungen Schulmädchen zu einer entschlossenen jungen Frau wandelt, wandert ein nicht weniger detailliert gestalteter Charakter. Mogget ist eine stolze Katze, doch das ist nur der Schein, hinter dem sich ein wahrhaft dämonisches Wesen verbirgt. Dieses jedoch ist durch ein Band gefesselt und so kann Mogget seinem Unmut lediglich durch hochmütige Kommentare Luft verschaffen. Diese sind es auch, die dem Roman Humor und Witz verleihen.

Mit den Alten Königreichen wurde eine Welt geschaffen, die es wert ist, erlebt zu werden. Garth Nix beweist, dass man fernab von Elfen und Drachen eine bezaubernde und verzauberte Welt mit Worten zum Leben erwecken kann. Obwohl als Jugendbuch vermarktet, ist es dennoch auch für Erwachsene ein unterhaltsames und ansprechendes Buch. Man kann nur gespannt auf die nachfolgenden sein.