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Mit dem Buch "Erfolgreich wünschen" hat der Schauspieler Pierre Franckh erstaunlich viele Leser gefunden. Er beschreibt darin seine Techniken, einen Wunsch so in die Welt zu schicken, dass das Universum nicht anders kann, als den Wunsch zu erfüllen. Viele Leser haben ihm daraufhin Mails oder Briefe über ihre Erfahrungen - meist Erfolge - mit dem Wünschen geschrieben, die Franckh jetzt in "Wünsch es dir einfach - aber richtig!" abgedruckt und kommentiert hat.
In dem kleinen orangegelben Hardcoverbuch erläutert Franckh zunächst seine Motivation, das Buch zu schreiben, und erklärt das Grundprinzip des erfolgreichen Wünschens, das sich weitgehend auf Selbstvertrauen, die richtige Wunschformulierung und die richtigen Affirmationen stützt. Und natürlich auf den intensiven Glauben daran, dass das funktionieren wird. Er teilt die eingegangenen Lesergeschichten in verschiedene Themenbereiche ein: Tiefpunkte - hier berichtet er auch über seine eigene Lebenskrise, aus der er sich wieder herausgewünscht hat -, Partner-, Erfolgswünsche und Wünsche für andere oder mit anderen Menschen. Franckh kommentiert die Geschichten seiner Fans, erklärt die Vorgänge, die zum Erfolg geführt haben, und streut immer wieder passende Affirmationen ein. Das Buch endet mit einem Frage-Antwort-Kapitel, einigen Schlussbemerkungen und Informationen über Kurse und Vorträge zum Thema "Erfolgreich wünschen", die Franckh leitet, sowie Coach-Ausbildung.
Man setze sich also einfach hin und wünsche sich etwas. Juhuu! Wie einfach das Leben doch ist! Gut, dass nicht alle Menschen sich einfach das perfekte Leben wünschen, denn der Begriff "Arbeit" käme sicher in den wenigsten dieser Wünsche vor. Erfreulich ist darüber hinaus das Wissen, dass man auch Erfolg haben kann, wenn man sich diesem wahrhaft wunderlichen Glauben an Wunschenergie, Schwingungsebenen und das Universum als gigantischen Gratis-Lieferservice - man ist versucht, ihn irgendwo zwischen Yodas Jedi-Weisheit "Try not - do, or do not", Murphys Gesetz und dem Weihnachtsmann anzusiedeln - nicht hingibt. Es ist auch schwer zu glauben, dass Pierre Franckh am Tiefpunkt seiner Karriere ohne Geld, Hab und Gut, am Auge verletzt und ein paar Gerichtsverfahren am Hals in seinem neuen Haus saß, das er nicht bezahlen konnte, und wirklich nichts weiter gemacht hat, als sich Besserung zu wünschen. Hat er nichts dafür getan? Bewerbungen schreiben, zu Castings gehen, Ärzte konsultieren? Aber mit dem Eingeständnis, dass es vom absoluten Tiefpunkt an eigentlich nur noch aufwärts gehen kann, wenn man was dafür tut, klänge sein Ausweg aus dem tiefen Tal und die Genesung seines Auges nicht mehr halb so wundersam.
Kann man an Gott glauben, aber an der Wunschenergie zweifeln? Ja, man kann, denn zum Glück ist Gott als letztlich nicht greifbares und nur durch Gleichnisse beschriebenes Phänomen Auslegungssache und Religion nur eine Orientierungshilfe. Aber Franckhs Ausführungen über das Funktionieren der Wunschenergie, bei denen immer wieder Begriffe wie "feinstofflich" verwendet werden, klingt so wissenschaftlich, als hätte er irgendwo den Beweis dafür liegen. Den aber sieht er nur im - scheinbaren - Erfolg. Würden Dinge auch dann geschehen, wenn man sie sich nicht wünscht? Die Leute, die Franckhs Methode vertrauen - das mögen sie gerne tun, die hier geäußerte tiefgehende Skepsis soll niemanden vor den Kopf stoßen - werden es nicht erfahren. Aber warum wünschen sich diese Leute nicht mal etwas Sinnvolles wie den Weltfrieden? Oder ist dieser Wunsch längst in Arbeit und hängt unmittelbar mit der Selbstausrottung der Menschheit zusammen? Könnte man sich ein UFO auf dem Balkon wünschen oder würde dieser dann kurz darauf von einem Meteorit durchschlagen? Man ist der Interpretationsfreude des Universums auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und fühlt sich an die Prophezeiungen des Nostradamus erinnert - hatte er vielleicht auch nur Wünsche geäußert?
Erstaunlicherweise sind es überwiegend Frauen, die Franckh schreiben. Die Geschichten lesen sich alle auf mit der Zeit ermüdende Weise gleich, am Ende steht ein wie auch immer gearteter Wunscherfolg und ein Dankeschön an den Autor, Phrasen wie "Die Lieferung traf prompt ein" sind oft zu lesen, manche Geschichten sind durchaus unterhaltsam, andere absolut unerträglich geschrieben ("Sie machte mir wirklich echt zu schaffen damit.").
Franckhs Texte sind dem esoterischen Charakter seines Buches angemessen, und zwar nicht nur wegen der Grundthematik und des Einsatzes von Affirmationen: Er duzt seine Leser und baut dadurch eine Art Kumpelbeziehung auf, seine Sätze sind leicht und eingängig und letzten Endes wiederholt er das ganze Buch hindurch seine Aussagen. Auf diese Weise lullt man Leser ein - oder bringt sie dazu, das Buch genervt wegzulegen.
Leider hat es der Autor versäumt, den Sinn des Schmetterlings auf dem Cover zu erläutern. So muss man raten: Der Flügelschlag eines Schmetterlings in China kann in den USA einen Wirbelsturm verursachen? Aber so wichtig scheint es nicht zu sein.
Natürlich dürften sich alle Fans von "Erfolgreich wünschen" auch für dieses Buch interessieren, bietet das Buch ihnen doch die Bestätigung, dass es andere Menschen gibt, die ebenfalls mit dem Wünschen erfolgreich waren. Diesen Leuten wird das Drumherum weitgehend bekannt sein, interessant dürften die Affirmationen und die Leserfragen am Ende sein. Ob die Erfahrungsberichte anderer Leute darüber hinaus in der Lage sind, andere Menschen für Franckhs Theorie zu begeistern, bleibt offen.
Esoterik ist Glaubenssache, und wer bereit oder verzweifelt genug ist, sich Franckhs Theorie anzuvertrauen, mag in "Wünsch es dir einfach - aber richtig!" Bestätigung über deren scheinbare Wirksamkeit finden. Wer sein Schicksal lieber selber in die Hand nimmt, statt sich in Wunschdenken zu üben, und das Universum nicht zum Wunschlieferanten degradieren will, lasse lieber die Finger davon. Viel mehr als Werbung für "Erfolgreich wünschen" ist es letztendlich nicht.