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 Das bin doch ich


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Als Autor hat man es nicht leicht. Das muss auch Thomas Glavinic erfahren, der sein neuestes Wert "Die Arbeit der Nacht" zwar fertiggestellt, nicht aber an einen Verlag verkauft hat. Zwischen Hoffen und Bangen, ob es seiner Agentin letztlich gelingt, das Manuskript zu verkaufen, verbringt er seine Zeit mit Computerspielen, Lesungen erfolgreicher Schriftsteller und damit, seine Hypochondrie zu pflegen. Ständig glaubt er, an dieser oder jener Krankheit zu leiden, Berichte anderer, die über ihre Leiden sprechen, verursachen bei ihm Alpträume.
Mit viel Alkohol und ungesundem Essen verbringt er seine Zeit, ohne seine erfolgreichen Kollegen aus seinem neidischen Blick zu lassen. Vor allem sein Freund Daniel Kehlmann sorgt ständig für ein bitteres Gefühl bei Glavinic, verkauft sich dessen Roman "Die Vermessung der Welt" doch bestens und hat es gar auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis geschafft. Etwas, das auch Glavinic erreichen will, koste es, was es wolle.
Neben Lesungen, Hypochondrie und Neid gibt es jedoch noch mehr Faktoren im Leben des Autors, die dieses nicht gerade einfach gestalten. Da sind zum Beispiel seine Frau und sein 20 Monate alter Sohn, die Glavinic beide auf Trab halten. Noch schlimmer setzt ihm aber seine eigene Mutter zu, die - von Kehlmanns Verkaufszahlen begeistert - laut ausruft, wenn er denn einmal solch ein Buch schreiben würde.
So taumelt der Autor durch das Leben, bis sich endlich Licht am Ende des Tunnels abzeichnet. Aber werden nun seine Träume wahr?

Thomas Glavic schaffte es mit diesem Roman auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Nicht mit "Die Arbeit der Nacht", sondern eben mit dem biographischen Roman "Das bin doch ich". Wie nun bekannt ist, hat er den Preis nicht bekommen, denn Preisträgerin war Julia Franck mit "Die Mittagsfrau".
Sicherlich ist "Das bin doch ich" kein epochales Werk von großer Aussage und nein, er thematisiert auch nicht die Probleme dieser Welt. Er handelt nicht von Umweltschutz oder dem Krieg im Irak, von dem Elend in Afrika oder dem Gefängnis auf Guantanamo Bay. Glavinic beschreibt in seinem Roman schlicht den Literaturbetrieb in all seinen Facetten, und dies auf eine liebevoll karikierende Art, dass seine Aussagen nie verletzend sind, wohl aber gezielt kleine, freundliche Seitenhiebe verteilen. Dies mag manchen Lesern nicht weit genug gehen, doch in einem komischen Roman der sanfteren Töne wären deutlichere Schmähworte unangebracht. Kritiker, Journalisten und Kollegen werden ebenso beschrieben wie Bürokraten, die keine Ahnung von Literatur haben, sich aber ganz gerne mit dieser Sparte der Kultur schmücken.
Glavinic erzählt auf 240 Seiten relativ wenig. Die Summe, würde man unter dem Roman einen Strich ziehen, fiele nicht gerade opulent aus. Die Themen wiederholen sich, bis man erahnen kann, was auf den kommenden Seiten steht. Gleichwohl gelingt es dem Autor aber gerade damit, den wiederkehrenden Tagesablauf zwischen Hoffnung und Enttäuschung, Neid und Frustration aufzuzeigen. In seiner schlichten, eingängigen Art gelingt es dem Autor, das Leben eines Schriftstellers zu entzaubern und ihn für eine breite Leserschaft als einen Mann von Nebenan, mit all den Schwächen und Stärken eines Jedermanns darzustellen. Der Witz des Romans gleitet dabei nie in das heute so weit verbreitete "Comedy-Lustisch-Genre" ab, bei dem jeder Gag den nächsten übertreffen muss und auch die niedersten Klischees bedient werden, um Lacher zu erzielen. Glavinic führt, ganz im Stile gekonnter Satire, Alltagssituationen gerade so weit ins Absurde, dass sie zum einen humorvoll sind, zum anderen aber noch immer vorstellbar bleiben. Das gleiche Mittel wendet der Autor auch bei den Protagonisten an, die er eher liebevoll denn bissig darstellt. So kommt zu keiner Zeit Langeweile auf.

Fazit: "Das bin doch ich" landete zu Recht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er ist eine wunderbare Schilderung des oftmals selbstverliebten Literaturbetriebes und macht von der ersten bis zur letzten Seite Spaß.

Gunter Arentzen



Hardcover | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783446209121 | Preis: 19,90 Euro | 240 Seiten | Sprache: deutsch

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