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Ernst und Hildy Beyeler? Mit den Namen werden viele Leute ebenso wenig anfangen können, wie mit dem netten, älteren Paar, das auf dem Cover des Kataloges abgebildet ist. Wer sind diese Menschen, dass man ihnen zu Ehren eine Ausstellung, gar eine Hommage, veranstaltet hat, die sich hier zwischen zwei Buchdeckeln wieder findet?
Ernst und Hildy Beyeler sind Galeristen und Sammler, die im Laufe ihres langen Arbeitslebens um die sechzehntausend Kunstwerke vermittelt haben. Zudem gründeten sie die Fondation Beyeler, eine Stiftung, die sich um die Pflege und Präsentation der eigenen Sammlung kümmern soll, die mittlerweile in einem eigenen Museum ausgestellt wird.
Ihrer Sammlung gehören Werke von Künstlern wie Paul Klee, Paul Cézanne, Roy Lichtenstein, Vincent Van Gogh, Henri Matisse oder Pablo Picasso an - also Werke der Klassischen Moderne beziehungsweise solche, die dort ihre Wurzeln haben.
"Die andere Sammlung" sind nun die Werke, die in der Galerie verkauft wurden und ihren Weg in öffentliche oder private Hände fanden. Zu einer Sonderausstellung brachte man einen Teil dieser Werke noch mal zusammen. Der vorliegende Band ist der Begleitkatalog zur Ausstellung.
Im Katalog wechseln sich die Bilder der Ausstellung mit Texten verschiedener Autoren ab, zudem ist immer wieder eine kleine Hommage eingeschoben, jede zu einem anderen Thema.
Kunstfreunde werden sich natürlich für die gezeigten Bilder und Kunstwerke interessieren. Die Bandbreite ist hier wirklich groß. Es beginnt mit "Paul Cézanne, Paul Gauguin. Vincent van Gogh, Pierre Bonnard", gefolgt von "Pablo Picasso", "George Braque, Juan Gris, Fernand Léger", "Henri Matisse, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian", "Paul Klee, Max Ernst, Joan Miró, Alexander Calder", "Hans Arp, Jean Dubuffet, Alberto Giacometti, Francis Bacon" und wird abgeschlossen mit "Willem de Kooning, Jackson Pollock, Barnett Newman, Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg, Andy Warhol". Die getroffene Auswahl wird dem Leser und Betrachter viele bekannte Künstler präsentieren. Manche sind dem Leser vielleicht auch noch unbekannt oder nur vom Namen her vertraut. So kann man beim Durchblättern auch noch seinen Horizont etwas erweitern.
Die hundertneunundvierzig farbigen Abbildungen selbst füllen oft eine ganze Seite aus und präsentieren sich in der vom Verlag gewohnten hohen Qualität.
Die Hommagen sind kurz gehaltene Texte und erinnern an kurze Reden, wie man sie auf einer Jubiläumsfeier hören kann oder vielleicht auch bei der Ausstellungseröffnung gehört hätte.
Die "regulären" Texte weisen da schon mehr Anspruch auf, sind interessant und oft mit viel fachlichem Hintergrund geschrieben. Sie sind zudem eine interessante Ergänzung zu den gezeigten Bildern.
Etwas verwirrend mag das Format der Texte sein. In Blockdruck füllen sie praktisch die ganze Seite aus, was das Erkennen der Wörter am Rand der Seite erschwert. Allerdings wird so die Assoziation an Texte geweckt, wie man sie an Wänden von Ausstellungsräumen in Galerien oder Museen finden kann.
Eine schöne Ergänzung zu den Bildern und den Texten sind die Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Arbeitsleben der Beyelers. Zeigen sie doch nicht nur Ausstellungen und die Arbeit an diesen, sondern auch die Beyelers zum Beispiel beim Treffen mit Künstlern wie Picasso.
Ernst und Hildy Beyeler sind sicher sehr interessante Menschen, die die Kunstwelt durch ihre Arbeit bereichert haben. Wer nicht die Gelegenheit hat, ihr Museum zu besuchen, sollte zu dem Katalog greifen. Hier hat man die Größen der Klassischen Moderne in einem Band vereint und dazu noch die Gelegenheit Künstler kennen zu lernen, die über die üblichen Verdächtigen wie Picasso hinausgehen.
Ein schöner und interessanter Katalog und eine lohnende Anschaffung.