Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Das Land Terre d'Ange ist wahrlich ein gesegnetes Land, in dem sich die Götter niederließen und sich mit den dort lebenden Menschen verbanden. Aus ihnen entstanden die D'Angline, die heute dieses wunderschöne Land bevölkern, treu ihren dreizehn Urvätern und Müttern ergeben. So mag es auch niemanden verwundern, das dass Land von dreizehn großen Häusern dominiert wird, die das Erbe ihrer göttlichen Vorfahren bewahren. Diese haben ihnen auch einen Leitsatz mit auf den Weg gegeben: Liebe, wie es dir gefällt, und so ist es nicht verwunderlich, dass die dreizehn großen Häuser sich dem Liebesdienst verschrieben haben, der dem Charakter ihrer jeweiligen Götter entspricht. In dieser Welt kommt Phèdre auf die Welt, deren Name fluchbeladen ist, und zu allem Übel hat sie trotz all ihrer Schönheit doch einen Makel, eins ihrer Augen weist einen roten Punkt auf.
So bleibt ihren Eltern nichts anderes übrig, als Phèdre gänzlich an eins der großen Häuser abzutreten, denn ihre Verbindung stand nicht unter dem Segen der Häuser. So gelangt Phèdre in das Nachtpalais, wo sie ihre Erziehung zu einer gesellschaftlich anerkannten Kurtisane erhält, denn trotz ihrer zweifelhaften Herkunft hat doch einer ihre wahre Natur erkannt. Es handelt sich um den Edelmann Anafiel Delaunay, der ihren Makel, den roten Fleck in ihrem Auge, als Pfeil der Gottheit Kushiel erkennt, der Phèdre dazu bestimmt, Schmerz als Vergnügen zu erfahren. Delaunay erkennt darin eine einmalige Chance und erwirbt Phèdre für sich. So verlässt Phèdre im Alter von zehn Jahren das Nachtpalais, um in Delaunays Dienste zu treten, der Phèdre noch eine weitere Ausbildung angedeihen lässt: Die als Spionin, denn Terre d'Ange steht vor einem Umbruch, das Königshaus ist labil und auch ein Krieg bahnt sich am Horizont an. Anafiel Delaunay hat vor, Phèdre zu nutzen, um hinter die Intrigen seiner Zeit zu kommen und um seine Welt zu beeinflussen. Phèdre weiß um ihr Schicksal, doch noch ahnt sich nicht, welche Rolle sie einmal spielen wird.
"Das Zeichen" ist der Auftakt einer neuen Trilogie von Jacqueline Carey namens "Kushiel". Kushiel steht hierbei für eine der Götterfiguren, die Jacqueline Carey in ihrem Buch verwendet.
Der Roman wird aus der Sicht von Phèdre erzählt, der Leser wird in der Ich-Form durch dieses Buch geführt. Phèdre erzählt dabei nicht nur die Handlung, sondern reflektiert auch über das Geschehen.
Die Geschichte an sich ist sehr umfangreich durch eine sehr kompakt Welt und die Fülle an Ereignissen und Gefühlsregungen, die dargestellt werden. Die Autorin Welt bedient sich hierbei einer recht gläubigen Basis für ihr Buch. So entstand der Heilige Elua aus dem Blute Yeshua ben Yosef, dem Sohn des Einen Gottes, und den Tränen Magdalenas. Beide Elternfiguren zeigen hierbei starke parallelen zu den gleichnamigen Figuren des Christentums. Und der Gott Elua scharte Anhänger um sich, die den Leser unweigerlich an die Jünger Jesu aus dem Christentum denken lässt. Vermischt wird diese spirituelle Art mit einer sehr freizügigen Auffassung von Erotik, die dem Glauben der D'Anglines entspringt, und Carey nimmt hier kein Blatt vor den Mund, was bei einer Kurtisane als Hauptfigur auch kein Wunder ist. Aber Careys Buch hat auch noch mehr zu bieten: Es ist ein geballtes Werk aus den unterschiedlichsten Gefühlsregungen, wie Hass oder Liebe, kombiniert mit einem interessanten Intrigenspiel, das sogar vor einem Krieg nicht halt macht und so die ganze Geschichte zu einem einzigen Abenteuer macht. Das Intrigennetz zieht sich durch das ganze Buch und bildet das Bindeglied zur Fortsetzung.
Der Schreibstil von Jacqueline Carey ist dabei wirklich eindrucksvoll und zieht den Leser im ganzen Verlauf des Buches in seinen Bann.
Damit der Leser auch dem geographischen Verlauf der Geschichte folgen kann, findet man die Karte von Careys Welt im inneren Einband, sie stammt von Erhard Ringer. Zwar ist die Karte sehr schön und zeigt alle wichtigen Länder, in denen "Das Zeichen" spielt, und noch einiges mehr was vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel der folgenden Bände wirft, trotzdem wäre in dem einen oder anderen Moment eine detaillierte Karte von Terre d'Ange wünschenswert, da doch dort der das meiste der Handlungen stattfindet.
"Das Zeichen" bietet daher ein geballtes Werk, das durch die vielen, teilweise unerwarteten Wendungen und das spannende Intrigenspiel den Leser bis zum Ende fesselt. Wer sich also für eine gehaltvolle Liebesgeschichte begeistern kann, die vielleicht etwas ungewöhnlicher als sonst ist und angehaucht von Esoterik, wird bei diesem Roman voll auf seine Kosten kommen und der Preis ist bei 953 Seiten sehr ansprechend. Hoffen kann man nur, dass die folgenden Bände und die Autorin diesem wirklich großartigen Buch gerecht werden können.