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"Die Kreuzritter" ist ein Buch das den Untertitel "Historischer Roman" gleich aus doppeltem Grunde trägt: Es geht zum einen um die Ritterzeit und zum anderen wurde das Buch selbst im Jahre 1900 erstmals veröffentlicht. Damit hat es ungefähr so viel mit dem heutigen Roman zu tun, wie Fahrzeuge aus der damaligen Zeit mit unseren Autos heute.
Es geht um Macko und Zbyszko, einen alternden Ritter und seinen Neffen, die durch Masuren, Polen und einige andere Gegenden ziehen. Die beiden haben schon ein bisschen Beute gemacht, wenn der Leser sie kennen lernt. Beim ersten Zusammentreffen mit der jungen Edlen Danusia, die zum Gefolge einer Fürstin gehört, verliebt sich Zbyszko nicht nur, er verschwört sich dem Mädchen auch für ewig als ihr Ritter und will für sie drei Federbüsche von deutschen Rittern erbeuten.
Als er den ersten deutschen Ritter, einen Kreuzritter, der noch nicht mal wirklich Deutscher ist, sieht, greift er ihn an. Allerdings ist der Kreuzritter durchaus in der Lage, den jungen Mann abzuwehren, und knickt ihm mal eben die Lanze. Dieser Angriff auf einen Gesandten des Königs beschert Zbyszko erst mal einiges an Scherereien, denn es wartet ein "Halsgericht" auf ihn ...
Ganz ehrlich, das auf der Rückseite gepriesene "Meisterwerk" des Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz ist ein stilistischer Graus. Ob es am Original liegt oder an der Übersetzung, ist natürlich nicht zweifelsfrei festzustellen, aber hier häufen sich altmodische Floskeln, hier werden auf einer Seite mehr Namen erwähnt, als in einem guten Buch in drei Kapiteln - natürlich zum größten Teil polnische Namen, die ja für deutsche Zungen auch in Gedanken nicht so einfach auszusprechen sind - und dazu der historisierende Versuch, mittelalterliche Chroniken und Sagen im Stil nachzuahmen, wobei man davon ausgehen muss, dass dieser Stil im ausgehenden 19. Jahrhundert schon historisierend war. Da verhält sich niemand wie ein normaler Mensch, es kommt nicht ein Hauch Spannung auf und alle drei Seiten überkommt einen der Wunsch, den Wälzer von 672 Seiten in die nächste Ecke zu feuern.
So großartig die Leistungen des Herrn Sienkiewicz sein mögen, dieser Band macht sich allenfalls gut als Stütze für bessere Bücher.