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Was wäre die feine Küche ohne Gewürze? Viele Gewürzarten sind schon seit der Antike beliebt. Das Interesse der Europäer an exotischen Gewürzen wie Pfeffer, Zimt und Muskatnuss hatte einschneidende Folgen für die Geschichte Asiens und Europas.
Im Handbuch "picantissimo" kann sich der Leser über mehr als hundert Gewürze informieren, von denen manche nur von regionaler Bedeutung sind, während sich andere auf der ganzen Welt großer Beliebtheit erfreuen. Von Ajowan, einem Gewürz der indischen und arabischen Küche, bis zur Zwiebel und ihren Verwandten finden sich hier die unterschiedlichsten Gewächse. Selbst Silphion, eine bei den alten Griechen und Römern beliebte, während der Regierungszeit Neros jedoch ausgestorbene Gewürz- und Gemüsepflanze, wird anhand der antiken Quellen genau beschrieben.
Die einzelnen Gewächse sind mit deutschem Namen, gebräuchlichen Synonymen und lateinischem/botanischem Namen aufgeführt. Ein Abschnitt zu jeder Art befasst sich mit Herkunft und Geschichte der Pflanze, ein weiterer mit botanischen Aspekten, und auch Anbau und Qualitäten sowie verwendete Pflanzenteile, Geruch und Geschmack werden behandelt. Möglicherweise einmalig an diesem Handbuch ist der für jedes Gewürz vorliegende Abschnitt über aromagebende Inhaltsstoffe; wer sich nicht so sehr für die Gewürzchemie interessiert, findet sicherlich Gefallen an den sich anschließenden Ausführungen zur Kulinarik, sprich, dem Einsatz und der Bedeutung in der Küche - oder in unterschiedlichen regionalen und nationalen Küchen.
Auf den lexikalischen Teil folgt eine ebenfalls alphabetisch geordnete Auflistung und Beschreibung von Gewürzmischungen und -zubereitungen. Der Index führt Gewürze unter lokalen und in Kochbüchern zu findenden Namen sowie unter der deutschen Bezeichnung auf und kann daher für Köche mit Hang zur internationalen Küche sehr hilfreich werden.
Als reines Nachschlagewerk ist dieses Buch im Grunde viel zu schade. Wer Freude an Kräutern und Gewürzen aller Art hat, wird das Buch daher wahrscheinlich wie die Rezensentin von Anfang bis Schluss mit Interesse und Spannung lesen, denn es bietet sehr viel Wissenswertes in kurzweiliger Ausführung. Allein die Geschichte der einzelnen Gewürze, das heißt, ihres Ursprungs, gegebenenfalls auch ihrer Abstammung, ihrer Ausbreitung aus geografischer und historischer Sicht und unter Umständen auch ihre Einbindung in politische Konflikte - als Paradebeispiel kann der Mohn dienen, Stichwort Opiumkriege! - und ihrer sich wandelnden Nutzung, könnte eigentlich ein ganzes Buch füllen. Obwohl historisch Interessierte, Botaniker und Biochemiker auf ihre Kosten kommen, findet auch der Pragmatiker alles, was sein Herz begehrt, nämlich eine genaue Beschreibung des Gewächses einschließlich mindestens einer aussagekräftigen fotografischen Abbildung, sodass er die jeweilige Pflanze gut zu identifizieren lernt, die Verwendungsmöglichkeiten, gegebenenfalls auch für unterschiedliche Pflanzenteile, und ihre geschmackliche Wirkung auf die Speisen. Hier sei noch einmal auf den nützlichen Index hingewiesen. Mancher Leser mag sich wundern, dass auch die Kokosnuss, die Mango, die Olive und Zitrusfrüchte als Gewürze aufgeführt sind, indes zeigt sich während der Lektüre rasch, wie angemessen die Einbeziehung dieser Früchte in das Gewürzbuch ist.
Mit häufigen Verwechslungen und Fehlbenennungen, zum Beispiel die Bezeichnung von Nigella als "schwarzer Sesam" oder "Schwarzkümmel", aber auch mit Täuschungen etwa hinsichtlich des Verkaufs von billigem Kurkuma als Safran, räumt das Buch auf: Der Leser lernt, richtige und umgangssprachliche oder lokale, irreführende Bezeichnungen zu unterscheiden und Fälschungen teurer Gewürzsorten zu erkennen.
Ein überaus gelungenes, auch bezüglich der Aufmachung sehr attraktives Buch, das in der Küche als perfektes Nachschlagewerk willkommen ist, ebenso jedoch als informative, spannende Lektüre für Mußestunden!